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1208 - In den Katakomben von Starsen

Titel: 1208 - In den Katakomben von Starsen
Autoren: Unbekannt
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Enden hin verjüngend, waren die Wurzelstränge in ständiger kringelnder Bewegung und verliehen den Pflanzengeschöpfen eine erstaunliche Beweglichkeit.
    Das also, waren die Blinden Eremiten, Nach allem, was Atlan bisher über sie gehört hatte, mußten sie intelligente Wesen sein. Das Interesse des Weltraumfahrers, des Sternenwanderers erwachte, Wo war der Sitz ihrer Vernunft? Besaßen sie ein zentralisiertes. Gehirn wie mehr als 99 Prozent aller vernunftbegabten Geschöpfe, oder gehörten sie zu der Klasse. jener seltsamen Kreaturen, deren Intelligenz distributiv über den ganzen Körper verteilt angesiedelt war? (Die Natur hatte mit Konzepten dieser Art experimentiert. Die Ergebnisse waren unbefriedigend. Distributive Intelligenz führte zur Verlangsamung des Denkprozesses.) Man nannte sie die Blinden Eremiten, aber sie bewegten sich derart sicher und zielbewußt in der Halle umher, daß es schwer fiel zu glauben, es ständen ihnen keine Wahrnehmungsmöglichkeiten zur Verfügung.
    Atlan bemerkte helle Flecke an den Stämmen. Sie sahen aus wie Schimmelpilz. Waren die Flecken die Sinnesorgane der Blinden Eremiten?
    Die lethargischen Geschöpfe, die van den Fratres in die Halle getrieben worden waren, hatten sich erhoben, Die Bäume gaben summende Geräusche von sich, auf die Atlan zunächst nicht achtete, ber is unversehens ein Wort aus dem Summen herauszuhören glaubte. Er strengte sein Gehör an - und tatsächlich: Das Summen und Rascheln ergab einen Sinn, wenn man nur genau hinhörte. Die Bäume sprachen zu den Erbarmenswerten! Sie forderten sie auf, sich in Reihen zu vieren zu ordnen und sich auf den Abmarsch vorzubereiten.
    Von den sieben Fratres fehlte jede Spur. Sie waren beim Anblick der Eremiten geflohen, Das Geräusch ihrer panischen Schritte war längst verstummt. Die Fratres, schloß der Arkonide, hatten den Blinden Eremiten Opfer zuzuliefern. Aber auf unmittelbaren Kontakt mit den Empfängern ihrer Opfer legten sie keinen Wert Mehr noch: Die Fratres, die sich an der Oberwelt gaben, als hätte das Schicksal sie, und nur sie allein, mit der Lenkung aller Dinge beauftragt, fürchteten sich vor den Eremiten.
    Die Gefangenen hatten sich in ihr Schicksal ergeben. Waren es zuvor die hypnotischen Kräfte des Fratres Torkun gewesen, die sie zu willenlosen Opfern machten, so standen sie jetzt unter dem Bann der Blinden Eremiten. Furcht und Hoffnungslosigkeit lahmten ihren Geist. Es waren ihrer rund einhundert - das Ergebnis einer mageren Jagd - wie Torkun sich ausgedrückt hatte. Welchem Zweck dienten die Jagden, die offensichtlich zu den Routineaufgaben der Fratres gehörten? Wohin wurden die Opfer geschafft? Was sollte diese unheilige Allianz zwischen der Fraternität und den Blinden Eremiten?
    Fragen über Fragen. Der sicherste Weg, Antworten zu erhalten, war, dem traurigen Zug zu folgen. Fünf der knorrigen Gewächse waren inzwischen drüben wieder im Dunkel des Stollens verschwunden. Die restlichen trieben die Gefangenen mit summenden und raschelnden Befehlen an, und wo einer sich gar zu träge zeigte, da peitschte ihm ein blattloser Ast über den Rücken und animierte ihn zu größerer Beweglichkeit. Sechs Eremiten machten den Abschluß. Nach wenigen Minuten lag die große Felsenhalle leer und verlassen im düsteren Zwielicht der Kletterpflanzen.
    Atlan wandte sich um. Aus schreckerfüllten Augen starrte Chulch ihn an. Er schien zu ahnen, was der Arkonide vorhatte.
    „Wir müssen hinter ihnen her, das weißt du, nicht wahr?" sagte Atlan sanft.
    „Du bist verrückt!" brach es aus Chulch hervor. „Sei den guten Geistern dankbar, daß du diese Begegnung mit den Blinden Eremiten lebend überstanden hast. Fordere das Schicksal nicht heraus! Und vor allen Dingen: Nimm Rücksicht auf mich. Ich leide nicht an verblendeter Anmaßung wie du. Ich weiß wohl, daß ich mich vor den Eremiten zu hüten habe..."
    „Und ich weiß", fiel ihm Atlan ins Wort, „daß dem vermeintlich so tapferen Chulch die Feigheit tief in den Knochen steckt. Ich komme aus dem Hochland, vergiß das nicht. Ich weiß, was ich tue. Die Blinden Eremiten können uns nichts anhaben."
    Chulchs Augen verloren ihren Glanz. Mit dem Vorwurf der Feigheit hatte der Arkonide ihn zutiefst verletzt.
    Das wußte Atlan und bedauerte es. Es blieb ihm keine andere Wahl. Wenn er die Spur der Blinden Eremiten nicht verlieren wollte, durfte er sich nicht auf lange Debatten einlassen.
     
    *
     
    Jen Salik vermißte die Annehmlichkeiten der Oberwelt. Droben in
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