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1225 - Bastion im Grauland

Titel: 1225 - Bastion im Grauland
Autoren: Unbekannt
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waren Verirrte, die nicht mehr zu agieren, sondern nur noch zu reagieren vermochten. Sie nahmen einen Zwischenfall nach dem anderen, wie er auf sie zukam. Sie hatten die Initiative verloren.
    Wie weit war das Vagenda entfernt? Wie weit der Berg der Schöpfung? Oh, wie er die Kosmokraten in ihrer starrköpfigen, eigenbrötlerischen Verschwiegenheit verachtete!
    Warum konnten Sie denen, die ihre Aufträge übernahmen, nicht mehr Informationen zukommen lassen?
    Der zornig erregte, aber dennoch ermüdete Verstand raffte sich zu einem letzten Gedanken auf, der einer Blasphemie glich.
    Weil sie selbst nicht Bescheid wußten?
    Sekunden später war der Arkonide eingeschlafen.
     
    *
     
    „Ich habe dich und Jen Salik beobachtet", sagte eine freundliche Stimme in seinem Bewußtsein. „Ihr wundert euch über den Jungen. Er ist mein Orbiter. Ich weiß, wie es in seinen Gedanken aussieht. Aber auch ihr sollt Klarheit erhalten. Sieh dich um!"
    Aus unruhigem Schlaf fuhr Atlan auf. Es war so hell ringsum, wie es immer war. Ein paar Meter von ihm entfernt lag Jen Salik und schlief den Schlaf des Gerechten. Der Haluter hatte sich ein Lager am Rand des Hügelhangs bereitet, weit vom Rest der Gruppe entfernt. Beim Schlafen gab er Geräusche von sich, die die anderen in der Ruhe störten.
    Selbst aus einer Distanz von zwanzig Metern hörte sein Schnarchen sich an wie der Lärm eines altertümlichen Sägewerks. Dazu schnalzte er hin und wieder mit der Zunge und erzeugte dabei einen Laut, der wie das Knallen einer Peitsche klang.
    Twirl war verschwunden!
    Atlan sah sich um. Wenige Schritte hinter ihm saß Lethos-Terakdschan, den Rücken gegen den versengten Stumpf einer früheren Schlingpflanze gelehnt. Er lächelte dem Arkoniden zu. Gleichzeitig nickte er in Richtung des nördlichen Hangs.
    Natürlich - es war die Mentalstimme des Hathors gewesen, die ihn geweckt hatte.
    Verwundert folgte sein Blick der angedeuteten Richtung. Dort, wo die Kuppe sich dem Hang zuwölbte, war das Gestrüpp in Bewegung. Ein Tier? Lethos-Terakdschans Worte fielen ihm wieder ein. Twirl! Was hatte er dort im Dickicht zu suchen? Warum schlich er sich heimlich davon, während die anderen schliefen?
    Atlan erhob sich. Behutsam jedem Hindernis ausweichend, damit seine Schritte so wenig Geräusch wie möglich verursachten, bewegte er sich auf den Rand des Nordhangs zu. Die Bewegung des Lianengestrüpps hatte aufgehört, aber dort, wo er die Schlingpflanzen hatte schaukeln sehen, gab es jetzt eine Bresche im Dickicht, als hätte sich ein nicht allzu umfangreicher Körper hier einen Weg gebahnt.
    Er bückte sich unter überhängenden Ranken hindurch und folgte der Richtung, die Twirls Pfad ihm wies. Nach ein paar Schritten blieb er stehen und lauschte. Wenn der Junge noch in Bewegung war, mußte das Geräusch zu hören sein, mit dem er die Lianen auseinander schob. Sorge befiel den Arkoniden. Es war gesagt worden, Twirl sei aufgrund der Genprogrammierung, die Meister Dovhan am Erbgut seiner Eltern vorgenommen habe, gegen den Einfluß des Graulebens gefeit. Aber galt das auch, wenn der Junge mit massiven Konzentrationen grauer Lebenssubstanz in Berührung kam? Riesig war der graue Dschungel, und Twirl in ihm nur ein winziges, schutzloses Fragment herkömmlichen Lebens. War der Schutz, den Dovhans Genmanipulation ihm bot, auch unter diesen Umständen wirksam?
    Von dort, wo der Pfad im grauen Dämmerlicht des Gestrüpps verschwand, war kein Laut zu hören. Atlan eilte vorwärts. Doch schon nach wenigen Schritten hielt er von neuem inne.
    Eine helle, fröhliche Stimme drang durch das Dickicht. Atlan horchte verwundert. Es hörte sich keineswegs 50 an, als ob Twirl sich in Gefahr befände. Behutsam drang der Arkonide weiter vor. Ein seltsamer, bitterer Geruch drang ihm in die Nase, wie von Schimmel vermischt mit faulenden Kräutern. Der Pfad, den Twirl sich gebahnt hatte, beschrieb eine Biegung. Wenige Meter weiter mündete er auf eine kleine, kreisrunde Lichtung.
    Atlan kauerte nieder. Vor ihm, keine zehn Schritte entfernt, stand der Junge. Vor einer Pflanze, die graue, birnenförmige Früchte trug, hatte er sich aufgebaut. Mehr als ein Dutzend Früchte waren herabgefallen und lagen aufgeplatzt und faulend auf dem Boden.
    Von ihnen ging der widerliche Geruch aus.
    Twirl sprach zu der Pflanze.
    „Du bist Grauleben, und ich bin echtes Leben. Wir beide sind Leben. Aber ich muß sterben, wenn ich nichts zu essen bekomme. Du trägst Früchte. Sie sind ungenießbar, solange
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