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125 - Todesschreie aus dem Blutmoor

125 - Todesschreie aus dem Blutmoor

Titel: 125 - Todesschreie aus dem Blutmoor
Autoren: Larry Brent
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weiterfahren, kommen Sie direkt hin. Aber warum fragen Sie danach?«
    »Nur so«, entgegnete Linkert gegen seinen Willen. »Ich hab davon
gehört. Ich hab noch nie ein richtiges Moor gesehen.«
    »Dann wird’s aber höchste Zeit. Hier oben haben Sie tatsächlich
die Möglichkeit, sich über das Leben und die natürliche Anlage einer
Moorlandschaft einen umfassenden Eindruck zu verschaffen. Allerdings würde ich
Ihnen abraten.«
    »Warum?« fragte der Vertreter schnell.
    »Das ist ganz einfach. Jetzt ist nicht die richtige Jahreszeit
dafür. Es wird Herbst. Sobald es hier oben Nebel gibt, wird’s - riskant . « Das
letzte Wort sagte der Wirt sehr leise, so daß selbst Linkert es gerade noch
verstand.
    »Ich höre riskant? Wie soll ich das verstehen?« Er mußte sofort
daran denken, was ihm widerfahren war. Im stillen schalt er sich einen Narren,
aber das nutzte nichts. Die Gedanken quälten ihn weiter. Vor seinem geistigen
Auge tauchte immer wieder die blonde Frau auf, die von Kopf bis Fuß mit Schlamm
bedeckt war und seine Hilfe erflehte.
    »Im Sommer sind jeden Tag Hunderte von Besuchern da und laufen
dort spazieren. Das ist nicht riskant. Es ist eine andere Jahreszeit. Im Herbst
aber sieht das ganz anders aus. Dann zeigt das Todes- oder Blutmoor sein wahres
Gesicht .«
    »Todesmoor? Blutmoor?« echote Linkert. »Mir läuft’s eiskalt über
den Rücken bei diesen Bezeichnungen .«
    Der Wirt sah ihn fest an.
    Der Mann wirkte irgendwie verärgert. Nicht mehr so freundlich und
jovial, sondern ernst und - bedrückt.
    »So nennen es die Einheimischen. Doch niemand spricht offen
darüber. Jeder hat Angst.«
    »Angst? Wovor?« Linkert tastete nach seinem Nacken. Jetzt spürte
er deutlich, daß sich dort doch eine Gänsehaut bildete.
    »Angst davor, daß das Unheil nach ihnen greift. Man sagt, daß all
diejenigen, die dort den Tod gefunden haben, nicht zur Ruhe kommen.«
    »Aber - das ist doch Unfug!« entfuhr es dem Gast. »So etwas gibt
es doch nicht.«
    Der Wirt sah ihn lange und schweigend an. Es schien, als hätte der
Mann seine Umgebung vergessen. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Sagen Sie
so etwas nicht, Herr Linkert«, sagte er mit dunkler, verhaltener Stimme. »Es
gibt Geister, und die soll man nicht stören .«
    Linkert schluckte. Er mußte an sein Erlebnis denken. Sollte er
sich eröffnen?
    »Wieso sagen Sie das mit einer solchen Gewißheit?«
    »Wenn man etwas ganz genau weiß, kann man auch klipp und klar
darüber sprechen. Ich kann Sie nur warnen, Herr Linkert. Gehen Sie nicht ins
Moor! Warten Sie bis zum nächsten Sommer! Es ist bedenklich, jetzt die Pfade zu
benutzten - auch wenn sie noch so sicher scheinen .«
    »Was wissen Sie?«
    »Genug, um Sie zu warnen. Das sollte Ihnen reichen. Vielleicht ist
es reiner Egoismus. Ich verliere nicht gern einen Gast, der jeden Abend eine
anständige Zeche macht.«
    Er wollte den Tisch verlassen, doch Linkert hielt ihn am Ärmel
fest.
    »Noch eine einzige Frage .«
    »Ja bitte?«
    »Was ist geschehen, das Sie so sicher macht?«
    »Ein Erlebnis in der eigenen Familie, Herr Linkert. Man soll die
Geister der Toten nicht beschwören. In dieser Jahreszeit, in dieser Stimmung,
sind sie besonders ansprechbar. Nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Nebel
steigen, wandern die Toten ruhelos durch das Moor und holen diejenigen zu sich,
die sie sehen .«
    »Schwachsinn«, sagte der Vertreter scharf. »Purer Schwachsinn!«
    »Sagen Sie so etwas nicht von Dingen, die Sie nicht kennen«, mußte
er sich sagen lassen. »Die es erlebt haben, können leider nicht mehr darüber
sprechen. Sie sind Gefangene des Moores geblieben. Und angefangen hat es in
meiner Familie vor mehr als hundertfünfzig Jahren .
    Wenn man selbst vier Familienangehörige verliert, ist man
vorsichtiger. Das zumindest werden Sie mir glauben, nicht wahr? Gehen Sie nicht
ins Blutmoor! Es trägt seinen Namen zu Recht. Es ist verflucht. Der Mörder, der
damals die Frau tötete, hat den Fluch bewirkt .«
    »Was für ein Mörder? Eben haben Sie doch noch von Ihrer eigenen
Familie gesprochen und behauptet, daß der Fluch auf Sie zurückgeht .«
    »Nein! Das habe ich nicht gesagt. Nur schließt das eine das andere
nicht aus. Doch das kann ich Ihnen nicht erzählen.
    Nicht jetzt und nicht hier.
    Es würde zu weit führen. Außerdem habe ich das Gefühl, daß gerade
das, wovon ich spreche, Sie zur Neugierde anstachelt. Und eben die möchte ich
vermeiden. Wer sich mal mit dem Blutmoor befaßt .« Er unterbrach
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