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129 - Der Vampir von Budapest

129 - Der Vampir von Budapest

Titel: 129 - Der Vampir von Budapest
Autoren: A.F.Morland
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Spitzenathleten absolvieren konnte, aber er rechnete mit einem Platz unter den ersten dreißig, das war durchaus realistisch.
    Er wohnte mit seiner Schwester Iduna in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung in der Nähe des Zoos. Wenn sie aus dem Fenster blickten, hatten sie das Grün des Varosliget vor sich.
    Als György in die Laufschuhe stieg, schüttelte seine Schwester verständnislos ihre lange blonde Mähne.
    »Jetzt willst du noch raus?« hatte sie gefragt. »Es ist doch schon dunkel. Du wirst über deine eigenen Füße stolpern.«
    »Du verstehst nichts von diesen Dingen, Iduna.«
    »Ich werde wahrscheinlich auch nie begreifen, warum ein Mensch freiwillig 42 Kilometer läuft. Ihr Läufer müßt alle irgendwo ein bißchen verrückt sein.«
    »Es gibt viele Gründe, weshalb einer den inneren Schweinehund überwindet und zum Laufsport findet. Jeder hat sein Motiv.«
    Er küßte seine Schwester auf die Wange, bevor er die Wohnung verließ.
    »Übertreib’s nicht«, riet ihm Iduna. Sie wußte, daß sie sich diesen Rat hätte sparen können. Er würde es übertreiben, denn er wollte immer und überall zu den Besten gehören.
    Tarko lief und atmete gleichmäßig und setzte seine Kraft überlegt ein. Bekleidet war er mit einem Short und einem T-Shirt. Das Stirnband verhinderte, daß ihm der Schweiß in die Augen rann.
    Daß hinter den Büschen, auf die er zulief, ein Vampir stand, wußte er nicht. Er nahm von seiner Umgebung nur das Wichtigste wahr, alles andere interessierte ihn nicht.
    Er lief am Donauufer entlang.
    Hinter ihm stieg eine große Fledermaus hoch und folgte ihm, doch György Tarko befand sich so sehr auf dem Ego-Trip, daß er das leise Flattern hinter sich nicht wahrnahm.
    Der Blutsauger flog steil nach oben und setzte Augenblicke später zum Sturzflug an. Wie ein Habicht auf die Maus stürzte sich die Fledermaus auf den Sportler. Aber das Größenverhältnis war umgekehrt.
    György Tarko war keine winzige Maus!
    Obwohl der Vampir jetzt kleiner war als sein Opfer, griff er es an.
    Tarko bekam einen Schlag gegen den Hinterkopf - wie mit einer ledernen Fliegenklatsche. Natürlich erschrak er und blieb keuchend stehen.
    Etwas Warmes rann über seinen nassen Nacken. Er griff danach. Es fühlte sich klebrig an.
    Das war Blut!
    Er war verletzt!
    Jetzt spürte er, wie der salzige Schweiß in der Wunde brannte, die ihm das Tier mit seinen scharfen Krallen gerissen hatte. Noch wußte er nicht, daß er von einer Fledermaus angegriffen worden war.
    Sie war nach der ersten Attacke sofort wieder hochgestiegen, und nun sauste sie in schrägem Winkel auf ihn zu. Tarko nahm einen behaarten Körper wahr, sah die weichen Flügel, die sich ungemein schnell bewegten, und ihm kam es vor, als würden die Augen des Angreifers glühen.
    Mit offenem Maul kam der Blutsauger auf ihn zu. Tarko sah die langen Vampirzähne und hob reflexhaft beide Arme, um sich zu schützen.
    Kontakt!
    Und wieder floß Blut aus dünnen Hautwunden.
    Tarko geriet in Panik. Diese Fledermaus mußte tollwütig sein, Er hatte außerdem noch nie so ein großes Exemplar gesehen. Ihre Größe allein machte ihm schon Angst. Hinzu kam ihre gefährliche Angriffslust.
    Er hetzte los. Das war jetzt kein Training mehr. Die Panik beflügelte seine Füße, und er rannte, so schnell er konnte - und das, nachdem er schon fast zwanzig Kilometer in den Beinen hatte.
    Die kleinen Wunden brannten höllisch. Tarko biß die Zähne zusammen. Immer wenn die Fledermaus auf ihn herabstieß, duckte er sich oder schlug einen Haken.
    Sie kam manchmal auch von vorn, zerkratzte ihm das Gesicht. Er schlug mit den Fäusten nach ihr, ließ sich jedoch keinen Kampf von ihr aufzwingen, sondern rannte immer wieder weiter.
    Das Biest mußte übergeschnappt sein!
    Tarko durchhastete eine Grünanlage. Wenn er geahnt hätte, was ihm blühen würde, hätte er diese Trainingseinheit ausfallen lassen. Aber woher hätte er wissen sollen, daß ihn eine bluthungrige Fledermaus angreifen würde.
    Pausenlos attackierte sie den Sportler - von allen Seiten. György Tarko wußte nie, aus welcher Richtung der nächste Angriff kommen würde.
    Arme, Gesicht, Nacken, sogar die Beine wiesen blutende Schrammen auf. An zwei Stellen war das T-Shirt wie mit einer Rasierklinge aufgeschnitten.
    Tarko keuchte schwer. Er hatte sich zuviel abverlangt, hatte nicht mehr regelmäßig geatmet, und nun war ihm, als würde man ihm Dolche in die Seite stoßen.
    Er warf sich in eine hohe, staubige Buschwand, ließ sich fallen
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