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1254 - Welt ohne Hoffnung

Titel: 1254 - Welt ohne Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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Bull grimmig. Er gab einen kurzen Bericht und schloß mit den Worten: „Or Mendin ist mir abhanden gekommen. Aber ich bin ziemlich sicher, daß er Ge Allini entkommen ist."
    „Dann mach dich auf den Rückweg", sagte Keen ungeduldig. „Es ist gefährlich, sich allein in den Bergen herumzutreiben. Wir werden immer noch von Antikörpern belagert. Inzwischen müssen es an die einhunderttausend sein. Sie verhalten sich vorläufig ruhig, aber man weiß nie, wann es losgeht."
    „Ich komme bald", sagte Bull. Er überlegte, ob er Stronker Keen etwas von seiner merkwürdigen Beobachtung erzählen sollte, entschied sich jedoch dagegen. „Ich will mich hier noch ein paar Minuten lang umsehen."
    „Wenn du meinst..." Bull reagierte nicht darauf. Er machte es sich wieder bequem. Er wußte selbst nicht, worauf er wartete. Aber er war sicher, daß sich in Kürze etwas Entscheidendes ereignen würde.
     
    *
     
    Zuerst war es weiter nichts als ein leises Ziehen im Hinterkopf. Er sah sich um, ob womöglich die blaue Leuchterscheinung wieder aufgetaucht sei. Aber der Stollen lag leer und verlassen. Da war nichts. „Krieger", hörte er eine wispernde Stimme sagen.
    Da wußte er, daß derselbe zu ihm sprach, der ihm das leuchtende Ellipsoid geschickt hatte. Das Wort war unmittelbar in seinem Bewußtsein materialisiert. Der Sprecher verfügte über starke suggestive Fähigkeiten, mochten sie natürlich sein oder auf synthetische Weise erzeugt. „Ich bin nicht der Krieger", antwortete Reginald Bull laut, weil er wußte, daß Gedanken sich unter dem Einfluß des gesprochenen Wortes am deutlichsten formulieren ließen. „Aber wenn du mir etwas zu sagen hast, dann sag' es!"
    „Du trägst die Faust, du bist der Krieger", antwortete die Mental. stimme mit einer Beharrlichkeit, die an Starrsinn grenzte. „Die Letzte Schlacht steht unmittelbar bevor. Wir laden dich ein, mit uns die Öffnung des Archivs zu erleben. Du sollst Zeuge sein, wie wir erfahren, was vor fünftausend Jahren geschehen ist, und daß wir bereit sind, uns an die Bedingungen zu halten, die du uns damals auferlegt hast."
    Elektrisiert fuhr Bull auf. „Ihr?" fragte er. „Wer seid ihr?"
    „Wir sind das Bewußtsein. Ge Droonenen, Ge Hardinin, Ge Vullnenen."
    Bulls Entschluß war sofort gefaßt. „Ich nehme eure Einladung an", sagte er. „Wo liegt das Archiv?"
    „Das Bild hat dir die Richtung gewiesen", antwortete die psionische Stimme. „Folge ihr, bis du die große Felsnadel erreichst. Du kannst sie nicht verfehlen."
    „Wann?" wollte Bull wissen. „Brich jetzt auf. Wir werden an Ort und Stelle sein, wenn du das Ziel erreichst."
    Er spürte, daß die suggestive Verbindung erloschen war. Er brauchte nicht nachzufragen. Der psionische Kanal existierte nicht mehr. Er verlor keine Zeit. Er sprach zu Stronker Keen. „Kein Mensch hat hier etwas gehört, gefühlt oder sonstwie wahrgenommen", erklärte Keen verblüfft. „Gerechter Gott, du willst die Einladung nicht etwa annehmen?"
    „Ich habe sie angenommen", sagte Bull ernst. „Die Chancen stehen zehn zu eins, daß es sich um eine Falle handelt", warnte der Mentor. „Sie halten dich für den Krieger und wollen dich auslöschen."
    „Das Risiko muß ich eingehen", antwortete Bull. „Allerdings halte ich es nicht für groß. Die Stimme klang aufrichtig."
    „Dann nimm wenigstens Begleitung mit", bat Keen. „Es ist Leichtsinn, eine solche Sache allein zu unternehmen."
    „Ich bin sicher, daß ich mir alles verdürbe, wenn ich nicht allein käme. Niemand außer mir hat die Mentalsendung empfangen, wie du selbst sagst. Ich alleine bin gemeint, und ich gehe alleine."
    Stronker Keen antwortete nicht. Reginald Bull ließ zehn Sekunden verstreichen, dann sagte er ernst: „Stronker, das ist die Chance, auf die wir gewartet haben. Wenn es mir gelingt, das Bewußtsein davon zu überzeugen, daß ich nicht der Krieger bin und daß die Letzte Schlacht nicht gekämpft zu werden braucht, dann haben wir unsagbares Leid von den Bewohnern dieser Welt abgewendet."
    „Ja, ich weiß", antwortete Keen nach kurzem Zögern. „Ich verstehe dich. Es bleibt dir keine andere Wahl."
    „Eben", sagte Bull.
     
    ENDE
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