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129 - Der Vampir von Budapest

129 - Der Vampir von Budapest

Titel: 129 - Der Vampir von Budapest
Autoren: A.F.Morland
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häufig lebte Natalja auch allein in dem großen Haus am Stadtrand. Es machte ihr nichts aus. Sie war eine einsichtige Frau. Ihr war klar, daß sie nur dann weiterhin dieses angenehme Leben führen konnte, wenn sie Bela nicht daran hinderte, seinen Geschäften nachzugehen. Andere Frauen wären uneinsichtig und egoistisch gewesen, hätten Bela eine Szene gemacht und darauf bestanden, daß er sich mehr um sie kümmerte.
    Natalja fühlte sich von ihrem Mann in keiner Weise vernachlässigt. Sie freute sich jedesmal auf seine Rückkehr - nicht nur deshalb, weil er nie vergaß, ihr ein Geschenk mitzubringen, nein, sie freute sich in erster Linie auf ihn.
    Man konnte sagen, daß die Kornös glücklich verheiratet waren, wenn das auf den ersten Blick auch nicht so aussah, denn sie hatten getrennte Schlafzimmer.
    Nicht Natalja hatte darauf bestanden, sondern ihr Mann hatte diese Lösung vorgeschlagen - aus Rücksichtnahme. »Ich schnarche ziemlich laut«, hatte er gesagt. »Du würdest Nacht für Nacht wach liegen und neben mir kein Auge schließen können. Hinzu kommt, daß ich nachts oft aufstehe, umherwandere, Probleme wälze, arbeite. Viele Lösungen fielen mir zu nachtschlafender Zeit ein. Und von so mancher Geschäftsreise komme ich erst lange nach Mitternacht nach Hause. Glaube mir, es ist vernünftiger, wenn wir in getrennten Räumen schlafen. Selbstverständlich wird unsere Beziehung darunter nicht leiden.«
    Er hatte recht. Auch diesbezüglich mangelte es Natalja an nichts.
    Wenn er länger als zwölf Stunden von zu Hause fort war, rief er an, um sich zu vergewissern, daß zu Hause alles in Ordnung war.
    Natalja konnte wirklich behaupten, mit Bela Kornö eine gute Partie gemacht zu haben.
    Dennoch gab es neuerdings einen anderen Mann in Nataljas Leben: Istvan Graf Lazar!
    Keiner außer ihm hätte bei ihr eine Chance gehabt, denn sie liebte Bela und war ihm treu. Bei Lazar aber hatte sie schwach werden müssen.
    Es war Abend gewesen, einer jener Abende, die Natalja allein verbringen mußte. Sie hatte eine Kleinigkeit gegessen und ein Glas Tokayer getrunken, und da sie eine Leseratte war, hatte sie es sich mit einem Buch in einem chintzbezogenen Sessel bequem gemacht.
    Das farbenfrohe Hauskleid, das sie trug, hatte Bela aus Wien mitgebracht Sie zog es häufig an, weil sie sich darin ungemein wohl fühlte.
    Als sie mitten in der Geschichte gewesen war und sich die Handlung mit reger Phantasie vorstellte, tickte plötzlich ein Stein an die Terrassentür.
    Beim erstenmal können Vampire ein Haus nur betreten, wenn jemand sie einläßt oder sie dazu auffordert Das erste Ticken nahm Natalja zwar wahr, aber sie reagierte nicht, denn das Buch fesselte sie zu sehr. Als aber erneut ein Steinchen gegen das Glas flog, zuckte die junge Frau zusammen, hob den Kopf und ließ das Buch sinken.
    Noch ein Stein kam geflogen, Natalja war nicht ängstlich. Sie legte das Buch beiseite und erhob sich. Wer mochte sich dort draußen befinden?
    War es Bela? Sie erwartete ihn erst morgen zurück, aber er konnte das Geschäft in kürzerer Zeit als vorgesehen abgewickelt haben und früher nach Hause gekommen sein.
    Hin und wieder machte er solche Späße. Er war manchmal trotz seiner 44 Jahre noch verspielt wie ein Junge.
    Natalja trat an die Terrassentür. Sie schirmte ihre Augen seitlich mit den Händen ab und blickte in die Dunkelheit hinaus. Niemand war zu sehen, aber das hatte nichts zu sagen. Bela konnte sich hinter den Büschen versteckt haben, die einen Teil der großen Terrasse einfriedeten. Steine fliegen nicht von selbst durch die Luft, Natalja legte die Hand auf die Messingklinke der Tür und drückte sie behutsam nach unten. Ein kühler Hauch wehte sie an, als sie auf die Terrasse hinaustrat.
    Sie fröstelte leicht und rieb sich die Unterarme. »Wer ist da?« fragte sie, nun doch ein bißchen nervös.
    Zweige schleiften über einen Körper.
    »Bela?«
    Keine Antwort, aber die junge Frau fühlte sich beobachtet, belauert. Sie kniff die Augen mißtrauisch zusammen.
    Das Knirschen eines Schritts!
    Natalja hatte ins Haus zurückkehren und die Polizei anrufen wollen, doch das Geräusch riß sie herum, und im selben Moment sah sie einen großen, gutaussehenden Mann, Er hatte soeben die Terrasse betreten und kam nun langsam näher. Seine Bewegungen hatten etwas Aristrokatisches an sich. Er war mit Sicherheit kein Räuber, kein Dieb.
    Natalja musterte den Fremden, dessen Blick sie bannte. Sie konnte keinen Schritt tun, solange es ihr dieser
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