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1281 - Der dreifache Tod

1281 - Der dreifache Tod

Titel: 1281 - Der dreifache Tod
Autoren: Jason Dark
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auf den Rücken gelegt.
    Man konnte ihr Gesicht als breit bezeichnen. Vom Alter her war sie schwer zu schätzen. Das Haar hatte sie nach hinten gekämmt, und es lag glatt auf ihrem Kopf. Die Augen glitzerten, und die Lippen lagen fest aufeinander. Stämmige Beine, leicht dicke Arme, eine hohe Stirn, das Gesicht wie eine Maske.
    Vor dem Messer stand ein Mann. Er trug die gleiche Kleidung wie die Frau. Ein längeres Kittelhemd und eine Hose mit weit geschnittenen Beinen. Auch bei ihm war alles glatt, faltenlos. Eine Haut wie Porzellan, mit einem gelblichen Schimmer. Es gab keine Haare auf seinem Kopf. Sie malten sich nur im Gesicht als Augenbrauen ab.
    Der dritte bewegte sich ebenfalls nicht in seinem Gefängnis. Er sah am wildesten aus. Seine Kleidung schien nur aus Fetzen zusammengenäht zu sein. Das dunkle Haar bestand nur aus einer Strähne, die auf der Mitte des Kopfes wuchs. Er war auch die größte der drei Gestalten, und sein Gesicht sah aus, als hätte es schon einige Schlachten hinter sich, denn es zeichneten sich sehr deutlich einige Narben an den Wangen und auch an der Stirn ab.
    Shao und Suko war klar, dass sie Zeugen einer magischen Rückkehr geworden waren, und sie fragten sich, wann diese Gestalten ihre Käfige verlassen würden.
    Noch taten sie nichts. Sie erinnerten an Schaufensterpuppen, die dem Zuschauer irgendein Thema näher bringen sollten. Einen alten chinesischen Mythos vielleicht, von dem die Menschen sonst nur flüsternd erzählten. Kämpfer, die aus der Vergangenheit oder aus einem Geisterreich zurückgeholt worden waren, um zu beweisen, dass sie noch vorhanden waren und nun ihren eigenen Weg gingen.
    Das eben war der dreifache Tod!
    Als weitere Sekunden vergangen waren, fand Shao als Erste die Sprache zurück. »Mal eine Frage, Suko. Kennst du die drei? Hast du je von ihnen gehört? Oder gelesen? Hat man sie dir mal beschrieben?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Keine mythologische Erinnerung?«
    »Leider nicht.«
    »Aber in diese Richtung läuft es, denke ich mir.«
    »Ja, das ist möglich.«
    Sie schwiegen wieder. Da sich bei den drei Gestalten nichts tat, konnten sie sich wieder auf sich selbst konzentrieren. Noch immer waren sie nicht fit. Sie fühlten sich matt, aber sie blieben auch nicht sitzen, sondern kämpften sich hoch. Die andere Kraft hatte mit ihren verdammten Blitzen in die Muskeln eingeschlagen. Man konnte bei ihnen von matten und schweren Gliedern sprechen.
    Und diese Mattheit zog sich hin bis in ihre Handgelenke. Suko erlebte beim Aufstehen auch einen leichten Schwindel und sah, dass selbst Shao leicht taumelte.
    Die Armbrust hatte sie wieder an ihren Platz gehängt. Sie hielt auch keinen Pfeil mehr in der Hand, aber die drei Gestalten in den Glaskäfigen bewegten sich zum ersten Mal.
    Plötzlich verloren sie ihre statuenhafte Haltung. Sie zuckten zugleich und schüttelten ihre Köpfe. Sie schienen aus einem langen Schlaf erwacht zu sein und waren zu Personen geworden, die sich erst jetzt richtig in der Realität zurechtfanden. Sie hoben die Schultern, sie streckten die Arme so gut wie möglich aus, sie zogen auch die Beine an und streckten sie wieder aus. Dann tanzten sie leicht auf der Stelle, wie Menschen, die sich für die nächsten Aktionen fit machen wollten, und für Suko und Shao stand längst fest, dass sie ihre Käfige bald verlassen würden.
    »Was sollen wir tun? Angreifen?«
    Suko war von Shaos Vorschlag nicht begeistert. Wenn sie jetzt angriffen und provozierten, konnte das ihren Tod bedeuten, denn keine Glaswand hielt die drei auf. Außerdem fühlten sie sich alles andere als fit, und genau das erklärte Suko.
    Shao nickte, aber sie hielt sich mit einer Bemerkung zurück, denn plötzlich bewegten sich die drei Gestalten, als hätten sie einen geheimen Befehl bekommen.
    Sie griffen nach ihren Waffen!
    Der Narbenmann hob das alte Schwert an, reckte die Klinge vor seinem Gesicht in die Höhe und presste für einen Moment seine Lippen gegen das alte Metall.
    Die Frau folgte seinem Beispiel. Nur holte sie ihre Wurfpfeile von der Unterlage des Hockers. Der Reihe nach steckte sie die gefährlichen kleinen Waffen ein. Sie verschwanden in irgendwelchen Taschen ihrer Kleidung.
    Blieb der Letzte. Der Mann mit dem glatten Gesicht und der gelben, faltenlosen Haut, der sich nach vorn neigte und mit einer fast andächtig anmutenden Bewegung sein Messer mit der Flammenklinge anhob. Er steckte es nicht weg. Mit einer schnappenden Bewegung, die auch zu einem Fisch gepasst
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