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1205 - Wer die Totenruhe stört

1205 - Wer die Totenruhe stört

Titel: 1205 - Wer die Totenruhe stört
Autoren: Jason Dark
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hier.«
    »Stimmt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es gibt eben Zeiten, da kommt alles zusammen. Wir haben die Seuchen, und jetzt bebt zu allem Überfluss noch die Erde. Das ist verrückt. Als hätte sich der Teufel die Büchse der Pandora genommen, um all das Unheil zu verstreuen, das in ihr steckt. Manchmal möchte man wirklich den Kopf in den Sand stecken und einfach nichts mehr hören und sehen.«
    Mein Freund konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Das sagt ausgerechnet jemand wie du.«
    »Warum nicht?«
    »Bist du nicht einer, der immer wieder gegen den Inhalt der Büchse ankämpft?«
    »Wenn du das so siehst, schon. Aber wenn ich an die Seuchen denke, ist man hilflos. Und gegen Erdbeben auch. Da kann man nichts machen. Wenn ein Dämon vor dir steht, weißt du, wie du ihn bekämpfen musst. Bei den anderen Ereignissen bist du der Dumme.« Ich zuckte mit den Schultern. »Egal, wir müssen weitermachen. Schon allein, damit Typen wie der Häuter nicht auf die Menschheit losgelassen werden.«
    »So bist du mir schon sympathischer.«
    »Danke. War ich das vorhin nicht?«
    »Da kamst du mir irgendwie fremd vor.«
    »Man kann eben nicht immer gleich sein.«
    Suko zuckte die Achseln und fuhr scharf links an den Straßenrand, weil uns ein Bus entgegenkam. Darin saßen zahlreiche Kinder, die einen Ausflug unternahmen. Sie winkten uns von ihren erhöhten Positionen aus zu und hatten ihren Spaß, als ich zurückwinkte.
    Die Straße verengte sich. Die Kurven nahmen zu. Wir verloren auch an Höhe. Das Schneefeld an der rechten Seite löste sich allmählich auf. Die schmutzige weißgraue Farbe schuf der braungrauen des winterlichen Grases Platz.
    Ich schaltete das Radio wieder ein. Schottische Folklore erreichte unsere Ohren.
    »Willst du das hören?« fragte Suko.
    »Nicht unbedingt.« Ich suchte einen anderen Sender, der uns auch mit Nachrichten versorgte. Im Moment hatten wir Pech.
    So ließ ich das Radio ausgeschaltet und dachte daran, Suko am Lenkrad abzuwechseln. Die Landschaft um uns herum hatte sich verändert. Sie war nicht mehr so kahl und übersichtlich. In der Ferne sahen wir die Dächer einer Ortschaft, die sich in einer flachen Talmulde ausbreitete. Es war auch das graue Band der Straße für uns gut zu verfolgen. Wir würden dicht an der Ortschaft vorbeifahren und möglicherweise sogar hinein, so genau war das nicht zu erkennen.
    Vor dem Dorf hatten sich die harten Wurzeln irgendwelcher Büsche und Sträucher in den Boden gefressen. Sie schützten zum Norden hin ein Gebiet, das mir auf den ersten Blick wie eine kleine freigelegte Ruinenstadt vorkam. Auf den zweiten dann nicht. In der sehr klaren Luft erkannte ich, dass es sich um einen Friedhof handelte, auf dem alte, hohe Grabsteine zu sehen waren.
    Auch Suko hatte ihn entdeckt. Er schüttelte den Kopf, bevor er sagte: »Na, ob der noch benutzt wird?«
    »Glaube ich nicht. Der sieht aus, als wäre er vergessen worden. Steht in der Landschaft wie ein altes Denkmal. Eine tolle Kulisse, die irgendwie passt.«
    »Willst du dir den Friedhof näher anschauen?«
    »Danke, Suko, darauf kann ich verzichten.«
    Trotzdem fuhren wir näher an ihn heran, da die Straße einfach so verlief. Sie drängte sich immer mehr nach links, und ihr Unterbau verschlechterte sich. Risse, Buckel, auch Löcher bildeten ein Muster. Aus den schmalen Spalten wuchs an einigen Stellen Gras. Auch neue Risse fielen mir auf. Ich sah, dass sie von beiden Seiten der Straße in das Gelände hineinliefen.
    »Fahr mal langsamer, Suko.«
    »Das mache ich schon.«
    »Okay.«
    »Was hast du denn?«
    »Die Risse gefallen mir nicht. Ich bin kein Experte, aber ich würde sagen, dass sie wie neu aussehen. Als wären sie erst vor kurzem entstanden.«
    »Kann schon sein«, sagte Suko. »Da brauchst du nur an das Erdbeben zu denken.«
    »Dann sind wir in diesem Gebiet.«
    »Sieht so aus.«
    Ich war plötzlich hellwach. Mein Blick glitt durch die Landschaft, weil ich nach weiteren Spuren suchte. In der Nähe lag auch die Ortschaft. Die Menschen dort hatten bestimmt etwas davon mitbekommen. Näher lag der Friedhof, auf dem sich die dunklen Grabsteine gegen den böigen Wind stemmten.
    Ich hatte Suko wieder auf das Thema ansprechen wollen, als es passierte.
    Plötzlich war das Grollen da. Es kam wie aus dem Nichts, und es drang aus dem Boden, das war genau zu hören. Das Grollen war wie ein Schlag, jedenfalls meinten wir das. Der richtige Schlag allerdings erwischte uns aus einem anderen Grund.
    Vor und unter uns
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