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1308 - Tödliche Schwingen

1308 - Tödliche Schwingen

Titel: 1308 - Tödliche Schwingen
Autoren: Jason Dark
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beneidete Carlotta das Tier. Sie wäre gern an Edens Stelle gewesen, nur für einige Augenblicke, aber das war nicht möglich. So musste sie weiterhin mit der bedrückenden Furcht leben.
    Eden rannte hin und her. Manchmal sprang er tollpatschig in die Höhe und schnappte nach irgendwelchen Insekten, die vom Frühlingsgeruch angelockt worden waren, denn am Tag stieg das Thermometer oft in den zweistelligen Bereich.
    Eden stoppte.
    Carlotta sah es. Sie lächelte noch immer. Aber ihr Lächeln veränderte sich einige Sekunden später und war dann zerbrochen, denn sie sah etwas, das ihr nicht gefiel.
    Es lag an Eden. Bisher hatte er so wunderbar getobt. Das war jetzt vorbei. Er stand mitten auf der Rasenfläche, alle vier Pfoten hart gegen den Boden gedrückt, hielt den Kopf dabei in die Höhe gestreckt, seine Augen standen offen und schauten in den immer dunkler werdenden Himmel, als gäbe es dort etwas Ungewöhnliches zu entdecken. Dabei drangen Töne aus seinem Mund, die an die einer falsch gestimmten Flöte erinnerten.
    Das beunruhigte sie.
    Carlotta schluckte. Die gute Stimmung war dahin, besonders bei Eden, der sich sogar recht ängstlich zeigte, das konnte sie dem Verhalten des Tiers entnehmen.
    Er drehte den Kopf. Er jaulte wieder. Er hielt seine Schnauze offen. Dabei duckte er sich, als wollte er irgendwelchen Gefahren aus dem Weg gehen.
    »Eden… Eden, komm her …«
    Der Ruf verhallte, denn das Tier gehorchte nicht. Es blieb in seiner Haltung stehen, aber es drückte seinen Körper noch tiefer. So lag es mit seinem Bauch fast auf dem kalten Rasen. Die Zunge leckte um die Schnauze hinweg, die Flanken zitterten leicht, und er atmete heftig.
    Noch immer schielte er gegen den Himmel. Genau das ließ Carlotta noch misstrauischer werden. Weil der Hund so reagierte, ging sie davon aus, dass er dort etwas bemerkt hatte. Und das konnte nur auf eine Gefahr hinweisen, die sich von oben näherte.
    Aber was…?
    In der Luft schwebten Vögel – normalerweise. Aber Vögel sind keine Tiere der Nacht. Man sah sie am Tag, wenn sie das Licht und die Sonne genossen, und man hörte sie, wenn die Sonne aufging oder sich wieder verabschiedete.
    Etwas war nicht in Ordnung…
    Carlotta gehörte zu den sensiblen Menschen. Sie war nicht normal aufgewachsen, sondern in einer Klinik, die von einem Verbrecher geleitet worden war, der es tatsächlich geschafft hatte, das Kind genetisch zu manipulieren. Ihre Sinne waren stärker ausgeprägt als die eines Menschen, und so glaubte sie, die Gefahr »riechen« zu können, auch wenn sie für ihre Augen nicht sichtbar war.
    Aber sie war vorhanden, und sie merkte auch das leichte Kribbeln auf der Haut.
    Etwas war im Kommen oder im Werden. Sonst hätte sich Eden anders verhalten.
    Carlotta versuchte es noch einmal mit einer Botschaft. Erst pfiff sie leise, dann rief sie seinen Namen.
    Der Retriever reagierte auch. Er schaute für einen Moment zu ihr hin, dann drehte er den Kopf wieder in die normale Richtung, um den Himmel zu beobachten.
    Auch Carlotta schaute dorthin, sah jedoch nichts. Da tat sich nichts, nicht für ihre Sinne. Trotzdem blieb das Gefühl der Gefahr bestehen, und sie wollte mit Eden nicht mehr länger draußen bleiben.
    So lockte sie ihn wieder.
    Eden knurrte nur!
    Er lief jetzt auf der Stelle im Kreis, als suchte er die Gefahr an verschiedenen Orten. Es war ihm noch nicht möglich, sie zu lokalisieren, und das machte ihn so aggressiv.
    Carlotta kümmerte sich nicht darum. Sie wollte ihren Willen durchsetzen und lief mit kleinen, schnellen Schritten über den Rasen hinweg auf den Hund zu.
    »Komm, Eden, komm…«
    Sie fasste ihn an.
    Es passierte etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Eden biss zwar nicht, doch er schnappte nach ihr, und Carlotta hatte für einen Moment das Gefühl, einen Herzstillstand zu erleben. Das hatte sie von ihrem Freund nicht erwartet. Er musste völlig von der Rolle sein, dass er so etwas überhaupt tat.
    Sie hatte die Hand zurückgezogen. Sie fuhr den Hund auch nicht an. Dafür wich sie einen Schritt von ihm weg, um ihm die nötige Bewegungsfreiheit zu lassen, aber trotzdem in seiner Nähe zu bleiben.
    Der Schatten war urplötzlich da!
    Sie sah ihn zuerst nicht. Carlotta hörte nur das schnelle WUSCH, zuckte nicht nur zusammen, sondern duckte sich und drehte sich auf der Stelle.
    Alles war sehr schnell gegangen. Sie sah noch etwas Großes, Flatterhaftes auf einen Baum zufliegen und wenig später dahinter verschwinden. Dann hörte sie ein Geräusch, das
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