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1313 - Die Kolonisten von Lao-Sinh

Titel: 1313 - Die Kolonisten von Lao-Sinh
Autoren: Unbekannt
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ausgetragen wurde, tendierten zu der Ansicht, daß man entweder umkehren oder mit Höchstgeschwindigkeit, ohne jede Rücksicht auf Verluste, LAO-SINH ansteuern sollte. Die Anhänger der Höchstgeschwindigkeitstheorie waren in der Minderheit, wurden aber von den Technikern wie auch den Espern heiß umworben. Die potentiellen Umkehrer waren sich der Tatsache bewußt, daß sie sich in offenem Konflikt mit den Interessen des kartanischen Volkes befanden, und reagierten zunehmend depressiv. Sie wußten, daß sie nicht umkehren durften, aber sie hatten auch kein besonderes Verlangen danach, die Reise fortzusetzen.
    Ihre Aufmerksamkeit richtete sich in immer stärkerem Maß auf eine Galaxis, die quer zum derzeitigen Kurs stand und gerade zum kritischen Zeitpunkt binnen weniger Wochen erreichbar gewesen wäre.
    Eine Meuterei war nicht zu befürchten - zumindest nicht zu jenem Zeitpunkt, als Dao-Lin-H'ay sich der Tatsache bewußt wurde, daß sie es mit einem ernsten Problem zu tun hatte. Hätte sie aber die Augen vor diesen Dingen verschlossen, so wäre die Mission der SINDAHA wahrscheinlich gescheitert. Zumindest wäre das Schiff mit stark reduzierter Besatzung in LAO-SINH angekommen.
    Dao-Lin erinnerte sich deutlich an jenen Tag, der die Entscheidung brachte.
     
    4.
     
    Sie war sich der Tatsache bewußt, daß sie eine vierte Partei an Bord hatte, die jedoch selten das Wort ergriff. Das waren Ga-Liu-M'igay und seine Paratauben.
    Sie gehörten offiziell zum technischen Personal, beteiligten sich jedoch nicht an den mittlerweile kreuz und quer laufenden Intrigen, sondern gingen mit offensichtlicher Gelassenheit ihrer Arbeit nach, was die Protektorin der SINDAHA unter den gegebenen Umständen überraschte. Ihrer Meinung nach hatten gerade die Paratauben Grund, sich über diese scheinbar endlose Reise aufzuregen. Das taten sie aber nicht, und sie wollte wissen, warum das so war. Darum suchte sie Ga-Liu auf.
    Sie brachte ihm keine besonderen Sympathien entgegen - ganz im Gegenteil -, aber sie wurde noch immer den Verdacht nicht los, daß er etwas wußte, was ihr nicht bekannt war.
    Das Verhalten seiner Leute schien diesen Verdacht zu bestätigen.
    Allen Kartanin war schon vor dem Start ein Quartier in der Endstufe des Schiffes angewiesen worden. Diese Quartiere entsprachen dem an Bord kartanischer Schiffe üblichen Standard - sie waren nicht gerade üppig, aber es ließ sich in ihnen aushalten.
    Die Esper waren aus naheliegenden Gründen in der Endstufe geblieben - die Paratauben ebenfalls. Ga-Liu und seine Leute beteiligten sich auch nicht an den verschiedenen Aktivitäten, mit denen die meisten Kartanin die Zeit totzuschlagen trachteten. Sie beanspruchten keine Zweitquartiere, hingen nicht vor den Bildschirmen herum, stellten keine besonderen Ansprüche an ihre Freizeit und brauchten offenbar auch keinen Beifall für die Arbeit, die sie erledigten.
    Ga-Liu-M'igay empfing Dao-Lin in seiner Kabine, die so einfach eingerichtet war, daß die Protektorin der SINDAHA sich in die KASAMU zurückversetzt fühlte. Es war ein kühler, unpersönlicher Raum, und genauso kühl wirkte der Kartane, der darin hauste. Sie wäre beinahe wieder umgekehrt. Es erschien ihr als völlig undenkbar, daß ausgerechnet dieser Parataube auch nur das geringste Verständnis für ihre Probleme aufbringen könnte.
    „Ich weiß, was dich bedrückt", sagte Ga-Liu jedoch ganz überraschend. „LAO-SINH ist zu weit entfernt."
    Dabei blickte er an ihr vorbei, wie immer, wenn sie mit ihm sprach.
    „So ist es", murmelte sie unsicher. „Was kann man dagegen tun?"
    „Ich weiß es nicht", sagte er gelassen. „Aber das liegt wahrscheinlich einfach daran, daß ich nicht weiß, was LAO-SINH ist."
    „Es ist ein Ort, der von psionischer Energie durchflutet ist", sagte sie nachdenklich.
    „Glaubst du wirklich, daß ich mir darunter etwas vorstellen kann?" fragte Ga-Liu nüchtern.
    Dao-Lin-H'ay sah ihn bestürzt an.
    „Entschuldige", bat sie. „Ich ..."
    Sie verstummte betroffen, denn sie wurde sich der Tatsache bewußt, wie geschmacklos es war, ihn in dieser Weise auf sein Gebrechen hinzuweisen. Gleichzeitig begriff sie, daß sie für immer außerstande sein würde, ihn zu verstehen. Zwischen ihr und Ga-Liu-M'igay gab es keine Gemeinsamkeiten. Was sie voneinander trennte, das war weit mehr als die Fähigkeit zu einer bestimmten Form der sinnlichen Wahrnehmung. Seine Parataubheit war schlimmer als irgendeine andere Form der Behinderung.
    Ga-Liu würde niemals
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