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130 - Die Hexe mit dem Todesatem

130 - Die Hexe mit dem Todesatem

Titel: 130 - Die Hexe mit dem Todesatem
Autoren: A.F.Morland
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daß es schwierig sein würde, Boro auszutricksen. Etwas problematischer würde Sandor Feges sein, aber auch der mußte auf irgendeine Weise zu leimen sein.
    Kommt Zeit, kommt Rat, sagte sich Bowman.
    Er wollte die Sache an sich herankommen lassen und im gegebenen Moment improvisieren.
    Daß ein so nüchterner Mann wie er an das Gold der Hexe glaubte, ließ sich leicht erklären: Er spürte die Kraft des Satansrubins und merkte den außergewöhnlichen Schutz, den er genoß, seit er das Amulett in seinen Besitz gebracht hatte. Deshalb war er bereit zu glauben, daß die unglaubliche Geschichte einen wahren Kern hatte.
    ***
    Das Fest war zu Ende, einige Zigeuner schliefen, andere waren so schwer betrunken, daß sie die Nacht außerhalb ihres Wohnwagens verbringen mußten, weil niemand es schaffte, sie hineinzubringen.
    Das Feuer war schon ziemlich niedergebrannt. Ab und zu knackte es in der Glut, und Funken flogen hoch.
    Das letzte Stück ging es bergab. Boro stellte den Motor ab und ließ die Maschine auf das Kloster zurollen. Lautlos gelangten sie in den Klosterhof, aber sie blieben nicht unbemerkt.
    Als sie abstiegen, trat ein hagerer Mann zwischen den Wohnwagen hervor: Zacharij, Mehtas Vater. Er stand der Sippe vor, lenkte patriarchalisch deren Geschicke und duldete keine Kritik.
    »Boro!« sagte er mit einer dröhnenden Baßstimme. Sie paßte nicht zu seinem schmalen Äußeren. »Wer ist dieser Mann?«
    »Sprich deutsch, damit er dich versteht«, gab Boro zurück.
    »Was will er?« fragte Van Bowman.
    Boro erklärte ihm, wer Zacharij war. Dann wandte er sich an Mehtas Vater. »Du weißt bestimmt schon Bescheid. Mehta ist eine brave Tochter. Sie hat dich längst informiert.«
    »Allerdings, das hat sie. Und warum hast du es nicht getan? Du weißt, daß hier nichts ohne mein Einverständnis geschieht!«
    »Ich habe dein Einverständnis vorausgesetzt«, erwiderte Boro. Mit einem anderen hätte er nicht so viel Geduld gehabt, aber Zacharij war Mehtas Vater.
    »Du bist anmaßend und überheblich!«
    »Und du bist ein verbohrter alter Mann!« entgegnete Boro, nun doch aufbrausend. »Laß mich gefälligst in Ruhe. Ich lasse mir von dir keine Vorschriften machen! Wenn dir das nicht paßt, kannst du mich ja aus der Sippe ausstoßen, aber das eine sage ich dir: Mehta kommt mit mir, wenn ich fortgehe.«
    »Sie wird dem Wort ihres Vaters gehorchen!«
    »Sie wird auf die Stimme ihres Herzens hören!«
    »Also ich bin nicht so weit geflogen, um mir den Streit von zwei Zigeunern anzuhören!« platzte Van Bowman dazwischen. »Ich denke, es gibt Wichtigeres zu tun, deshalb rate ich euch, das Kriegsbeil zu begraben. Laßt uns an die Arbeit gehen.«
    Bei den Wohnwagen stand Mehta und blickte unglücklich herüber. Wenn sich Boro und ihr Vater doch nur vertragen hätten… Sie seufzte. Der eine war ein Hitzkopf, der andere ein Dickschädel, Und sie stand dazwischen. Sie liebte beide, und es schmerzte sie, sich für einen entscheiden zu müssen.
    Bald würde es soweit sein.
    Boro warf ihr einen wütenden Blick zu, als wollte er sagen: Konntest du nicht den Mund halten? Mußtest du deinem Vater unbedingt erzählen, was ich vorhabe?
    Aber hätte es sich geheimhalten lassen? Sobald Van Bowman mit seinem Amulett die Stelle gefunden hatte, wo Inaza eingemauert war, mußte Boro mit der Spitzhacke zu Werke gehen, und das wäre Zacharij natürlich aufgefallen.
    Boro beachtete den hageren Mann nicht weiter. »Kommen Sie«, sagte er zu Bowman.
    Sie begaben sich zur Klostermauer, und Van Bowman nahm das Hexenamulett ab. »Mal sehen, auf welche Weise es reagiert«, sagte er und schlang sich die Goldkette um die Hand.
    Sie schritten die Mauer entlang. Bowman hielt das Amulett hoch, der Satansrubin befand sich nur wenige Zentimeter von der Mauer entfernt.
    Boros Herz schlug bis zum Hals hinauf. Er beachtete die Zigeuner nicht, die neugierig beobachteten, was geschah. Sie würden auch nichts von seinem Gold abbekommen.
    Zacharij hätte er einen kleinen Anteil gegeben - gewissermaßen um Mehta loszukaufen, doch nun war er nicht mehr sicher, ob er den hageren Alten beteiligen würde. Er ärgerte sich immer noch über ihn.
    Was konnte Zacharij tun, wenn er mit Mehta einfach verschwand? Gar nichts. Verfluchen konnte er ihn, aber das würde zu verkraften sein. Es war nur fraglich, ob Mehta mitkommen würde. Ihre Vaterbindung war sehr stark.
    Boro hatte etwa in der Mitte der Mauer einiges Werkzeug bereitgelegt. Einen Maurerhammer, eine Spitzhacke, eine
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