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121 - Das Dorf der lebenden Toten

121 - Das Dorf der lebenden Toten

Titel: 121 - Das Dorf der lebenden Toten
Autoren: A.F.Morland
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Dad.«
    ***
    Mitchell Brown kannte die Geschichten. Er glaubte sie nicht, aber er kannte sie. Es hieß, derjenige, der in Duncan Sharps Sarg lag, müsse sterben.
    »Weißt du, was das ist, Helen? Geschmacklos ist das. Was für ein Spiel habt ihr Grufties euch da ausgedacht? Ist es eine Mutprobe, die du ablegen sollst? So nach dem Motto: Wie weit kann man bei Mitchell Brown gehen?« Der Mann wandte sich wütend um und rannte davon. Seine Tochter lief ihm nach, »Warte, Dad!« rief sie verzweifelt. »So warte doch! Begreifst du nicht, warum ich dir den Sarg zeigen wollte? Um dich zu warnen! Weil ich nicht will, daß du Duncan Sharp zum Opfer fällst. Ich liebe dich doch, Vater!«
    »Eine makabre Art, mir diese Liebe zu zeigen!« brüllte Mitthell Brown, ohne sich umzudrehen. »Aber sie entspricht einem Gruftie!« Er schüttelte die Faust. »Warum hat die Polizei keine Handhabe gegen euch? Warum kann man euch nicht einsperren?«
    Er verließ den Friedhof. Helen holte ihn ein. Als sie ihn berührte, zog er seinen Arm zurück, blieb stehen und starrte sie zornig an.
    »Faß mich nicht an, Helen! Verflucht, es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, aber wenn du so weitermachst, bist du bald nicht mehr meine Tochter. Ich kann diesen Irrsinn nicht mehr tolerieren. Du gehst zu weit. Du überspannst den Bogen!«
    »Vater, ich habe doch nur Angst um dich. Ich möchte dich bitten, dich vorzusehen. Ich will nicht, daß dir etwas zustößt.«
    »Wenn jemandem etwas zustößt, bist du das, meine Liebe. Ich habe bis zum heutigen Tag gehofft, daß du dich ändern wirst, aber nun muß ich erkennen, daß es mit dir immer schlimmer wird. Was wirst du als nächstes tun? Dein Bett in den Keller stellen und in einem Sarg schlafen wie Dracula?«
    Er ging weiter.
    Helen folgte ihm. »Wir müssen uns überlegen, was wir tun können, Vater«, sagte sie.
    »Mir droht keine Gefahr. Ich fühle mich kerngesund. Ich untergrabe meine Gesundheit nicht! Ich sehe zu, daß ich meine acht Stunden Schlaf bekomme -und zwar in der Nacht. Also, was willst du?«
    »Duncan Sharp reißt mit Vorliebe kerngesunde Menschen mitten aus dem Leben.«
    Er blieb noch einmal stehen. »Hör zu! Hör mir genau zu! Wenn du weiter in meinem Haus wohnen willst, läßt du mich mit Duncan Sharp in Ruhe! Das ist kein Thema mehr für uns, kapiert? Es ist gestorben. Solltest du dich nicht an mein Verbot halten, werfe ich dich hinaus. Dann kannst du eine der Grüften auf dem Friedhof beziehen.«
    »Okay, Dad«, sagte Helen niedergeschlagen. »Kein Wort mehr über Duncan Sharp. Aber laß mich bitte auf dich aufpassen.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Bitte, Dad.«
    »Meinetwegen.«
    Von dieser Stunde an versuchte Helen ständig in seiner Nähe zu sein. Am darauffolgenden Tag wollte er Reparaturarbeiten am Dach des Hauses vornehmen.
    Helen bekniete ihn, davon abzusehen. Sie befürchtete einen Unfall.
    »Willst du, daß es beim nächsten Gewitter wieder deinem Bruder ins Bett regnet?« fragte er.
    »Wann gibt es im Winter schon Gewitter?«
    »Und wenn Schnee auf dem Dach liegt und langsam schmilzt? Ich muß den Schaden beheben, und zwar heute. Das habe ich mir vorgenommen, und das führe ich auch aus.«
    Er lehnte eine lange Aluminiumleiter an das Haus und kletterte auf das Dach. Helen hielt die Leiter krampfhaft fest, damit sie nicht umfiel.
    Mitchell hob einige Dachziegel ab, und dann hörte ihn Helen hämmern.
    Plötzlich wurde ihm schlecht. Er hörte zu arbeiten auf und ließ den Hammer fallen. Eine eigenartige Kälte stieg in ihm hoch. Schwankend richtete er sich auf, und er fuhr sich mit der Hand über die Augen.
    Sie fühlte sich fremd an - als wäre es nicht seine eigene, und als er sie ansah, stellte er fest, daß sie anfing abzusterben! Die Fingerspitzen waren taub und gefühllos.
    Die Haut verfärbte sich, wurde grau und brüchig, bekam Risse - und das eingetrocknete Fleisch fiel von den Knochen. Unglaublich schnell ging der Verfall weiter.
    Helen lehnte unten an der Leiter und bekam nichts davon mit. Es dauerte eine Weile, bis ihr bewußt wurde, daß keine Ärbeitsgeräusche mehr zu hören waren.
    Sie war kurz in Gedanken versunken gewesen. Duncan Sharp war vor ihrem geistigen Auge erschienen. Sie hatte ihn den Sarg tragen sehen.
    Doch nun wurde sie unruhig. »Dad!« rief sie nach oben.
    Mitchell Brown antwortete nicht.
    »Ist alles okay, Vater?«
    Sie entfernte sich ein paar Schritte, vom Haus, um auf das Dach zu sehen. Dort oben stand eine graue Horrorgestalt! Ein
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