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1260 - Wahnsinn in Wales

1260 - Wahnsinn in Wales

Titel: 1260 - Wahnsinn in Wales
Autoren: Jason Dark
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imaginären Spinnenbeine über seine Haut krabbeln, und das Gefühl einer strengen Kälte ließ ihn nicht los.
    Er selbst fühlte sich nicht mehr als Mensch. Er war zu etwas geworden, für das es keine Beschreibung gab. Was er jetzt tat, das geschah automatisch. Er streckte den gesunden Arm aus, legte ihn um die Schulter der Frau und zog sie an sich.
    »Du bleibst jetzt bei mir. Geh nicht von meiner Seite. Wir müssen zusammenhalten.«
    »Ich weiß.«
    Der Spinnenmann ging vorbei. Er schwankte bei jedem Schritt leicht von einer Seite zur anderen, aber seine Gestalt geriet deshalb nicht aus der Form.
    Er setzte sich an die Spitze der Prozession. Bill und Cathy mussten folgen, und dicht hinter ihnen ging Owen, so nahe, dass er den Nacken des Reporters mit der Waffenmündung berührte.
    »Eine falsche Bewegung, und ich zerschieße deinen dämlichen Schädel, mein Freund!«
    »Ich weiß«, sagte Bill nur.
    »Dann geh jetzt los…«
    ***
    Auch wir gingen, aber es war ein Marsch wie durch die Hölle. Zumindest für mich. Ich war einfach noch zu angeschlagen. Hin und wieder drehte sich die Welt vor meinen Augen, und ich hatte mehrmals das Gefühl zusammenzubrechen.
    Zum Glück bemerkte Suko es. Er stützte mich immer wieder ab. Mein Freund besaß eine bessere Kondition als ich. Wir hätten auch einen anderen und weniger beschwerlichen Weg nehmen können, aber davon hatte der Schäfer abgeraten. Da hätten wir zu leicht von unseren Feinden entdeckt werden können.
    So schlugen wir uns durch dieses für mich unwegsame Gebiet. Wir gingen nach Westen, und wenn wir so weiterliefen, würden wir irgendwann die Klippen erreichen.
    So weit mussten wir nicht gehen, das hatte uns Ben Cork erklärt. Noch vor den Klippen befand sich die Schlucht, die im Volksmund auch Teufelsschlucht genannt wurde. Für ihr Entstehen hatten die Menschen keine normale Erklärung. Sie war irgendwann aus einer tektonischen Laune der Natur heraus entstanden. Da hatte die Erde einen tiefen und recht breiten Riss bekommen und eine Schlucht gebildet, die zum Wasser hin offen war. Sie besaß allerdings einen trockenen Grund, der nur dann gefüllt wurde, wenn starke Stürme das Meer aufwühlten und die Wassermassen von Westen her in die Schlucht hineindrückten.
    Ben Cork hatte die Spitze übernommen. Als Schäfer verließ er sich auch hier auf seinen Stock. Ich konnte sehen, wie leicht und locker er ihn handhabte, sodass der Stock die ideale Stütze in diesem unwegsamen Gelände für ihn war.
    Er nahm auf uns nur wenig Rücksicht. Er stieg hoch, er ging über blanke Felsen hinweg oder wurde von Sträuchern und struppigem Buschwerk gedeckt.
    In der Nähe des Ortes hatten wir noch den Wald erlebt. Der war jetzt völlig verschwunden. Wir spürten den Wind deutlicher, wir rochen das Meer, und der weite Himmel über uns nahm eine andere Farbe an. Er blieb nicht mehr so grau, er bekam einen Stich ins Blaue, in dem der fast volle Mond wie ein leicht angeschlagenes Auge stand, das kalt auf die Erde herabblickte.
    Ich versuchte nach jedem Schritt, den entsprechenden Halt zu finden. Ich wollte nicht abrutschen und irgendwo hingleiten. Zum Glück gab es nicht nur den blanken Fels. Niedriges Gras breitete sich aus und wuchs auch in kleinen Vertiefungen, die mir als Startlöcher sehr gelegen kamen.
    Manchmal nahm ich auch die Hände zu Hilfe, um mich weiter zu bewegen. Die Kopfschmerzen hatten kaum nachgelassen. Mal spürte ich sie an der rechten, dann wieder an der linken Seite heftiger.
    Als großes Minus sahen wir es an, dass man uns die Schusswaffen genommen hatte. Suko besaß seine Peitsche noch, den Stab ebenfalls, und vor meiner Brust hing das Kreuz.
    Ich war froh, als Ben Cork nicht mehr weiterging und eine Pause einlegte. Er hatte sich gehockt und stützte sich dabei auf seinem Stock ab. So wartete er, bis wir ihn erreicht hatten, und mich traf sein erster Blick.
    »Kannst du noch weitergehen?«
    »Ja.«
    »Okay.«
    »Warum haben wir angehalten?« fragte Suko.
    Mit der stablosen Hand deutete der Schäfer nach vorn. »Wir sind so gut wie am Ziel.«
    »Wieso?«
    »Die Schlucht liegt vor uns, und wir müssen von hier aus hinein.«
    »Aber nicht in die Tiefe.«
    »Richtig, Suko. Die Schlucht heißt nicht nur Teufelsschlucht, es gibt auch eine Teufelskanzel, und die liegt ganz in der Nähe, aber leider unter uns.«
    »Das heißt, wir müssen klettern.«
    »Ja. Der andere Weg wäre bequemer gewesen, aber da hätte man uns entdeckt.«
    Suko blickte mich fragend an, was
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