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13 - Wo kein Zeuge ist

13 - Wo kein Zeuge ist

Titel: 13 - Wo kein Zeuge ist
Autoren: Elizabeth George
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ändern. Manche Fasern machten einen Stoff zu stark, um ihn zu zerreißen.
    Als sie Eton Villas endlich erreichte, bog sie in die Einfahrt und ging durch das Tor. Hadiyyah schleppte einen Müllsack den Pfad entlang zu den Containern auf der Rückseite des Hauses. Barbara beobachtete einen Moment, wie sie sich damit abmühte, ehe sie sagte: »Hallo, Herzchen. Kann ich dir helfen?«
    »Barbara!« Ihre Stimme klang so fröhlich wie eh und je. Als sie den Kopf hob, schwangen ihre Zöpfe herum. »Dad und ich haben den Kühlschrank ausgemistet. Er sagt, der Frühling kommt, und das ist unser erster Schritt, ihn willkommen zu heißen. Kühlschrank ausmisten, meine ich. Das heißt natürlich, dass wir den Rest der Wohnung als Nächstes sauber machen, und darauf freue ich mich nicht besonders. Er macht eine Liste mit allem, was wir tun müssen. Eine Liste, Barbara. Und Wände abwaschen steht ganz oben.«
    »Das klingt ziemlich schlimm.«
    »Mummy hat sie jedes Jahr abgewaschen, darum machen wir das auch. Damit alles blitzblank ist, wenn sie nach Hause kommt.«
    »Das heißt, sie kommt nach Hause? Deine Mum?«
    »Ach, du meine Güte, irgendwann mal. Keiner kann ewig in Ferien bleiben.«
    »Nein. Ich schätze, da hast du Recht.« Barbara gab dem kleinen Mädchen ihre Tasche und nahm ihr den Müllsack ab. Sie warf ihn sich über die Schulter, trug ihn zu den Containern, und beide beförderten ihn schwungvoll zu dem restlichen Abfall.
    »Ich kriege Stepptanzstunden«, eröffnete Hadiyyah ihr, als sie sich abklopften. »Dad hat es mir heute Abend gesagt. Ich freu mich ja so, denn das wollte ich schon seit Ewigkeiten. Wirst du kommen und zuschauen, wenn ich meine erste Vorführung habe?«
    »Mitte erster Reihe«, versprach Barbara. »Ich liebe Tanzvorführungen.«
    »Wunderbar«, sagte sie. »Vielleicht kommt Mummy ja auch. Wenn ich gut genug werde, kommt sie bestimmt. Ich weiß es. Nacht, Barbara. Muss zurück zu Dad.«
    Sie hüpfte davon und verschwand hinter der Hausecke. Barbara wartete, bis sie das Schließen einer Tür hörte, das ihr sagte, dass ihre kleine Freundin sicher zu Hause war. Dann ging sie zu ihrem eigenen Häuschen und schloss die Tür auf. Wie sie sich vorgenommen hatte, schaltete sie kein Licht ein. Sie ging an den Esstisch, legte ihre Sachen ab und steuerte dann Richtung Dusche.
    Der verdammte Anrufbeantworter zwang sie mit seinem Blinken zu einem Zwischenstopp. Sie erwog, ihn zu ignorieren, aber sie wusste, das konnte sie nicht. Sie seufzte und trat darauf zu. Als sie den Knopf drückte, erklang eine vertraute Stimme: »Barbie, Liebes, ich habe den Termin gemacht.« Mrs. Flo, dachte Barbara. Die Hüterin ihrer Mutter.
    »Mein Gott, es war gar nicht so einfach, einen zu kriegen, so wie die Dinge heutzutage mit der Nationalen Krankenversicherung stehen. Also, ich muss Ihnen leider sagen, dass Ihre Mum sich wieder im Blitzkrieg glaubt. Aber machen Sie sich keine Sorgen deswegen. Wenn wir sie unter Beruhigungsmittel setzen müssen, dann muss es eben sein, Liebes, und damit basta. Ihre Gesundheit ...«
    Barbara drückte die Stopptaste. Sie schwor sich, den Rest ein andermal anzuhören. Aber nicht heute Abend.
    Ein zögerliches Klopfen erklang an ihrer Tür. Sie ging hinüber. Sie hatte keine einzige Lampe eingeschaltet, darum gab es wohl nur einen Menschen, der wusste, dass sie endlich zu Hause war. Sie öffnete die Tür, und da stand er vor ihr, einen abgedeckten Topf in der Hand.
    »Ich glaube, Sie haben noch nicht zu Abend gegessen, Barbara«, sagte Azhar und hielt ihr den Topf hin.
    »Hadiyyah hat mir erzählt, dass Sie den Kühlschrank ausgemistet haben«, erwiderte Barbara. »Sind das hier Reste? Wenn Ihre Reste Ähnlichkeiten mit den meinen haben, Azhar, riskiere ich mein Leben, wenn ich das hier esse.«
    Er lächelte. »Das ist frisch zubereitet. Pilau mit Hühnchen.« Er hob den Deckel an. Im schwachen Licht konnte Barbara den Topfinhalt nicht sehen, aber sie nahm den Duft wahr, und ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Es war Stunden, Tage, Wochen her, seit sie zuletzt eine anständige Mahlzeit zu sich genommen hatte.
    »Danke«, sagte sie. »Soll ich's Ihnen abnehmen?«
    »Wenn ich es auf den Tisch stellen dürfte?«
    »'türlich.« Sie hielt ihm die Tür weiter auf, machte aber immer noch kein Licht. Allerdings hatte das eher mit dem rettungslosen Chaos in ihrer Wohnung zu tun als mit ihrem Schlafbedürfnis. Sie wusste, Azhar war ein Ordnungsfanatiker. Sie war nicht sicher, ob sein Herz es überstehen
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