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1286 - Todesruf der Geisterfrau

1286 - Todesruf der Geisterfrau

Titel: 1286 - Todesruf der Geisterfrau
Autoren: Jason Dark
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hatte, und das Brüllen klang ihr jetzt noch in den Ohren nach. Zwar war sie schlaftrunken, aber zugleich war sie hellwach, und ihr Wahrnehmungsvermögen arbeitete wieder auf Hochtouren.
    Da brüllte kein Raubtier. Das war ein ganz anderes Geräusch. Und es war ihr nicht unbekannt. So hörte sich Bills Porsche an, wenn er gestartet wurde.
    Himmel, Bill!
    Da schrien die Gedanken in ihr. Sie machte Licht, wälzte sich zur Seite und sah ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Das Bett neben ihr war leer. Für einen Moment hatte Sheila das Gefühl, in ein bodenloses Loch zu fallen. Alles um sie herum rückte weg. Panik stieg in ihr auf. Aber sie bekam das Gefühl in den Griff, und sie wusste jetzt glasklar, dass es um Bill ging.
    Während sie aus dem Bett sprang und sich mit dem Ankleiden beeilte, schossen ihr weitere Gedanken durch den Kopf. Sie hatte geahnt, dass mit Bill etwas nicht stimmte. Er musste auf dem Friedhof etwas erlebt haben, was zu dieser Veränderung geführt hatte.
    Die Frau - Helena!
    Es war klar, was sie zu tun hatte. Es ging um ihren Mann, und sie wollte nicht, dass noch ein fünfter Selbstmord geschah. Mit langen Schritten eilte sie wenig später aus dem Haus zu ihrem Wagen und hatte nur ein Ziel den Friedhof…
    ***
    Suko schüttelte den Kopf, als er aus dem Wagen stieg. »In dieser Düsternis willst du dich zurechtfinden?«
    Ich schloss den Wagen ab. »Klar. Außerdem scheint der Vollmond, und ich bin schon mal hier gewesen, das darfst du nicht vergessen.«
    »Okay, versuchen wir es.«
    Unsere Stimmen waren die einzigen Laute, die die Stille unterbrachen. Ansonsten umgab uns wirklich eine Totenruhe. Es bewegte sich nichts in unserer näheren Umgebung. Das Gelände schwieg. Die Tiere hielten sich versteckt und ruhten sich ebenfalls bis zum Sonnenaufgang aus. Wolken wanderten träge über den Himmel. Manchmal verdeckten sie den. Mondkreis, dann wiederum ließen sie ihn frei oder gaben ihm ein zerfranstes Aussehen.
    Die Dunkelheit drückte auf die Stimmung. Für eine Weile überkam mich ein Gefühl des Schwermuts, als ich daran dachte, in welch einer Umgebung ich mich bewegte. Auch wenn ich öfter damit zu tun hatte, so ganz lösen konnte ich mich davon nicht. Der Tod war stets präsent, auch wenn man ihn nicht zu sehen bekam.
    Es dauerte nicht lange, dann hatten wir die breite Treppe erreicht, vor der wir anhielten. Ich deutete mit dem ausgestreckten Arm über die Stufen hinweg. »Dahinter liegt unser Ziel.«
    »Das seltsame Grab?«
    »Ja.«
    Bei Sukos nächster Frage klang seine Stimme skeptisch. »Glaubst du denn, dass diese komische Person dort auf uns wartet?«
    »Ob sie wartet, das weiß ich nicht. Ich gehe davon aus, dass wir sie dort finden.« Ich lachte leise. »Eines allerdings sage ich dir. Diesmal wird sie es nicht schaffen, mir die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Da wird nämlich jemand an der Tür Wache halten. Ich hoffe natürlich, dass sich diese Geisterfrau wieder in ihren Sarg zurückgezogen hat. Da können wir sie dann überraschen.«
    »Hätte nichts dagegen.«
    Wir machten uns auf den Weg. Eine menschliche Stimme erreichte uns nicht. Wir hörten immer nur unsere eigenen Geräusche. Dann und wann segelte ein schon faul gewordenes Blatt zu Boden. Kastanien lagen noch in ihrem dicken Stachelmantel, und als wir die letzte Stufe hinter uns gelassen hatten, da öffnete sich der Himmel, als wäre dort eine Tür geöffnet worden.
    Das bleiche Mondlicht sah kalt aus und verteilte keine Spur von Wärme. Aber es gab den Blick frei für das Wesentliche, und das war das seltsame Grabmal.
    Suko blieb zuerst stehen. Ich hatte ihm das Grab zwar beschrieben, doch nun, als er es aus der Nähe sah, da staunte er schon. Das Mondlicht hatte einen kalten Glanz auf dem Pyramidendach hinterlassen, während der untere Teil mehr von der Dunkelheit umschlungen wurde.
    »Da muss sie schon etwas Besonderes gewesen sein, wenn sie ein derartiges Grab bekommt«, bemerkt Suko.
    »Das kannst du laut sagen.« Ich ging zwei Schritte weiter. »Sie war jemand, die sich der Herrschaft der Männer entzogen hat und ihren eigenen Weg ging. Ihr Interesse galt der Wissenschaft und der Magie. Da hat sie wohl auch einige Erfolge errungen.«
    »Das glaube ich dir unbesehen, John. Ich frage mich nur, warum sie töten will.«
    »Will oder muss?«
    »Du meinst, dass sie töten muss?«
    »Daran denke ich. Sie muss töten. Sie muss sich die Männer holen. Es gibt ihr etwas. Nur dann ist sie in der Lage, auch normal zu
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