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1228 - Der Monstervogel aus Atlantis

1228 - Der Monstervogel aus Atlantis

Titel: 1228 - Der Monstervogel aus Atlantis
Autoren: Jason Dark
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die Vorderseite des Klumpens, der mal ein Kopf gewesen war und auch ein Gesicht gehabt hatte.
    Das existierte zwar jetzt noch, aber es war von Schlägen oder Schnabelhieben gezeichnet worden und bestand eigentlich nur noch aus einer blutigen Masse.
    »Ein Baumhase«, sagte Myxin. »Kann auch eine Katze gewesen sein.«
    »Möglich.«
    Ich blickte wieder hoch. Es folgte kein zweites Beutestück mehr, und ich fragte mich, warum man uns den Rest hier vor die Füße geschleudert hatte.
    An einen Zufall glaubte ich nicht, ich vermutete mehr dahinter. Der Monstervogel wollte einfach, dass wir sahen, wozu er fähig war, und ich wollte auf keinen Fall so enden wie dieses Tier, deshalb wandte ich mich wieder an Myxin, der links von mir stand.
    »Ich denke, dass wir jetzt verschwinden sollten.« Er sagte nichts. »He, hast du nicht gehört?«
    Myxin erwiderte noch immer nichts, und genau das machte mich stutzig. Ich wollte nachfragen, als ich seine Augen sah. Sie besaßen immer einen grünen Schimmer, aber jetzt sah es völlig anders aus. Da schien der Schimmer von einer hauchdünnen Eisschicht bedeckt worden zu sein. Deshalb auch die Starre.
    Zudem fiel mir auf, dass mich Myxin nicht anschaute, sondern an mir vorbeisah.
    Gefahr im Rücken!
    Ich wollte mich umdrehen, aber es war zu spät. Auf die Nackenhaut legte sich etwas Kaltes und Schweres. Ich wusste sofort, dass es die Klinge des Schwertes war…
    ***
    »Nicht bewegen!«
    Nicht die Person hinter mir hatte gesprochen, sondern der kleine Magier. Er konnte besser erkennen, was da hinter meinem Rücken ablief. Es war auch jemand da, und für mich war es genau die Frau, die auf dem Vogelkörper gesessen hatte.
    Sie atmete. Sie stieß die Luft aus, die warm über die Nackenhaut glitt.
    Ich hatte den ersten Schreck überwunden, denn ich gehörte zu den Menschen, die im Beruf stets mit zahlreichen bösen Überraschungen rechnen mussten. Da hatte ich schon zu viel erlebt, um die Nerven zu verlieren, und so wartete ich ab und bewegte nicht mal den kleinen Finger.
    Es war die Blonde, denn ich vernahm ihre Stimme. Sie klang hell, aber auch irgendwie kalt. Was sie sagte, verstand ich nicht, denn ich war der atlantischen Sprache nicht mächtig.
    Myxin war der Übersetzer, und deshalb wandte ich mich an ihn. »Was hat sie denn gesagt?«
    »Dass Gryx dich will.«
    »Sag ihr, dass ich unverdaulich bin.«
    »Damit wird sie nichts anfangen können. Der Vogel will dich. Egal, ob mit oder ohne Kopf.«
    Ich atmete tief durch. »Tja, das habe ich mir schon gedacht. Wie geht es weiter?«
    Von Myxin erhielt ich keine Antwort, dafür aber von der Blonden hinter mir. Sie keifte plötzlich los wie ein wütendes Marktweib, und ihre Stimme malträtierte mein Trommelfell.
    Als das Geschrei endlich vorbei war, wandte ich mich an den kleinen Magier. »Was sagt sie denn?«
    »Dass sie dich mitnehmen will.«
    »Sehr schön. Und wohin?«
    »Zu Gryx!«
    »Ich habe keine Lust, von ihm zerhackt zu werden.«
    »Er schwebt über uns.« Myxin hatte es da besser als ich, denn ich traute mich nicht, den Kopf zu heben, weil das falsch aufgefasst werden konnte. Da musste ich wirklich verdammt Acht geben.
    »Wollen sie dich am Leben lassen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Tu was!«
    »Ist schwer, John, und ich kann dir auch sagen, warum. Das Schwert hat eine verflucht scharfe Klinge. Du kannst sie mit der einer Rasierklinge nicht mal vergleichen, weil sie noch schärfer ist. Das Schwert besteht aus Stein, den es nur hier in diesem Land gibt. Die Klinge geht durch deine Kehle wie das Messer durch ein weich gewordenes Stück Fett.«
    »Sieht demnach nicht gut für mich aus.«
    »Leider richtig.«
    Das Schlucken konnte ich mir erlauben, damit zumindest der bittere Geschmack aus meiner Kehle verschwand. Aber der Druck im Magen blieb trotzdem bestehen, und ich wusste, dass ich mir allmählich etwas einfallen lassen musste.
    Die Frau sagte wieder etwas. Diesmal klang ihre Stimme noch böser. Ich ärgerte mich auch weiterhin darüber, dass ich sie nicht hatte kommen hören. Aber das war nicht mehr zu ändern.
    »Du sollst dich hinknien, John!«
    »Wirklich?«
    »Hat sie gesagt!«
    »Was ist, wenn ich mich weigere?«
    »Würde ich dir nicht raten.«
    Verdammt noch mal, allmählich ging mir Myxins Gelassenheit auf den Geist. In mir rollte die Unruhe wie Donner, denn ich dachte an die großen Kräfte, die in dem kleinen Magier steckten. Sie waren außergewöhnlich und übermenschlich. Ich hatte schon erlebt, wozu er fähig war, und
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