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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm
Autoren: Larry Brent
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Ähnlichkeit mit einem Fabrikbau
hatte. Vor ihm lag eine dunkle Wand aus dichtbelaubten Büschen, Buchen und
Nadelhölzern, die hoch emporragten und hinter denen die Mauer, die das Anwesen
umgab, nicht zu sehen war. Henry Parker-Johnson warf nur einmal einen Blick
zurück. Die Tür hinter ihm war verschlossen, außer den Fenstern zum Treppenhaus
waren alle anderen dunkel. Keuchend lief Parker-Johnson auf den schmalen Weg
zu, der zwischen den Büschen und Bäumen entlangführte. Dem Mann fiel das
schnelle Laufen außerordentlich schwer. Er hatte keine Gelegenheit gehabt, sich
in den vergangenen Monaten körperlich fit zu halten. Seine Muskeln waren
schwach und verweichlicht, und er atmete schwer. Schnell bekam er Seitenstechen
und musste eine langsamere Gangart einlegen.
    Er erreichte
die hohe, eiserne Tür. Sie war nicht abgeschlossen. Jane hatte Wort gehalten.
Hoffentlich kam sie mit dem verrückten Ted klar. Die Tür bewegte sich schwer
und langsam in den Scharnieren. Diese quietschten nicht. Ein Zeichen dafür,
dass sie zuvor gründlich geölt worden waren. Offenbar auch ein Service der
netten Schwester ...
    Der Mann
befand sich jenseits der Mauer. Nur wenige Schritte davon entfernt führte ein
langer, schmaler Weg ins Gehölz. Genau vor ihm - stand der Triumph Vitesse. Der
Zündschlüssel steckte. Der Wagen sprang auf Anhieb an, und Henry Parker-Johnson
startete. Das kleine Auto fuhr den holprigen Weg entlang, der zu einer einsamen
Seitenstraße führte, die selten oder nie befahren wurde. Von hier lag die
nächste Wegkreuzung zwei Meilen entfernt. Parker-Johnson merkte, wie mit jedem
Meter, den er sich von der Mauer entfernte, das Gefühl, frei zu sein, in ihm
wuchs. Plötzlich begann er zu singen, strahlte und musste seiner Freude einfach
irgendwie Ausdruck geben. Das war doch ein tolles Ding, und es wurde nur
möglich, weil es noch Menschen gab, die Augen und Ohren offenhielten und nicht
gedankenlos glaubten, was andere sagten und angeblich taten.
    „Jane“,
murmelte er, „wenn das alles glatt über die Bühne geht, werde ich mich dankbar
erweisen.“ Es wurde ihm nicht bewusst, dass er die Worte halblaut vor sich
hinsprach. Im nächsten Moment gingen ihm schon wieder andere Dinge durch den
Kopf und er machte Pläne, wie seine Tochter Harriet und deren Mann Tony McGill
ihres Verbrechens überführt werden konnten. Am wichtigsten war die Beantwortung
der Frage, ob Harriet an dem grausamen Spiel freiwillig mitgewirkt hatte oder
dazu gezwungen worden war. Einen Teil seines Vermögens wollte er auf alle Fälle
Jane überschreiben, falls er das noch konnte und Harriet und ihr Mann ihn
inzwischen nicht für unzurechnungsfähig hatten erklären lassen
...
    Sobald er
darüber nachdachte, fing die Verwirrung wieder an. Er konnte keinen klaren
Gedanken fassen ...
    Die zwei
Meilen bis zum vereinbarten Treffpunkt lagen im Nu hinter ihm. Er entdeckte das
verwitterte Schild mit der Aufschrift Berry 's Comfortable Inn und stellte den
Triumph Vitesse unter den weit ausladenden Wipfeln der Bäume so an den Wegrand,
dass er beide Fahrtrichtungen und die Einmündung in den Wald überblicken
konnte. Dann schaltete er den Motor und die Scheinwerfer aus, und das Warten in
der Dunkelheit begann. Er blickte abwartend in die Finsternis, als vor ihm in
der Ferne zwei lange Lichtfinger durch die Dunkelheit stachen. Ein Fahrzeug
näherte sich, allerdings genau aus entgegengesetzter Richtung. Doch darüber
machte der Mann aus dem Nervensanatorium sich im ersten Moment keine Gedanken.
    Jane hatte es
geschafft, früher als offenbar selbst erwartet das Gebäude des Grauens zu
verlassen.
    Der Wagen kam
näher. Henry Parker-Johnson verhielt sich ruhig. Die Scheinwerfer leuchteten
den Weg, der zum Gasthof führte, völlig aus. Als der Wagen auf gleicher Höhe
war, sah der einsame Mann in dem Triumph Vitesse die beiden darin sitzenden
Männer. Der Fahrer wandte ihm kurz das Gesicht zu - dann war der VW, ein Wagen
älteren Baujahres, auch schon vorn an der Kreuzung. Der Fahrer rollte sofort
auf die nächtliche, einsam vor ihm liegende Landstraße hinaus und entschwand
aus dem Blickfeld des Beobachters. Der Wagen war offensichtlich vom Gasthof
gekommen und fuhr nun in Richtung Pembroke weiter. Zurück blieb der einsame
Beobachter, der weiterhin wartete...
     
    ●
     
    In dem VW
saßen Martin Bernauer, der junge Tramper, der auf der Suche nach ungewöhnlichen
Stätten war, an denen es spukte, und Rolf Salwin, der zufällig hier
vorbeigekommen
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