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1254 - Welt ohne Hoffnung

Titel: 1254 - Welt ohne Hoffnung
Autoren: Unbekannt
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recht gut ein paar Tage verstreichen. Ich rate dir, dich nach einer zeitvertreibenden Beschäftigung umzusehen. Nur eines laß dir ans Herz legen: Wenn du dich vom Schiff entfernst, sei vorsichtig. Vergiß nicht, daß die Cloreonen dich für den Krieger halten, gegen den sie zur Letzten Schlacht antreten müssen."
    So hatte das Schiff gesprochen. Eine Stunde später war Reginald Bull mit einem der Beiboote der EXPLORER aufgebrochen.
    Er wußte nicht recht, wonach er suchte. Sämtliche Sensorsysteme des Bootes waren aktiviert, aber bisher waren außer Trümmerfeldern keine Spuren der cloreonischen Zivilisation gefunden worden. Bull hatte eigentlich nur Stronker Keen auf diesen Ausflug mitnehmen wollen. Mirandola Cainz und Colophon Bytargeau hatten sich ihm förmlich aufgedrängt. In der Vergangenheit waren sie ihm dadurch auf die Nerven gegangen, daß sie ständig den Mangel an Ordnung und die allgemeine Disziplinlosigkeit an Bord des Viren. schiff-Konglomerats bekrittelten. Sie gehörten zu einer vierköpfigen Gruppe, die Reginald, Bull im Verdacht hatte, die Reise der EXPLORER aus anderen als den üblichen vironautischen Motiven mitgemacht zu haben. Der Sprecher der Gruppe war ein fetter Giftzwerg namens Doran Meinster. Er und seine Lebensgefährtin, Agid Vendor, waren auf dem Konglomerat zurückgeblieben, während Colophon und Mirandola mit dem Verbund von dreißig Virenschiffen nach Eremit geflogen waren.
    Colophon Bytargeau war trotz seines hohen Wuchses ein unauffälliger Typ von Mensch. Er wirkte hager, besaß jedoch bedeutende Körperkräfte. Er trug das schwarze Haar ungeschoren. Sein Gesicht war knochig; die dunklen Augen lagen in tiefen Höhlen. Seine Oberlippe zierte ein kleiner Schnurrbart, der im Gegensatz zu der ungezähmten Fülle des Haupthaars merkwürdig gepflegt wirkte.
    Mirandola Cainz dagegen war ein Mensch, nach dem man sich gern zweimal umdrehte - nicht etwa ihrer Schönheit wegen, sondern weil sie das archetypische Mannweib verkörperte. Sie war über sechs Fuß groß, muskulös und breitschultrig. Sie beherrschte etliche der uralten, waffenlosen Selbstverteidigungskünste mit wahrer Meisterschaft und hatte seit dem Aufbruch von Terra vor etwas mehr als vier Wochen schon etliche der mitunter rabaukenhaften Vironauten aufs Kreuz gelegt. Ihr Gesicht wurde von strengen Zügen beherrscht. Zu allem Übel trug sie ihr brünettes Haar zu kurzen Borsten geschnitten, fast kürzer noch, als Reginald Bull seine Frisur trimmte. Mirandola war durch einen Ehevertrag an Colophon Bytargeau gebunden. An Bord der EXPLORER erzählte man sich hinter vorgehaltener Hand die wildesten Gerüchte, wie diese eigenartige Verbindung zustande gekommen sei. Eine der freundlicheren Versionen lief darauf hinaus, daß der dürre Colophon Bytargeau Schutz vor seinen Widersachern gesucht und deshalb Mirandola Cainz geheiratet habe.
    Im Norden schoben sich Berge über den Horizont. Auf Eremit waren Land und Wasser in eigenartiger Weise verteilt. Die Südhalbkugel des Planeten bestand aus einem einzigen Ozean, in den Tausende von Inseln meist unbedeutenden Umfangs eingebettet waren. Die nördliche Halbkugel dagegen war nahezu lückenlos von Festland bedeckt. Nur ein paar vereinzelte, wenige ausgedehnte Binnenmeere vertraten dort das flüssige Element. Über dem Nordpol wölbte sich ein Gebirgsstock von gigantischem Umfang, mit Gipfeln, die bis zu zwölftausend Metern aufragten. Die Krone hatten die Mannschaften des Virenschiff-Verbunds das Bergmassiv genannt. Es waren diese Berge, die jetzt auf einer Holoprojektion im kleinen Kontrollraum des Bootes sichtbar wurden.
    Noch während Reginald Bulls Blick an den schroffen Graten und Zinnen entlangglitt, erschien im oberen Drittel des Bildes eine grelle, kugelförmige Leuchterscheinung, die mit großer Geschwindigkeit nahezu senkrecht durch das Blickfeld schoß. Die glühende Kugel zog einen Schweif leuchtender Partikel hinter sich her, Teile ihrer Substanz, die sich während des rasenden Fluges von ihr lösten. Der harte, trockene Knall des Überschallschocks drang in die Kabine des Bootes. Sekunden später war die Kugel hinter dem am weitesten nach Süden vorgeschobenen Wall der Berge verschwunden. Das Rumpeln des Einschlags brachte die Luft zum Zittern. Eine Wolke aus Staub und Qualm stieg träge zwischen zwei Gipfeln empor.
    Im Kontrollraum sprach niemand ein Wort. Sie alle kannten die Gefahr, die Eremit auf seinem Weg durchs Weltall begleitete. Es verging keine Stunde, ohne daß
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