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1209 - Die grauen Lords

Titel: 1209 - Die grauen Lords
Autoren: Unbekannt
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wurde oder der Androide das Stadtgebiet verließ oder betrat, kam es zu Manifestationen des Graueinflusses und einer sprunghaften Zunahme der Todesfälle."
    „Was hilft uns das?" entgegnete der Koordinator. „Das beweist nur, dass das Phänomen aus dem Tiefenland eingeschleppt wird. Aber es verrät nicht, um was es sich bei dem Graueinfluss handelt."
    „Es beweist viel mehr", beharrte der Esoteriker. „Ich habe mich über die Stadtmauer informiert. Sie besteht aus Formenergie - aber es ist keine gewöhnliche Formenergie. Sie enthält einen erheblichen Anteil strukturkondensierter Psi-Energie."
    „Was, bei allen Sternen", entfuhr es Oliph-Schakt, „ist struktur..."
    „Frag die Psi-Spezialisten. Tatsache ist: Die Mauer hält den Graueinfluss ab - oder er würde nicht bei jedem Transmittertransport so sprunghaft zunehmen. Und das gibt uns Antwort auf die Frage, was der Graueinfluss ist." Der Esoterik-Spezialist setzte sich. „Die Tiefe ist bekanntlich kein Teil unseres Universums. Sie liegt unter dem Raum selbst, ist eine Art Schale, die jedes Universum umhüllt und verhindert, dass es zur Überlappung mit Nachbaruniversen kommt. Eine derartige Trennschicht muss notgedrungen bestimmte Eigenschaften haben, um ihre Aufgabe erfüllen zu können.
    Und welche Eigenschaft zeichnet die Tiefe - die interuniverselle Trennschicht - aus?"
    „Ich höre", sagte der Koordinator ungeduldig. „Es gibt keine psionische Energie in der Tiefe", eröffnete der Esoteriker. „Das einzige Quantum Psi- Energie steckt in der Mauer, und die Mauer wurde von den RZI geschaffen, ist quasi ein Fremdkörper." Oliph-Schakt war verwirrt. „Ich verstehe immer noch nicht..." Sein Gegenüber lächelte. „Wir Esoteriker bezeichnen Psi-Energie zuweilen auch als Atem des Universums, weil es die Kraft ist, die den ganzen Kosmos durchdringt. Andere Weise nennen sie auch Lebensenergie ..."
    Oliph-Schakt stockte der Atem. „Der Graueinfluss tötet", murmelte der Esoteriker. „Aber der Graueinfluss oder die Graukraft ist keine Kraft im eigentlichen Sinn, sondern die Abwesenheit einer Kraft - die Abwesenheit psionischer Energie, das Fehlen jener lebensspendenden Kraft, die unsere Welt über der Tiefe an jedem Ort durchdringt. Es ist die Tiefe, die uns dahinrafft. Die Tiefe ist eine Region, die nicht für das Leben geschaffen ist.
    Wer sich in ihr für längere Zeit aufhalten will, muss sie zuvor mit Lebenskraft, mit Psi-Energie erfüllen." Oliph-Schakt starrte den Esoteriker an. Er wusste, dass sie das Geheimnis des tödlichen Graueinflusses gelöst hatten.
    Der Koordinator trug dem Androiden die Erkenntnisse des Esoterikers vor, und der Androide verließ das Stadtgebiet, um die Raum-Zeit-Ingenieure zu informieren und um eine Entscheidung zu ersuchen. Als er zurückkehrte, war die Entscheidung gefallen. „Die Raum-Zeit-Ingenieure halten eure Theorie für plausibel", erklärte der Androide. „Plausibel genug, um einen Großversuch zu starten."
    „Welcher Art?" fragte Oliph-Schakt. „Das gesamte Tiefenland wird unterhöhlt, ein durch Tunnel verbundenes Kavernensystem angelegt und von einem zentralen Ort im Tiefenland aus mit Vitalenergie versorgt."
    „Vital...?" ...Psi-Energie", sagte der Androide. „Aber für uns in der Tiefe ist sie Lebenskraft - Vitalenergie."
    „Woher stammt die Vitalenergie?"
    „Vom Vagenda", erwiderte der Androide. „Das Vagenda ist eine Quelle der Kraft - ein Ort, von dem aus man das Reservoir der universellen psionischen Energie anzapfen kann. Mehr brauchst du über das Vagenda nicht zu wissen. Mit dem Bau der Kavernen ist bereits begonnen worden. Die Raum-Zeit-Ingenieure konzentrieren alle Kräfte und alles Material auf diese Aufgabe. Sie erwarten, dass ihr hier in Starsen unverzüglich ein Kavernensystem anlegt, das dann mit dem des übrigen Tiefenlands verbunden wird. Je eher die Kavernen fertig sind und von Vitalenergie durchströmt werden, desto eher sind wir frei vom tödlichen Tiefeneinfluss." Oliph-Schakt erhob sich. „Ich werde sofort alle nötigen Schritte in die Wege leiten."
     
    *
     
    Das Kavernensystem wurde fertiggestellt, und als sich Oliph-Schakts Leben dem Ende näherte, wurden vom fernen, rätselhaften Vagenda die Kavernen mit Vitalenergie geflutet. Wo die Vitalenergie strömte, wich der Tiefeneinfluss. Und Oliph-Schakt, der mit an seiner Kraft den Bau der Höhlen unter Starsen vorangetrieben hatte, stieg allein und unentdeckt in die Kavernen hinunter, als er spürte, dass seine Todesstunde.
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