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129 - Superbestie Dr. Jekyll

129 - Superbestie Dr. Jekyll

Titel: 129 - Superbestie Dr. Jekyll
Autoren: Larry Brent
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hatte,
einfach fallen. Der Mann mit dem massigen Kopf und den langen, verfilzten
Haaren amtete schwer. Er mußte sich auf einen Stuhl setzen, als falle das
Stehen und Gehen ihm schwer.
    Der
Urmensch stöhnte leise und preßte die großen Hände gegen den Bauch, als wolle
er damit die kolikartigen Schmerzen wegdrücken, die sich in seinem Leib
ausdehnten.
    Keuchend
beugte er sich nach vorn. Kalter Schweiß perlte von der flachen Stirn und
kullerte über die Augen und hervorstehenden Backenknochen.
    Die
Haut des Urmenschen wurde in dem nur von den beiden Fackeln mühselig erhellten
Kellerraum seltsam fahl und durchscheinend.
    Der
ausladende Kiefer schrumpfte und wurde schmaler, spitzer. Der Kopf verformte
sich wie ein Wachsmodell unter den gestaltenden Händen eines unsichtbaren
Künstlers.
    Die
Schultern wurden schmaler, und der Haarwuchs auf dem gedrungenen, nun sich
streckenden, aufrichtenden Körper wich blitzschnell wie im Film bei einer
Zeitrafferaufnahme zurück.
    Unter
dem Stöhnen und qualvoll schmerzhaften Bewegungen verschwand die Gestalt des
Urmenschen, aus ihr schälte sich wie ein Schmetterling nach dem Abstreifen der
Haut der Raupe ein Mensch dieser Zeit.
    Dr.
Alan Santer!
    Der
Irrenarzt, von Kopf bis Fuß mit kaltem Schweiß bedeckt, löste die Hände von
seinem Leib. Nur langsam wich der gequälte Ausdruck aus seinem Gesicht.
    Er
atmete tief durch, fuhr sich über sein Gesicht und atmete schnell und flach.
Doch dann beruhigte sich auch sein Atem.
    Alan
Santer schloß die Augen und versuchte mit Macht die Kälte und das Grauen
zurückzudrängen, die sich noch immer in seinem Hirn aufhielten.
    Es
war alles viel schwerer, viel unheimlicher geworden.
    Die
Dinge waren seiner Kontrolle entglitten. Er konnte kaum noch eine Entscheidung
treffen. Alles geschah automatisch.
    Er
löste die Hände von seinen Augen, und sein Blick fiel auf das große, fast drei
Meter hohe Bild, das eine Wandseite der gespenstischen Kellergalerie einnahm.
    Mitchell
hatte dort – in Erinnerung an ein angeblich ebenfalls früheres Leben, als er
mit dem genial-unheimlichen Baron von Frankenstein verkehrte, ein düsteres
Labor gemalt mit gewölbeähnlicher Decke, mit geheimnisvollen Apparaturen,
Glaskolben, Bunsenbrennern, großen gläsernen Behältern und elektrischen
Geräten.
    In
dem geheimen Labor, das unheimlich und bedrückend auf den Betrachter wirkte,
herrschte gedämpftes Licht. Eine Leiche lag auf einem Operationstisch.
    Seitlich
in der Wand befand sich eine Tür, die halb geöffnet war. Von dort aus konnte
man in einen angrenzenden Raum blicken, in dem verschlossene Behälter und
aquarienähnliche Glaskästen standen. Das war Frankensteins Organbank, hier
hatte er allein und mit Studenten experimentiert, hier verschwanden die Leichen
der Gehenkten, der Selbstmörder, der Kranken. Hier wollte er den Übermenschen
machen – aber er schuf ein Monster.
    War
das wirklich die Wahrheit?
    Der
Mann, der Alan Santer hieß und in die magische Wissenschaft und das
Seelenempfinden eines großen Malers eingeweiht worden war, wußte es anders.
    Frankensteins
Monster war ein bedauernswertes Geschöpf. Ein Unfall während des Experimentes
ließ einen Schwachsinnigen aus dem geplanten Übermenschen werden.
    Aber
Frankenstein versuchte zu retten, was zu retten war. Seine Versuche verliefen –
so meinte die Nachwelt – kläglich. Genau das Gegenteil war der Fall. Frankenstein
erkannte bald, daß er sich mehr auf die Gehirnchirurgie spezialisieren mußte.
Wenn das Gehirn in Ordnung war, dann würde auch alles andere funktionieren. Das
Hirn war die treibende Kraft, war der Motor. Er opferte für die Erforschung
viel Zeit. Selbst todkrank, versuchte er dem Geschöpf, das er über alles
liebte, sein Wissen und seine Kunst mitzugeben.
    Er
wollte seine eigenen Gedanken unsterblich machen. Wenn er mal nicht mehr war,
sollte sein Geschöpf das fortführen und vollenden, was er in Grundzügen
aufgezeigt hatte.
    Mit
fiebrig glänzenden Augen blickte Santer auf das Bild. Er wußte, was sich hinter
dem Mauervorsprung dort verbarg, was dort auf ihn wartete. Er hatte heute abend
durch die unerwarteten Zwischenfälle schon zu viel Zeit verloren.
    Der
Gedanke an das, was unvollendet war und eine letzte Kontrolle des
Frankenstein-Geschöpfes erforderte, erfüllte ihn mit Genugtuung, Triumph und
mit einer gewissen Furcht.
    Er
merkte, wie er zu zittern anfing.
    »Nein«,
entrann es ihm mit dumpfer, kehliger Stimme. »Nein! Nicht schon wieder. Ich
will nicht
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