Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
128 - Sohn der Ratten

128 - Sohn der Ratten

Titel: 128 - Sohn der Ratten
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
passiert. Wahrscheinlich meine überreizten Nerven, dachte ich, ohne diesem Vorfall eine größere Bedeutung beizumessen.
    Wir stapften unverdrossen weiter, obzwar mir jeder Schritt schwerfiel. Meine Beine und Füße schmerzten, und ich wäre für eine kurze Rast recht dankbar gewesen.
    Nach ein paar Schritten blieb Olivaro stehen.
    Wir haben es geschafft", sagte er zufrieden. „Vor uns liegt der Berg der Berge."
    Er hob den rechten Arm. Weit am Horizont sah ich eine bergartige Erhebung, die aber nicht sehr eindrucksvoll aussah.
    Ich packte Olivaro an den Schultern. „Jetzt will ich endlich ganz genau wissen, was der Berg der Berge ist, Olivaro."
    Der Januskopf befreite sich aus meinem Griff und ging unbeirrt weiter. Coco und ich folgten ihm. „Der Berg der Berge ist nichts anderes als Malkuths Gehirn", sagte Olivaro.
    „Wie war das?" fragte Coco überrascht.
    „Ihr habt richtig gehört“, sagte Olivaro. „Ihr müßt es euch so vorstellen: Malkuth besteht aus neun riesigen Geschöpfen, die sich im Kreis aneinanderdrängen, so daß ihre sichtbaren Gehirne den Mittelpunkt bilden."
    Ich versuchte mir das vorzustellen, was mit meinem umnebelten Gehirn gar nicht so einfach war. „Durch diesen Zusammenschluß der neun Riesenwesen, durch diese Symbiose, werden unglaubliche magische Kräfte geschaffen. Die neun Häuser können und wollen die nach außen wirkenden Kraftfelder gar nicht kontrollieren. Sie beschränken sich aus reinem Selbsterhaltungstrieb auf die Kontrolle ihres Körperhaushalts. Deshalb herrscht auch im Inneren der Häuser eine magische Ordnung, die durch die Hilfe meiner Artgenossen bewirkt wird. Was auf der Oberfläche geschieht, darum kümmert sich niemand."
    „Hm", brummte ich. „Aber das war doch früher mal anders. Du hast es doch selbst angedeutet, Olivaro."
    „Richtig. Früher herrschte auch auf der Außenwelt Ordnung. Irgendeines der Häuser hatte vor unzähligen Jahren das Amulett erschaffen, das du Ys-Spiegel nennst. Das Amulett verschwand, und die Ordnung brach zusammen. Wer das Amulett an sich nahm und wie es auf die Erde gelangte, das weiß niemand."
    „Was würde geschehen, wenn ich den Ys-Spiegel zurückgeben würde, Olivaro?"
    „Ich nehme an, daß dadurch wieder die Ordnung hergestellt werden könnte."
    Olivaro blickte mich aufmerksam an.
    Ich wandte den Kopf ab, knabberte an meiner Unterlippe, setzte mich und öffnete den Rucksack.
    Coco folgte meinem Beispiel. Wir aßen eine Kleinigkeit und tranken einen Schluck Wasser, das warm und scheußlich schmeckte.
    Meine Gedanken gingen im Kreis. Was, wenn ich tatsächlich den Ys-Spiegel zurückgab? Was würde mit mir geschehen? Ich wußte, daß ich auf magische Art mit dem Spiegel verbunden war. Würde ich sterben, wenn ich ihn für immer ablegte? Alles Fragen, auf die ich keine Antwort fand.
    Niemand von uns hatte Lust auf eine Unterhaltung; jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    Ich schulterte den Rucksack und folgte Olivaro, der seine Schritte beschleunigte.
    Nach einiger Zeit konnte ich Einzelheiten des Berges der Berge erkennen. An ein Gehirn erinnerte er mich nicht, eher an einen verwachsenen Baum, dessen unzählige Äste wild ineinander verschlungen waren, über den Boden krochen und sich schließlich zu einem Berg auftürmten. Der Berg der Berge war braunschwarz; nur an wenigen Stellen schimmerte er blutrot. Die ästeartigen Gebilde hatten einen Durchmesser von gut zehn Metern und bewegten sich leicht.
    Ich blickte auf die Uhr, die aber wieder mal verrückt spielte; die Zeiger liefen rasend schnell zurück. Ein Blitz schlug wenige Meter vor uns in den Boden ein, doch er erschreckte mich nicht; zu sehr hatte ich mich an diese Blitze gewöhnt.
    Endlich hatten wir also den Berg der Berge erreicht. Langsam machten wir uns an den Aufstieg. Zu meiner größten Überraschung kamen wir ziemlich rasch vorwärts. Der Berg stieg sanft an.
    Mein Unbehagen wuchs. Alle paar Minuten liefen eidechsenartige, faustgroße Geschöpfe vor uns davon, die dabei seltsam zischende Laute ausstießen. Große Geschöpfe hatten wir schon seit Stunden nicht mehr gesehen. Aber ich war sicher, daß sich in den tentakelartigen Auswüchsen sicherlich auch größere Monster und Psychos versteckt hielten.
    Nach wenigen Minuten blieben wir stehen. Die Luft war mit einem unheimlichen Gesang erfüllt, der immer lauter wurde.
    Der Gesang brach dann so plötzlich ab, wie er eingesetzt hatte.
    „Wir müssen jetzt auf alles gefaßt sein, Coco und Dorian", sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher