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1228 - Clio, die Spielzeugmacherin

Titel: 1228 - Clio, die Spielzeugmacherin
Autoren: Unbekannt
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die Arme nahm, und er hütete sich, ihr zu verraten, daß er ihren Mundgeruch ganz und gar nicht berauschend fand. „Aber hattest du nicht vor, mich an einem deiner Geheimnisse teilnehmen zu lassen?"
    „Ach, wollte ich das?"
    „War nicht die Rede von einem Gerät, daß mich gegen den Tiefeneinfluß schützt?"
    „Schlaues Kerlchen", schäkerte sie. „Du weißt recht gut, wie man zum Thema zurückkommt. Also gut - reden wir von dem Vitalenergiespeicher. Ich kann ihn für dich herstellen."
    „Und wirst du das auch für mich tun?"
    „Wie könnte ich deinem Charme widerstehen?"
    Ihr Blick wurde starr, und gleichzeitig schnürte sich der Oberteil ihres birnenförmigen Körpers über den drei Augen ein. Staunend beobachtete Norb Ertse U Fert, wie sie sich veränderte. Er wagte nicht, sie anzusprechen, denn das Leben schien aus ihren Augen zu weichen, während sie in Trance versank. Lautlos Wich er zurück. Er fürchtete, sie im unpassenden Moment aufzuwecken und damit alles zu verderben, was er unter großen Mühen erreicht hatte.
    Der Oberteil ihres Körpers schnürte sich immer weiter ein, bis er schließlich nur noch durch einen dünnen Schlauch mit dem Unterteil verbunden war. Gleichzeitig verkleinerte er sich. Norb Ertse U Fert vermutete, daß sich ihre organische Materie umwandelte und gleichzeitig verdichtete, da ihr Unterteil nicht größer wurde, also keinerlei Körpermasse in sich aufnahm.
    Gedankenverloren ließ er sich auf einen Metallkasten sinken, fuhr aber erschrocken wieder hoch, als es darin zu ticken begann. Er eilte zu einem großen Stein weiter und setzte sich darauf. Hier fühlte er sich sicherer. Inzwischen hatte sich das Aussehen Clios weiter verändert. Das Oberteil ihres Körpers war nunmehr nur noch ein eiförmiges Gebilde, das kaum zwanzig Zentimeter hoch war und immer noch kleiner wurde.
    Norb Ertse U Fert konnte sich nicht vorstellen, daß dieses Ding ihn wirklich gegen den Tiefeneinfluß schützen würde. Doch er sagte nichts. Er nahm sich vor, das Gerät später an sich zu nehmen, sich höflich dafür zu bedanken und dann das Weite zu suchen.
    Er stutzte.
    Wohin soll ich gehen? dachte er, da er sich nicht mehr an seine Vergangenheit erinnerte. Gehöre ich einem Volk an? Und wo lebt dieses? Ich kann doch nicht allein in der Tiefe sein. Ich werde mich auf die Suche machen. Irgendwann werde ich meine Leute finden.
    Er erinnerte sich an die Schlange und den Vogel, und er stieg über eine Steintreppe zu den Zinnen der Burg hoch, um auf den See hinauszusehen. Den Vogel entdeckte er bald, das Reptil aber fand er nicht. Es verbarg sich im Purpursee. Dahinter fiel das Land flach ab bis zu einem ausgedehnten, farbenprächtigen Wald. Aus ihm erhob sich eindrucksvoll ein Transmitterdom, und seltsamerweise fiel ihm ein, daß dieser schon seit Jahrtausenden energetisch tot und vom Transmitternetz abgeschnitten war. Wer hatte ihm das erzählt? Warum wußte er es noch? War die Schlange an diesem Teil seiner Erinnerungen nicht interessiert gewesen?
    Zorn erfüllte ihn. Vergeblich versuchte er, sich an irgend etwas aus seiner Vergangenheit zu erinnern. Er stieß ins Nichts, und jetzt begriff er nicht mehr, daß er sich auf diesen Handel eingelassen hatte. Er fühlte sich stark genug, es mit der Schlange aufzunehmen.
    Er brach einen faustgroßen Stein aus der Mauer heraus und schleuderte ihn auf den See hinaus. Unmittelbar darauf hob sich der Kopf der Schlange aus den Fluten. Zischelnd streckte sich ihm die gespaltene Zunge entgegen.
    „Warte nur", rief er. „Bald komme ich zurück."
    Der Kopf glitt wieder unter Wasser, und Norb Ertse U Fert meinte, ein spöttisches Feuer in den Augen der Schlange gesehen zu haben. Er drehte sich um und blickte in den Hof der Burg hinab, wo Clio noch immer an dem Gerät für ihn arbeitete. Es war so klein geworden, daß er es aus dieser Entfernung kaum noch sehen konnte. Kaum größer als das Ei eines Hühnervogels.
    „Hoffentlich habe ich den ganzen Weg nicht vergeblich gemacht", murmelte er.
    „Überzeugend sieht das nicht gerade aus."
    Er ahnte nicht, wie ungeheuer kompliziert die Aufgabe war, die die Spielzeugmacherin zu bewältigen hatte, denn dies war nicht das Spielzeug, von dem die Chylinen sonst zu reden pflegten, wenn sie irgend etwas herstellten. Er wußte nicht, daß es im ganzen Universum nur sehr wenige Geräte dieser Art gab, wie er es verlangt hatte, und daß viele Intelligenzwesen ihre Seele dafür verkauft hätten, wenn ihnen jemand die Möglichkeit
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