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1254 - Welt ohne Hoffnung

Titel: 1254 - Welt ohne Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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hochtrabenden Schilderungen und Behauptungen schon früher ein wenig Mißtrauen entgegenzusetzen, aber die Ereignisse auf der von Kernbomben verwüsteten Welt Holocaust hatten ihn überzeugt, daß der eiserne Handschuh in der Tat so etwas wie ein Freibrief war, ein Ausweis für solche, die in den Galaxien der Mächtigkeitsballung als VIPs angesehen werden wollten. Wie hätte er wissen sollen, daß die Cloreonen in Stalkers Permit das Symbol des Kriegers sehen würden? Wie kam er dazu, auf einem Planeten gefangen zu sein, auf dem man sich für die Letzte Schlacht rüstete - eine Schlacht, in der offenbar er, der Träger des Symbols, die Rolle einer der beiden kriegführenden Parteien zu spielen hatte?
    Er wippte in seinem Sitz nach vorne. Der Sessel folgte der Bewegung des Körpers und nahm Arbeitshaltung an. „Heh, Schiff", sagte Reginald Bull. „Ich bin schon freundlicher angesprochen worden", antwortete eine dunkle, weibliche Stimme aus der Höhe des höhlenähnlichen Raumes. „Was kann ich für dich tun?"
    „Wie weit sind wir mit der Entschlüsselung der cloreonischen Sprache?"
    „Ein paar Syntax-Probleme sind noch zu lösen", kam die Antwort. „Das Cloreonische hat einen eigenartigen Satzbau, bei dem die Stellung der Worte und die Art ihrer Verknüpfung miteinander zur Nuancieren einer Aussage beitragen. Diese Zusammenhänge wollen wir verstehen, bevor wir cloreonisch zu sprechen anfangen."
    „Wie lange noch?" wollte Bull wissen. „Zwei Stunden höchstens. Woher die plötzliche Ungeduld?"
    „Ich möchte diesen vom Kriegerund Schlachtenwahn geplagten Holzköpfen klarmachen, daß ich nicht gekommen bin, um mich mit ihnen herumzuschlagen."
    „Das könntest du in der Sprache Cruhls, des Elfahders, tun", schlug das Schiff vor. „Man versteht sie hierzulande, wie wir wohl wissen."
    „Schlechte Idee", wies Bull den Gedanken zurück. „Sie sollen in den Worten ihrer eigenen Sprache von mir hören. Vielleicht beeindruckt es sie ein wenig, daß es uns so schnell gelungen ist, ihr Idiom zu entschlüsseln."
    „Wie du willst", sagte das Schiff. „Gib mir den Text. Ich kann mich in der Zwischenzeit schon mit der Formulierung befassen."
    Reginald Bull zögerte ein paar Sekunden. Dann begann er: „Hört, ihr Bewohner von Cloreon! Wir, die wir in freundlicher und friedlicher Absicht auf eurem Planeten gelandet sind, kommen von einer fernen Galaxis. Wir kennen den Krieger nicht, und das, was ihr sein Symbol nennt, ist durch Zufall in unseren Besitz geraten. Uns steht nicht der Sinn nach Kampf..."
     
    *
     
    Verstohlen schob Or Mendin einen Lappen seines hellblauen Arbeitsgewands beiseite und inspizierte die braune, hornige Haut, die darunter zum Vorschein kam. Es war sein eigener Körper, den er diesermaßen einer Prüfung unterzog; und dennoch hatte er das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun.
    Mit Sorge musterte er die beiden hellen Stellen. Vor ein paar Tagen hatte er sie zum erstenmal bemerkt. Seitdem waren sie gewachsen und besaßen jetzt etwa die Größe eines Daumenabdrucks. Or Mendin betastete sie vorsichtig. Sie schmerzten nicht, aber ihre Oberfläche fühlte sich weicher und zarter an als die umgebende Haut. Er reckte den Rüssel beiseite, der ihm in Nabelhöhe aus dem Leib wuchs, und benetzte die beiden Stellen mit Speichel. Es lag ein wenig Hilflosigkeit in dieser Geste, und Or Mendin war keineswegs sicher, ob er mit dieser Art der Therapie dem Wuchs der Verfärbung Einhalt gebieten konnte. Aber er hatte von klein auf gelernt, Schäden der Haut - wie sie zum Beispiel von den schmerzhaften Stichen der Zizi-Fliege herrührten - mit Speichel zu behandeln.
    Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, um Erlaubnis zur Arbeitsunterbrechung zu ersuchen und sich von einem Or-Med-Typ beraten zu lassen. Aber damit hätte er Aufsehen erregt, und Aufsehen war das letzte, was er in seiner gegenwärtigen Lage gebrauchen konnte. Die Verfärbung der Haut war nämlich nicht die einzige Veränderung, die sich dieser Tage an Or Mendin vollzog. Es gab noch eine andere, tiefergreifende, und manchmal war Or Mendin zumute, als müßten die beiden in einem inneren Zusammenhang miteinander stehen. Mehr als einmal schon hatte er bemerkt, wie Ne Nudruv ihn mit mißtrauischen Blicken musterte. Es fehlte nur, daß die Nervenzelle ernsthaften Verdacht schöpfte und Ge Allini darüber in Kenntnis setzte. Ge Allini, Or Mendins Vorgesetzter, hatte sich in den vergangenen Wochen des öfteren unzufrieden über die Arbeit seines Untergebenen
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