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121 - Das Scheusal aus dem Nichts

121 - Das Scheusal aus dem Nichts

Titel: 121 - Das Scheusal aus dem Nichts
Autoren: Larry Brent
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bedauerlich.
    Nur eine Zuschauerin war darunter, die
triumphierte. Aber das sah man ihr nicht an.
    Es war eine Frau mittleren Alters. Sie trug
einen langen, schwarzen Rock und eine mit Silberfäden durchwirkte Bluse.
    Das schmale Gesicht mit den dunklen Augen war
bleich, die Lippen waren eng zusammengepreßt. Um die Mundwinkel zuckte es kaum
erkennbar.
    „Sie ist wieder da“, sagte Hans Liepert im gleichen
Augenblick in seiner Garderobe, in der er auf einem Sofa lag. Sein Atem ging
schnell, der Schauspieler sah totenbleich aus. Sein Hals schmerzte noch, aber
er mußte nicht mehr husten.
    Liepert sprach wie im Fieber.
    „Wer ist wieder da?“ fragte der Arzt, der
sich zufällig im Zuschauerraum aufgehalten hatte und die Erste Hilfe leistete.
    „Die Frau - ich habe sie heute schon zweimal
gesehen, Doktor. Sie muß irgend etwas damit zu tun
haben.“
    „Zu tun haben - womit?“
    „Mit meinem Pech.“
    „Unsinn!“
    „Sagen Sie das nicht!“ Liepert richtete sich
auf. Langsam kehrte wieder Farbe in sein Gesicht zurück. „Sie glauben nicht an
solche Dinge, nicht wahr?“
    „An welche Dinge, Herr Liepert?“ Der Arzt,
Mitte vierzig mit schmalem Lippenbärtchen, musterte den prominenten Patienten,
den er gerade behandelt hatte. Liepert kam ihm verwirrt vor. Er schien mit
seinen Gedanken ganz woanders zu sein.
    „Daß andere Menschen, ganz bestimmte Menschen
Unglück bringen können.“ Er sagte es leise, und starrte gedankenversunken vor
sich hin. als lausche er seinen eigenen Worten nach.
    „Nein, so etwas gibt es nicht, Herr Liepert.“
    Der Schauspieler war anderer Meinung. Der
Arzt spürte es. Dieser Mann war übersensibel und wußte, daß Schauspieler auch
besonders abergläubisch waren.
    Aus der Viertelstunde wurden fünfundzwanzig
Minuten. Dann ging es weiter.
    Die Vorstellung lief gut zu Ende. In der
Nacht schloß Liepert kaum ein Auge, obwohl er Schlaftabletten genommen hatte.
Zum Glück war der nächste Tag frei. Den wollte er nutzen. Lange ausschlafen.
ausspannen, einen Spaziergang machen . ..
    Sein Nervenkostüm war nicht mehr das beste . innerhalb weniger Tage war er zu einem Angsthasen
geworden. Ständig fürchtete er, es würde etwas
    eintreten, das ihn wieder in einen Unfall
verwickelte.
    Am Nachmittag verließ er das Hotel. Die
Kollegen mied er. Er wollte allein sein und suchte nach einer Erklärung für die
Häufung dieser seltsamen Ereignisse.
    Bildete er sich nur etwas ein?
    Es war windig, aber die Sonne schien. Ein
schöner Herbsttag. In einer Stunde sollte die Abfahrt mit dem Bus in den
nächsten, rund zwanzig Kilometer entfernten Ort erfolgen. Bis dahin tat es ihm
gut, sich noch mal die Beine zu vertreten.
    Er ging die menschenleere Landstraße entlang.
Die Blätter der Alleebäume waren braun und rot gefärbt, ein Windstoß fuhr in
das Blattwerk und wehte die welken Blätter durch die Luft, die auf dem Asphalt
Belag raschelten.
    Heute abend würde
das Ensemble wieder auf einer größeren städtischen Bühne spielen. Liepert
fühlte sich im Moment wie ausgelaugt und fürchtete sich vor seinem Auftritt.
    Würde er wieder stürzen? Sich wieder
verschlucken? Noch tausend andere Möglichkeiten gab es. um ihn zu Fall zu
bringen.
    Merkwürdig, daß er sich mit einem Mal mit
solchen Gedanken herumschlug.
    Er bewegte sich auf der Bühne sonst so sicher
wie im Leben. Und mit einem Mal hatte er Angst. Wenn nur dieser Abend schon
vorbei wäre ...
    Das dachte er noch.
    Dann hörte er in der Ferne Motorengeräusch.
Ein Wagen näherte sich.
    Liepert ging am Straßenrand. Auf der falschen
Seite, das wußte er. Normalerweise sollte man immer auf der Seite gehen, auf
der das Fahrzeug entgegenkam.
    Aber hier auf dieser freien Fläche ...
    Plötzlich krachte es.
    Liepert kam nicht mal mehr zum Schreien. Er
flog durch die Luft. Der dumpfe Schlag betäubte seinen Körper und sein
Bewußtsein. Ein einziger, brennender Schmerz war es, dann wurde alles dunkel um
ihn.
    Er merkte nicht, daß er gegen einen
    Baum geknallt war und mit dem Gesicht auf dem
Boden lag.
    Er hatte nicht mal das Fahrzeug gesehen. das
ihn erfaßte.
    Es fuhr einfach weiter, ohne daß sich der
Fahrer um den Unfall kümmerte, und niemand war Zeuge.
     
    *
     
    Als der Schauspieler erwachte, glaubte er. in
seinem Bett im Hotelzimmer zu liegen. Wie spät ist es, war sein erster Gedanke.
    Dann erst merkte Liepert. daß alles ganz
anders war als vorher.
    Er konnte sich nicht erheben und war in
keinem Hotel, sondern in einem Krankenzimmer. Dieser
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