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1225 - Bastion im Grauland

Titel: 1225 - Bastion im Grauland
Autoren: Unbekannt
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Wenn man ihn danach fragte, antwortete er: „Ich weiß es nicht. Ich muß probieren." Ansonsten war er der stets gutgelaunte, ständig zu Scherzen aufgelegte Junge, als den man ihn seit der ersten Begegnung kannte.
    Der Dschungel, aus reinem Grauleben bestehend, lieferte keinen verwertbaren Proviant.
    Selbst die Ritter der Tiefe, obendrein mit Zellaktivatoren ausgestattet, getrauten sich nicht, von den Früchten und Pilzen zu kosten, die hier und dort gefunden wurden. Zu groß war die Gefahr, daß sie sich trotz des Schutzes, den der Ritterstatus ihnen gewährte, selbst in Grauleben verwandelten, wenn sie sich graue Materie einverleibten. Twirl, so oft er auch gefragt wurde, erklärte laut und zuversichtlich, er habe keinen Hunger. Zuerst entstand der Verdacht, er könne sich an Bord der Gondel, die sie am Ort der Notlandung zurückgelassen hatten, mit Vorräten versorgt haben, die er in den Taschen seines Overalls mit sich herumtrug. Aber es hätte für Twirl keinen Grund gegeben, dies zu verschweigen. Niemand hätte ihm seinen Schatz streitig gemacht. Aber so sorgsam Atlan und Jen Salik den Jungen auch beobachteten, nicht ein einziges Mal sahen sie ihn sich auch nur einen Bissen in den Mund schieben.
    Pflanzen und Tiere des Graulands zeigten sich weitaus friedfertiger, als Atlan ursprünglich erwartet hatte. Hin und wieder kam es zu heimtückischen Angriffen einzelner Schlingpflanzen. Hier und dort beregnete ein Pilz die einsamen Wanderer mit Sporen. Am gefährlichsten waren noch die Attacken eines Geschöpfs, halb Krake, halb Spinne, das in den Wipfeln des Lianendschungels hauste und kräftige, klebrige Fäden verschoß, mit denen es die Mitglieder der Expedition in ein Netz zu hüllen suchte. Aber solche Zwischenfälle ereigneten sich nur selten, und es fiel den Rittern der Tiefe und ihren Orbitern nicht schwer, sich ihrer zu erwehren.
    Rastpausen wurden nach der inneren Uhr des Körpers eingelegt. Tonangebend waren dabei Atlan und Jen Salik, besonders aber Twirl, der infolge seiner Jugend und weil er ständig herumtollte, rascher als die anderen ermüdete. Domo Sokrat hätte den Marsch nach Korzbranch wahrscheinlich in einem Stück bewältigen können, und Lethos-Terakdschan war der Begriff Müdigkeit ohnehin unbekannt.
    Gewöhnlich rasteten sie an unbewachsenen, sandigen Flußufern, hin und wieder auf einer Lichtung, deren niederer Pflanzenwuchs ihnen nicht gefährlich werden konnte. Sie stellten keine Wachen aus. Sie verließen sich auf den Hathor, der nie schlief. Am vierten Tag des Marsches gerieten sie in hügliges Gelände. Domo Sokrat Sah sich um und erklärte: „Morgen erreichen wir Korzbranch."
    Der Begriff morgen war willkürlich gewählt. Die Helligkeit des grauen Himmels variierte nicht. 06 sie marschierten oder ruhten: Das Firmament über ihnen zeigte ihnen stets dasselbe Bild grauer, von geheimnisvollem Leuchten erfüllter Einsamkeit.
    Die nächste Rast legten sie auf der Kuppe eines Hügels ein. Der Einfachheit halber hatten sie die Vegetation, die ihnen während des Schlafes hätte gefährlich werden können, niedergebrannt. Graublauer, übelriechender Qualm hielt sich eine Zeitlang über dem Lagerplatz. Dann entstand einer jener spontanen Luftwirbel, die für die Atmosphäre des Tiefenlands charakteristisch waren, und blies ihn hinweg.
    Atlan machte es sich so bequem, wie es eben ging. Der Marsch hatte ihn erschöpft.
    Eine dumme Verzweiflung hatte sich seiner bemächtigt. Morgen also erreichten sie Korzbranch, die Kolonie, die Domo Sokrat eingerichtet hatte. Korzbranch war frei von den Einflüssen der Tiefe - das war gut. Aber was hatten sie sonst erreicht? Ihre Aufgabe war, den Berg der Schöpfung zu finden und den Raum-Zeit-Ingenieuren, die angeblich dort tätig waren, die Nachricht von der bevorstehenden Rückkehr des Frostrubins zu überbringen. Sie waren seit Wochen unterwegs. Waren sie ihrem Ziel auch nur um einen einzigen Schritt näher gekommen?
    Er verschränkte die Arme unter dem Kopf und versank in tiefes Grübeln.
     
    *
     
    Sie hatten die riesige Stadt Starsen davor bewahrt, grau zu werden. Das war eine Leistung, auf die sie stolz seih konnten. Sie hatten den übermächtigen Kräften des Graulands getrotzt, das Starsen ringsum einschloß, und die beiden Grauen Lords, den Ältesten der Geriatrie und den Vorsteher der Fraternität vertrieben. Also gut. Aber was hatte das mit ihrem Auftrag zu tun? In den Worten, mit denen Carfesch, der Sorgore, ihre Aufgabe beschrieben hatte, war
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