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1254 - Welt ohne Hoffnung

Titel: 1254 - Welt ohne Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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Höhe über Normalnull umgab, und der Schirm hatte alsbald seine heimtükkische Natur enthüllt: Von außen mochte er harmlos und unnütz wirken. Von innen dagegen erwies er sich als hochenergetisches Prallfeld, das für immer in seinen Klauen festhielt, was es einmal hatte passieren lassen. Sinn und Zweck des Feldschirms waren nicht unmittelbar erkenntlich gewesen. Aber der Gedanke, daß sie von nun an Gefangene der fremden Welt waren, hatte die Vironauten von der Frage, was aus der Zivilisation der Cloreonen geworden sei, nachhaltig abgelenkt.
    Reiner Zufall hatte den Meteor ausgerechnet an einer Stelle aufschlagen lassen, an der sich eine der unterirdischen Anlagen befand. Auf Reginald Bull wirkte die Erkenntnis, daß er nur dem Stollen zu folgen brauchte, um über kurz oder lang den ersten Exemplaren der cloreonischen Spezies zu begegnen, wie ein elektrisierender Kitzel. „Du willst dich nicht etwa allein dort hineinwagen?"
    Das war Strenger Keens Stimme. Der Mentor war wenige Schritte hinter Reginald Bull gelandet, unmittelbar vor der Stelle, an der der Druck des abstürzenden Meteors den nach Süden führenden Abschnitt des Stollens zum Einsturz gebracht hatte. Durch die helle Sichtscheibe des SERUN-Helms war Bulls verlegenes Grinsen zu sehen. „Um ein Haar wäre ich unterwegs gewesen", sagte er. „Aber du hast recht. Der Vorstoß erfordert Planung.
    Man müßte einen Stoßtrupp bilden..."
    „Woraus? Aus einem Haufen vironautischer Chaoten? Und wer hätte an Bord des Konglomerats jemals von Planung gehört?"
    Mirandola Cainz sagte es mit scharfer Stimme, während sie mit federnden Knien in der Nähe der beiden Männer landete. Bull blickte nach oben. Colophon Bytargeau schwebte als letzter herab. Er bewegte sich ungeschickt, prallte gegen die Vorsprünge der Kraterwand und mußte es schließlich dem Kontrollsystem des SERUNS überlassen, ihn tydeder in vertikaler Haltung zu Dringen. Reginald Bull reagierte auf Mirandolas Vorwurf nicht. „Zwei von uns könnten sich den Stollen ansehen", schlug Stronker Keen vor. „Geh du mit Colophon.
    Mirandola und ich bleiben hier auf Posten."
    „Danke", sagte Bull.
    Auf Bytargeaus Zustimmung wartete er nicht. Er wäre notfalls auch allein losgezogen. Aber als er, getragen von dem künstlichen Schwerefeld, das das Gravo-Pak erzeugte, in den Stollen hineinschwebte und sich umsah, da bemerkte er, daß der hagere Mann mit dem Schnurrbart ihm folgte. Er nickte zufrieden vor sich hin und setzte seinen Weg fort.
    Der Stollen war von einer bemerkenswerten Eintönigkeit. Geradlinig führte er ins Innere des Planeten hinab. Wände, Decke und Boden bestanden aus einer harten, glatten Gußmasse, deren hellgraue Färbung das Auge ermüdete. Leuchtplatten waren in regelmäßigen Abständen in die Decke eingelassen und verbreiteten ein Licht, dessen spektrale Zusammensetzung jenem der Sonne Virgo-Tor nachgeahmt schien. Alles in allem gewann Reginald Bull den Eindruck, daß es sich bei den Cloreonen um Wesen handeln müsse, die nicht allzuviel Phantasie besaßen.
    Colophon Bytargeau hatte inzwischen zu ihm aufgeschlossen. Seite an Seite glitten sie den Stollen entlang. So monoton gleichmäßig war die Umgebung, daß das Auge die Fortbewegung wahrscheinlich nicht hätte wahrnehmen können, wenn nicht die Lumineszenzplatten gewesen wären, die in stetem Rhythmus vorbeihuschten.
    Schließlich hielt Bull an. „Das hat keinen Zweck", sagte er. „Wer weiß, wie weit wir noch vordringen müßten, um etwas Sehenswertes vor die Augen zu bekommen."
    Er blickte den Stollen entlang. Endlos zog er sich in die Tiefe, verwirrend in seiner Eintönigkeit. In der Ferne verschmolzen seine Konturen, von poliertem Konkritguß überzogen, zu einem grellen Klecks aus Licht. „Wir sind nach meiner Ansicht besser dran", sagte Colophon Bytargeau, „wenn wir uns in der Nähe der Einbruchsstelle auf die Lauer legen. Irgendwann, nehme ich an, werden die Cloreonen merken, daß ein Meteor einen ihrer Stollen zum Einsturz gebracht hat. Sie werden einen Reparaturtrupp schicken, vermute ich."
    Das, fand Reginald Bull, war kein unkluger Gedanke. Er hatte eine anerkennende Antwort schon auf der Zunge, da hörte er ein rumpelndes Dröhnen, das aus der Ferne kam und das Gefüge des Stollens zum Zittern brachte. Die penetrante Helligkeit, die die Lumineszenzlampen verbreiteten, wurde zum fahlen Dämmerlicht, als mehrere der Leuchtplatten erloschen. „Was ist da los?" fragte Bull. „Sie greifen an", antwortete
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