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1234 - Totensuche

1234 - Totensuche

Titel: 1234 - Totensuche
Autoren: Jason Dark
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geben.
    Corinna Rice stand hinter dem Schreibtisch und telefonierte.
    Ihre halblaute Stimme riss mich aus meinen Gedanken. »Bitte, Giselle, das kann doch nicht wahr sein…«
    Beide wurden wir aufmerksam. Stellten aber keine Frage, sondern hörten zu, was Mrs. Rice zu sagen hatte. Mit einer Hand hielt sie den Hörer an ihr Ohr gedrückt, die Finger der anderen trommelten auf die Schreibtischplatte.
    »Wirklich unterwegs zu mir?«
    Wenn das stimmte, war es noch besser.
    Sie fragte noch mal nach, erhielt die gleiche Antwort und beendete durch Auflegen des Hörers das Gespräch. Nachdem sie tief ausgeatmet hatte, drehte sie den Kopf und schaute uns an.
    »Sam Preston ist nicht in seinem Büro.« Sie lachte auf. »Ob Sie es glauben oder nicht, er befindet sich auf dem Weg hierher, hat mir seine Sekretärin gesagt.«
    »Um so besser«, sagte ich.
    »Gab es denn einen Grund?«, erkundigte sich Suko.
    »Ich persönlich kenne keinen. Giselle hat auch nichts von dem toten Eddy Aldrich erwähnt. Wahrscheinlich hat Sam noch nichts davon gehört.« Sie hob die Schultern. »Dann wird er ja gleich hier bei mir sein.«
    »Das hat man Ihnen gesagt?«
    »Sicher.«
    »Aber Sie sehen nicht zufrieden aus - oder irre ich mich da?«
    »Sie irren sich nicht, Mr. Sinclair. Ich bin alles andere als zufrieden.«
    »Was gibt es für Probleme?«
    Sie räusperte sich, dann sprach sie weiter. »Ich wundere mich nur darüber, dass er mich nicht angerufen hat. Das ist völlig neu für mich. Das hat er sonst immer getan. Ich habe gewissermaßen eine Vorwarnzeit bekommen. Ich konnte mich dann vorbereiten und schon einige Unterlagen herauslegen. Aber jetzt…« Ihre Stimme sackte ab und sie schaute mit starrem Blick ins Leere.
    Wir wussten nicht, ob wir uns Sorgen machen sollten, aber dies hier war ein Fall, der die Normalität auf den Kopf gestellt hatte, und deshalb entschieden wir uns, bei Corinna Rice im Büro zu bleiben.
    »Das ist mir auch lieber«, flüsterte sie.
    ***
    Sam Preston war ein Mann, der die fünfzig seit zwei Jahren überschritten hatte. Er sah nicht so aus, wie man sich landläufig den Geschäftsführer einer Bank vorstellt.
    Der Mann war klein, besaß einen Kugelbauch, hatte ein Faible für braune Anzüge und Brillen mit dicken Horngestellen, besaß nur wenig Haare auf dem fast kugelrunden Kopf, und sein Gesicht zeigte stets eine gewisse Blässe, wie bei Menschen, die nur sehr wenig das Licht der Sonne sahen.
    Wer jedoch in die Augen hinter den Brillengläsern schaute, der lernte einen anderen Sam Preston kennen. Der Blick war kalt, forschend und zugleich sezierend. Er zeigte etwas von dem Durchsetzungsvermögen, das dieser Banker besaß.
    Verheiratet war er schon seit zehn Jahren nicht mehr. So ging er ganz in seinem Job auf und auch in seinen Hobbys, vorausgesetzt, man ließ ihm die Zeit.
    Das eine Hobby war der Porsche. Er liebte diese Marke und hatte sich inzwischen seinen dritten Wagen zugelegt. Sein zweites Hobby waren Frauen. Bestimmte, denn einmal im Monat suchte er ein Domina-Studio auf, um dort seine Befriedigung zu finden.
    Auf der Fahrt dachte er weder an seinen Porsche, obwohl er darin saß, noch an eine Domina, denn der letzte Anruf hatte ihn elektrisiert. Es roch nach Ärger.
    Etwas war mit einem Mitarbeiter von London Invest passiert.
    Er hatte einen Termin bei Corinna Rice gehabt, war aber nicht bei ihr eingetroffen. Durch einen kurzen Anruf hatte Preston erfahren, dass etwas nicht so gelaufen war, wie er es sich vorgestellt hatte, und dem wollte er auf den Grund gehen.
    Okay, er hätte die Rice anrufen können, aber er wollte sie überraschen. Das tat er nicht oft, denn die Rice war gut. Man konnte sie allein arbeiten lassen. Bisher hatte sie es immer geschafft, die besten Kunden und Investoren für die Bank zu holen, aber wenn Aldrich in Schwierigkeiten war, dann konnte es auch etwas mit Corinna Rice zu tun haben und folglich auch einiges mit der Bank.
    In früheren Jahren hatte sich Preston gern als »Troubleshooter« bezeichnet. Diesen Spitznamen führte er zwar jetzt nicht mehr, aber er erinnerte sich wieder daran, und er würde ihm alle Ehre machen und die Schwierigkeiten aus dem Weg räumen.
    Den Porsche fuhr er für sein Leben gern. Nur an diesem Tag war er davon nicht so sehr begeistert, denn im Londoner Verkehr nutzte ihm auch der schnellste Wagen nicht. Da wäre er mit dem Rad viel besser vorangekommen.
    Soweit ging seine Liebe nun doch nicht. Außerdem stand kein fester Termin. Die Docklands liebte
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