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123 - Auf dem Insektenthron

123 - Auf dem Insektenthron

Titel: 123 - Auf dem Insektenthron
Autoren: Susan Schwartz
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Er wollte sich den Spaß nicht selbst verderben, indem er sich mit Gewalt nahm, was er begehrte – in diesem Fall hielt er sich zurück, wo er ansonsten kein Maß kannte. Das wusste Belle schon lange, deshalb konnte sie nachts auch ruhig schlafen.
    »Ein andermal!«, rief er ihr amüsiert nach. »Ein andermal, Belle! Ich habe Zeit!«
    Lisi atmete immer noch tief, als Belle neben sie schlüpfte und sich an sie schmiegte. Sie fühlte sich elend und verzweifelt, und jetzt erlaubte sie auch den Tränen freien Lauf. Manchmal wusste sie nicht, wie lange sie das alles noch ertragen konnte.
    Als sie allmählich eindämmerte, schlüpfte jemand in ihre Hütte und erschreckte sie fast zu Tode. »Pssst«, erklang Helas zarte Stimme. »Belle, ich bin's! Ich wollte dir nur kurz etwas sagen.«
    »Was ist?«, flüsterte Belle in die Dunkelheit, ohne sich zu rühren.
    »Ich habe was gehört«, wisperte Heia. »Der Einäugige hat sie gesehen, bevor sie ihn geschnappt haben. Beinahe hätten sie es geschafft!«
    »Wen gesehen?«
    »Menschen, Belle! Sie haben sich in der Stadt verschanzt, ich habe nicht verstanden, wo genau. Sie halten bisher die Stellung gegen die Insekten. Sie haben Blitzwerfer!«
    Mit einem Schlag war Belle wieder hellwach. Sie setzte sich auf und tastete nach Helas Arm. »Ist das dein Ernst?«
    »Ja!«, zischelte Hela eifrig. »Ich weiß nicht, warum sie hier sind, oder woher sie kommen. Aber wenn es uns gelingt, einen Boten zu ihnen zu schicken, können sie uns vielleicht hier rausholen!«
    »Das wäre ein Wunder, Hela… aber sie werden es nicht schaffen. Es sind einfach zu viele Insekten, das weißt du, und die geben niemals auf.«
    »Trotzdem müssen wir darüber nachdenken, etwas zu unternehmen! Das ist die einzige Chance, die wir haben.«
    Belle seufzte. »Lass uns morgen noch einmal darüber reden, Hela. Ich kann jetzt nicht mehr, das ist alles zu viel…«
    »Mir geht's auch so, Belle.« Hela streichelte ihre Schulter.
    »Aber wir sind nicht allein. Wir dürfen endlich hoffen.«
    ***
    Zwei lange, dünne, schwarze Fühler zuckten aus der Fuge einer Wandverkleidung hervor. Gleich darauf folgte ein kleiner, nahezu nur von Facettenaugen beherrschter Kopf mit einer schützenden Hornplatte. Lange stachlige Beine mit kräftigen Krallen. Und ein schmaler, länglicher schwarzer Körper… wie eine Mischung aus Kakerlake und Ohrkneifer. Sehr flach, aber fast eine Handspanne lang.
    »Aruula!«, rief Matt, doch es war schon zu spät.
    Das Tier ließ sich fallen und landete auf Aruulas nackter Schulter. Die Kriegerin reagierte sofort, wischte den zappelnden Käfer von sich hinab zu Boden und stampfte kräftig mit dem Stiefelabsatz darauf. »Damne!«, stieß sie wütend hervor und spuckte darauf.
    Matt deutete auf ihre Schulter. »Du hast da was…«
    Irritiert tastete Aruula an die bezeichnete Stelle. »Blut«, stellte sie fest. »Das Biest hat mich gebissen!«
    »Das war noch nicht alles«, bemerkte Matt trocken und spürte, wie sich unwillkürlich seine Nackenhaare aufstellten.
    Unter Aruulas Stiefel tasteten sich gerade zwei Fühler und ein Bein hervor.
    »Wie kann das sein?« Ein schriller Unterton lag in Aruulas Stimme, und sie trampelte auf der Riesenkakerlake herum, die beharrlich zu fliehen versuchte. Endlich ertönte ein Knacksen, ein leises Knirschen, dann lag das Insekt still.
    Doch es gab keinen Grund, aufzuatmen.
    »Da sind noch mehr!«, rief Farmer und sprang ebenfalls auf.
    Es ging rasend schnell. Überall kamen sie hervor, drängten sich durch Wandverkleidungen, krabbelten über Konsolen, suchten sich ihren Weg am Boden entlang.
    Shaw keuchte, als eine Kakerlake direkt auf seinem Kopf landete. Die Haut unter seinem dünnen Haar riss an mehreren Stellen auf, als sich die Beinklauen und die kräftigen Mundwerkzeuge hinein bohrten.
    Matt fegte den Käfer von Shaws Kopf, und Aruula spaltete ihn mit einem kurzen Hieb ihres Schwertes.
    Die Zahl der Insekten war inzwischen kaum mehr zählbar; sie drangen aus den Ritzen zwischen Terminals und Deckenpaneelen hervor, kletterten auf Boden und Konsolen übereinander.
    Bald waren sie alle nur noch damit beschäftigt, Horden von Insekten totzuschlagen, was sich aufgrund der Widerstandsfähigkeit und zunehmenden Masse als immer schwieriger erwies. Sie schafften es kaum, die flinken Krabbeltiere von sich selbst fernzuhalten.
    »Wie konnten die nur unbemerkt herein gelangen?«, rief Farmer, während er energisch seinen Platz an der Konsole verteidigte. Sein Gesicht war
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