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125 - Todesschreie aus dem Blutmoor

125 - Todesschreie aus dem Blutmoor

Titel: 125 - Todesschreie aus dem Blutmoor
Autoren: Larry Brent
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sich.
    Sein Sohn stand an dem groben Holztisch, der schräg vom offenen
Kamin wegführte und zum Zerlegen von Spießbraten und Hähnchen diente.
    Der junge Mann in dem weißen Jackett und der schwarzen Hose
wirbelte plötzlich herum.
    Gleichzeitig riß er den langen Spieß empor, an dem mehrere Kilo
Fleisch steckten, das appetitlich duftete.
    »Nein!« schrie der Sohn des Wirts.
    »Halt den Mund . keinen Ton mehr vom Moor! Ich will das Wort nicht
mehr hören, Vater! Sei doch endlich still .«
    Er warf sich mit dem Spieß nach vorn, direkt auf seinen Vater zu.
Für den Inhaber der »Rhönklause« kam der Angriff so überraschend, daß er zu
keiner Abwehrbewegung mehr fähig war.
    Sein eigener Sohn schlug ihm den Spieß mit dem Fleisch mitten
gegen die Brust. Soße spritzte durch die Luft, klatschte auch ins Gesicht des
Wirtes, der aussah, als würden plötzlich Sommersprossen bei ihm sprießen.
    Im gleichen Moment war es totenstill im Lokal.
    Alle Gespräche verstummten.
    Nur noch das Knistern im Kamin, das Prasseln der Flammen war zu
hören und das Schreien des jungen Mannes, der sich gebärdete, als hätte er den
Verstand verloren. Mit zwei schnellen Schlägen schickte er seinen kräftigen
Vater zu Boden, der gegen den Tisch stürzte, an dem Linkert saß.
    Der Vertreter war viel zu langsam, um zu reagieren, weil er mit
einer solchen Situation nicht gerechnet hatte.
    Die Platte mit dem Spießbraten vor ihm auf dem Tisch geriet ins
Rutschen und klatschte auf den steinernen Boden. Die Klöße kullerten über die
Erde, das Fleisch sah aus, als hätte jemand daraufgetreten.
    Vom Nachbartisch sprang der Mann mit dem roten Bart auf.
    Martin Gessler, der Sohn des Wirtes, wich wie erstarrt und
stocksteif zwei Schritte zurück, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf
seinen Vater, der, mit brauen Flecken übersät, sich langsam vom Boden erhob,
machte dann auf dem Absatz kehrt, lief quer durch die Wirtsstube, ehe jemand
auf die Idee kam, ihn aufzuhalten, und verließ durch die Hintertür das Lokal.
    Hart riß Gessler sie ins Schloß, so daß der laute Knall nicht zu
überhören war.
    Iwan Kunaritschew, der sich außer dem noch immer wie gelähmt
sitzenden Linkert dem Wirt am nächsten befand, war dem Mann auf die Beine
behilflich.
    »Es ist schon gut . es geht schon wieder . «, murmelte Anton
Gessler. Er atmete schnell und flach, und auf seinem Gesicht perlte außer der
Soße auch der Schweiß.
    Er fuhr sich über die leichte Glatze, sah nervös in die Runde, bat
um Entschuldigung für den Vorfall und die Gäste, wieder Platz zu nehmen und
weiter zu essen.
    Kunaritschew bückte sich, um den großen Spieß aufzuheben, an dem
noch etwa Zweidrittel des Fleisches hingen. Der Rest war abgebrochen und lag
auf dem Boden verstreut. »Das ist sehr freundlich von Ihnen . Dankeschön«,
stammelte der Wirt, noch immer verwirrt. Er nahm den Spieß in die Hand. »Ich
werde hier gleich für Ordnung sorgen . bitte, meine Herrschaften, entschuldigen
Sie vielmals!«
    Er lief wie vorhin sein Sohn um den Kamin herum, beeilte sich, den
Weg rasch hinter sich zu bringen und verschwand aus den Augen der Gäste.
    Gleich darauf tauchten zwei Frauen auf mit Lappen und Putzeimern.
Sie bemühten sich, die Spuren des unangenehmen Zwischenfalls so schnell wie
möglich zu beseitigen.
    Petra Gessler, die Tochter des Wirts, bediente weiter, als wäre
nicht geschehen. Doch ihre Miene war seltsam eingefroren. Auch dann noch, als
sie auf Fragen hin erklärte, weshalb Martin sich so benommen hatte, daß es
zwischen Vater und Sohn seit geraumer Zeit Spannungen gab .
    Doch diese Erklärung war weit hergeholt.
    Larry Brent und Morna Ulbrandson, die an Linkerts Nachbartisch
saßen, warfen sich einen Blick zu.
    Es war ganz offensichtlich, daß Petra Gessler sich schnell eine Geschichte
zurechtgelegt hatte, weil sie offenbar auch nicht die geringste Erklärung für
das Verhalten ihres Bruders fand.
    »Da ist etwas faul, Schwedenmaid«, murmelte Larry Brent. »Das
würde doch selbst einem Blinden und Tauben klar.«
    Er warf einen Blick an den Tisch, wo Horst Linkert saß, der
gedankenverloren mit seiner Gabel in dem restlichen Fleisch stocherte, ohne
auch nur einen Bissen zum Mund zu führen.
    »Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie anspreche«, sagte Iwan
Kunaritschew in akzentfreiem Deutsch.
    »Ja bitte?« Linkert hob den Blick.
    »Ich möchte Ihnen nicht auf die Nerven fallen und auch nicht
unhöflich erscheinen«, fuhr Kunaritschew fort. »Ich bin vorhin zufällig
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