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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm
Autoren: Larry Brent
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Zeug
herum.“
    „Überzeugt
mich immer noch nicht. Bilder und Fotos kann man falschen.“ „Richtig. Aber in
jeder Legende, jeder Sage, jedem Bericht steckt ein Körnchen Wahrheit. Ich habe
das selbst nicht glauben wollen. Solche Dinge werden schnell dahingesagt. Ich
glaube, das wohl am meisten strapazierte Beispiel ist die Geschichte des
deutschen Forschers Heinrich Schliemann und die Entdeckung Trojas. Bis dahin
hielt man Troja für eine Erfindung, den Kampf um die Stadt und alles, was damit
zu tun hatte, für eine Legende. Heinrich Schliemann bezweifelte dies. Und das
war gut so. Er erfüllte sich seinen Jugendtraum - und machte sich auf die Suche
nach Troja. Und siehe da - er fand es ... Ich komme mir - auf meinem Gebiet -
fast vor wie einst Heinrich Schliemann ...“
    „Aber ganz
sicher bist du dir nicht, sonst würdest du zwischen der Geschichte von der
Weißen Frau und der des Wilderers keinen großen Unterschied machen ...“
    Bernauer
wirkte nach diesen Worten seines neuen Freundes plötzlich wieder bedrückter und
nachdenklicher. „Gespenster- und Spukgeschichten“, sagte er dann leise, „sind
eine ganz eigene Materie. Und wie ich dir vorhin schon gesagt habe, befinde ich
mich, seitdem ich mich entschlossen habe, den Turm der Weißen Frau unter die
Lupe zu nehmen, in seltsamer Erwartungshaltung. Alles andere prallt an mir ab,
geht mir nicht wie sonst unter die Haut und beschäftigt mich nicht weiter.“
    „Und hast du
irgendeine Erklärung für dieses Gefühl, Martin?“
    „Für
Intuitionen gibt es keine Erklärungen. Es sei denn - ein Mensch wird von außen
her durch einen anderen telepathisch beeinflusst. Wenn man davon ausgehen kann,
dass möglicherweise auch Ereignisse und Dinge ein menschliches Gehirn
beeinflussen können, durch nicht messbare Strahlen oder was sonst immer - dann
gehe ich davon aus, dass ich eine Antenne für diese Dinge um die Weiße Frau vom
Gespensterturm besitze. Frag mich nicht danach, wieso. Ich weiß es selbst
nicht. Es ist einfach so.“
    Rolf Salwin
war die weit geschwungene Straße entlanggefahren, auf der ihnen zu so später
Stunde niemand mehr entgegengekommen war. Von der Seite her sah er den Turm zum
ersten Mal. Massig, wie ein gigantischer, abgebrochener Bleistift, ragte er in
den nachtdunklen Himmel. Das Bauwerk war nur als düstere Silhouette zu
erkennen.
    Zweihundert
Meter weiter war es unmöglich, den Berg noch weiter hochzufahren. Der Pfad
wurde so schmal, dass gerade ein Handkarren drauf Platz hatte. Salwin stellte
den Motor ab, zog die Handbremse und legte nach dem Aussteigen noch einen
kopfgroßen Stein unter das linke Vorderrad, um sicher zu sein, dass sein Auto
auf dem abschüssigen Weg nicht ins Rollen kam.
    Martin Bernauer,
der seinen Rucksack schulterte, war erstaunt, als er dieses Manöver mitbekam.
„Es war schon sehr nett von dir, mich praktisch vor der Haustür abzusetzen“,
sagte der Student. „Willst du auch noch über Nacht bleiben, um zu erfahren, was
Gruseln ist?“
    Salwin
schüttelte den Kopf „Ich werde mich zu bremsen wissen, Martin. Ich begleite
dich bis zur Tür, sehe mir dein Nachtquartier aus der Nähe an und fahre dann
weiter. Ich muss noch vor Mitternacht mein Etappenziel erreichen, sonst
klappt’s nicht mit meinem Zeitplan. Meine Freundin erwartet mich, und ich
möchte sie nicht enttäuschen.“
    Die beiden
Männer stiegen den steilen, steinigen Pfad bergauf. Kleine Steine unter ihren
Füßen lösten sich, kullerten in die Tiefe, blieben irgendwo in der Dunkelheit
in Erdmulden liegen oder vor größeren Steinen, die aus dem Boden ragten.
    Fünf Minuten
später wuchs der mächtige Turm vor ihnen auf, dessen klobige Steine vom Zahn
der Zeit angenagt waren, in dem mehrere große Löcher gähnten und dessen Zinnen
an manchen Stellen an ausgebrochene Zähne erinnerten. Salwin ließ seine
Taschenlampe aufflammen und führte den hellen, breitgefächerten Strahl über den
unebenen Boden und die verwitterte Fassade. In manchen Fugen hatten Unkraut,
Grasbüschel und sogar zwei kleine Bäume, die sich weit verzweigten, Wurzeln
geschlagen. Knorrige Bäume mit schwarzen Stämmen standen auf dem Hügel, und
dichtes Gebüsch und Unkraut wucherte bis dicht an das Gemäuer heran, schienen
es aber bisher noch nicht geschafft zu haben, es völlig zu überwachsen. Statt
der ehemaligen Tür gähnte ein zerklüftetes Loch in der Mauer. Deutlich war zu
erkennen, dass dieses Loch vor langer Zeit zugemauert worden war. Die Steine
waren jüngeren
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