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1317 - Die Orphischen Labyrinthe

Titel: 1317 - Die Orphischen Labyrinthe
Autoren: Unbekannt
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Flucht war es zu spät. Plötzlich waren sie in einem Wald aus bizarren Kristallgebilden eingeschlossen, die rasend schnell in die Höhe wuchsen und sich auch in die Breite verästelten.
    „Verdammt!" fluchte Veth. „Jetzt sind wir in einem Labyrinth eingeschlossen."
    „Findest du nicht hinaus?" fragte Sri, die viel zu beeindruckt von dem Wunder war, das sich vor ihren Augen abgespielt hatte, als daß sie Panik verspüren konnte.
    „Das schon", antwortete Veth. „Aber wir sind von Alaska abgeschnitten, und wer weiß, wie lange es dauert, bis wir wieder seine Signale empfangen."
     
    *
     
    Die Kristalle verloren allmählich ihre Leuchtkraft, ihre glatten Flächen wurden porös, bekamen eine schmutziggraue Farbe, zerfielen allmählich zu Staub.
    „Paß auf, wohin du trittst", warnte Veth, während sie einen schräg aufwärtsführenden Tunnel hinaufkletterten. Er griff mit einer Blitzerhand nach einem scharfkantigen Vorsprung, um sich daran in die Höhe zu ziehen. Doch schon bei der ersten Berührung zerfiel das scheinbar massive Gestein zu Staub und schwebte als Wolke davon. Veth erklärte: „Das habe ich gemeint. Die Kristalle bauen sich bereits wieder ab. Und wir müssen aus dem Labyrinth, bevor uns der ganze Dom auf den Kopf fällt."
    Sri war in der Bansque-Gestalt viel schneller als Veth, aber sie blieb hinter ihm, um ihm die Führung zu überlassen. Schließlich" hatte er zweitausend Jahre in einem Orphischen Labyrinth zugebracht.
    Auf die Frage, wie er eine solche Zeitspanne überdauern konnte, ohne die Unsterblichkeit erlangt zu haben, hatte er ihr erklärt, daß für die Labyrinthbewohner ganz andere Zeitmaßstäbe gelten und in der Pararealität die Uhren anders gingen als im Standarduniversum.
    „Hier gilt keines der uns bekannten Naturgesetze, vielleicht gibt es sogar überhaupt keine Gesetzmäßigkeit, und es handelt sich um eine Abfolge von unkalkulierbaren Phänomenen", hatte er erklärt. „Hier ist nur der Tod so endgültig wie in unserer Welt."
    Veth hangelte sich an einem überhängenden Vorsprung entlang und schwang seine Blitzbeine, um so auf die oberhalb liegende Plattform zu gelangen. Plötzlich barst der massiv wirkende Fels auseinander und löste sich in eine Staubwolke auf.
    Sri sah, wie die Blitzergestalt durch die Wolke segelte, dann entschwand Veth ihren Blicken. Sie schnellte sich von dem Felsvorsprung, auf dem sie gestanden hatte, und gelangte mit einem mächtigen Satz auf die andere Seite. Ihre Ishara pulsierte und zeigte ihr so an, daß Veth irgendwo über ihr war.
    „Geschafft!" hörte sie Veth von oben rufen. „Ich weise dir den Weg."
    Sri war immer noch in die Wolke aus Staub gehüllt. Die Partikel lagerten sich auf ihrem Körper ab, wurden flüssig und perlten auf ihrer Haut. Sie konnten sehen, wie die Tropfen sich auflösten, von den Poren ihrer Haut aufgenommen und absorbiert wurden. Das war mit einem angenehmen Prickeln verbunden, und irgendwie bildete sie sich ein, daß ihre Haut daraufhin elastischer wurde und sie sich insgesamt vitaler fühlte.
    Vor ihr bildete sich ein Schwärm wie aus kleinen Mücken, die sich durch die Atmosphäre tänzelnd entfernten. Sri folgte dem Schwärm, denn sie wußte, daß es sich um jenen psionischen Fallout handelte, der sich als Pigmente in Veths Gesicht niedergeschlagen hatte.
    In der Pararealität war es ihm möglich, diese psionischen Partikel als Kundschafter, Spione oder Wegweiser auszuschicken.
    Kurz darauf stieß Sri zu Veth.
    Sie befanden sich inmitten eines mächtigen Gebirges, dessen Oberfläche immer noch kristallin war. Hoch über ihnen rotierte ein rot leuchtendes wolkenartiges Gebilde wie ein Feuerrad, dessen flammende Ränder wie Protuberanzen in die umliegende, vielschichtige Düsternis griffen.
    „Was ist das?" erkundigte sich Sri.
    „Das Rotauge?" sagte Veth und blickte zu dem rotierenden Flammenrad hinauf. „Eine Art energetische Linse. Je nachdem, ob das Rotauge konvex oder konkav ist, hat es die Eigenschaft, Dinge, die durch es hindurchgehen, ins Riesenhafte zu vergrößern oder mikroskopisch zu verkleinern. Zusätzlich hat es Transmittereffekt. Du weißt nie, wo du nach dem Durchgang herauskommst. Die Zyklone sind ein besseres Transportmedium - aus einem solchen Wirbelwind kannst du leichter wieder aussteigen. Dorthin müssen wir!"
    Veth deutete auf eine Nebelwand, in der es grünlich irrlichterte und die sich von links über das endlos scheinende Kristallgebirge ausdehnte.
    „Sieht aber nicht sehr einladend
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