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1317 - Horror-Puppen

1317 - Horror-Puppen

Titel: 1317 - Horror-Puppen
Autoren: Jason Dark
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untersuchen. Sehr vorsichtig schob ich einige Haarsträhnen zur Seite, um die Kopfhaut besser zu sehen.
    Die Wunde war in dem Sinne keine Wunde, sondern eine tiefe Schramme, die von der Kugel hinterlassen worden war. Ein Streifschuss hatte Sheila umgeworfen. Ein weiteres Stück Glück kam hinzu, denn die Schramme war nicht besonders tief. Ein paar Millimeter weiter nur, und Sheila hätte wohl nicht überlebt. Sie musste wirklich einen besonderen Schutzengel in dieser Lage gehabt haben.
    Es konnte auch zum großen Teil an dem Schock liegen, der sie umgeworfen hatte.
    Ich stieß die Luft so laut und zudem erleichtert aus, dass Bill aufmerksam wurde.
    Er sprach mich an. Zu verstehen war nichts, denn aus seinem Mund drang nur ein krächzendes Flüstern.
    »Sie ist okay!«
    Bill schwieg. Er zwinkerte nur mit den Augen. Sie bewegten sich in einem Gesicht, das schweißnass geworden war.
    »Ja, sie lebt, Bill. Es ist zwar schlimm, aber nur ein Streifschuss.«
    Er wiederholte das Wort.
    »Ja, sieh es dir an.«
    Der Reporter holte tief Atem. Erleichtert sah er noch immer nicht aus. Ich konnte es verdammt gut nachfühlen. Doch er war so weit, dass er wirklich schaute und seinen Kopf langsam nach vorn beugte.
    Ich drückte die hinderlichen Haare wieder zur Seite, sodass Bills Sicht besser wurde.
    Jetzt sah auch er die dunkelrote Schramme. Es kam noch etwas hinzu, das seine Freude und ebenfalls die Erleichterung stärkte, denn Sheila meldete sich mit einem leichten Stöhnen, obwohl sie das noch nicht aus ihrem Zustand zurückholte.
    »Okay?«
    Bill streckte seine Hand aus. Er streichelte die Wange seiner Frau.
    Dabei zuckten seine Halsmuskeln. Er zwinkerte mit den Augen, zog die Nase hoch und schaffte es nicht mehr, die Tränen zurückzuhalten. Das Weinen erleichtert einen Menschen, und so etwas taten nicht nur Frauen, denn auch Männer sind Menschen.
    »Mein Gott«, flüsterte er nur, »mein Gott. Sie ist… ich … ich … kann es noch immer nicht glauben.«
    »Ein Streifschuss, Bill. Zum Glück nur ein Streifschuss.« Obwohl ich mich mit meinem Freund unterhalten hatte, war ich sehr aufmerksam gewesen und hatte so gut wie möglich die nähere Umgebung im Auge behalten. Doch auf dem Grundstück hatte sich der unbekannte Schütze nicht gezeigt, und er hatte auch nicht mehr geschossen.
    Auch ein Mensch, der weniger durcheinander gewesen wäre als Bill, hätte die Frage gestellt. »Was sollen wir denn jetzt tun?«
    »Ganz einfach. Wir werden Sheila in Deckung bringen. Du wirst bei ihr bleiben. Ich schaue mich alleine um.«
    »Gut.«
    Dieses Wort passte auch dazu, dass Sheila keine inneren Verletzungen aufwies. Wäre die Kugel in ihren Körper eingeschlagen, hätten wir damit rechnen müssen.
    Ich schaute noch mal nach vorn. Der Schütze zeigte sich nicht.
    Oder war es eine Schützin?
    Davon musste ich ebenfalls ausgehen, denn dieses Haus wurde von einer Frau bewohnt. Was sie allerdings dazu verleitet hatte, auf uns zu schießen, das war und blieb zunächst ein Rätsel.
    Wir gingen sehr behutsam mit Sheila um, als wir sie durch das Gras schleiften. Blühender Löwenzahn liebkoste mit seinen hellen gelben Blüten ihre Wangen. Kleine Blätter und Halme glitten über das Gesicht hinweg, und wir atmeten erst auf, als Sheila hinter dem Rover in einer verhältnismäßig guten Deckung lag.
    Da beugte sich Bill zu ihr nieder und hauchte ihr einen Kuss auf den Mund. Es wirkte alles andere als kitschig, sondern einfach nur menschlich.
    »Ich überlasse es dir, Bill, ob du mit ihr wegfahren willst, um zu einem Arzt zu gelangen. Verkehrt wäre es nicht…«
    »Nein, nein, John. Es ist nur ein Streifschuss. Das habe ich jetzt begriffen. Ich konnte mir die Schramme auch anschauen. Sie ist nicht besonders tief, und ich glaube auch nicht an ein Gehirnerschütterung. Sheila wird starke Kopfschmerzen haben, wenn sie erwacht, das ist dann auch alles.«
    »Wie du meinst.«
    Seine Augen bekamen einen harten Ausdruck. »Außerdem steht noch eine Rechnung offen.«
    Ich deutete zum Haus hin. »Mit Iris Freeman?«
    »Klar. Mit wem sonst?«
    »Glaubst du, dass sie geschossen hat?«
    Der Reporter hob die Schultern. Zugleich verdüsterte sich sein Blick. Er hing noch seinen Gedanken nach, als er überlegte. »Wer sollte es sonst getan haben?«
    »Traust du ihr das denn zu?«
    »Das weiß ich nicht. Ich kenne sie nicht. Sheila kennt sie. Nur deshalb sind wir ja hier. Sie hat uns von ihrem Hobby berichtet. Von den Puppen, die angeblich leben und unter einer
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