Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1205 - Wer die Totenruhe stört

1205 - Wer die Totenruhe stört

Titel: 1205 - Wer die Totenruhe stört
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Recht.«
    Suko stocherte in seinem Salat herum. Er schmeckte ihm ebenso wenig wie mir mein Sandwich. Das Gasthaus lag nicht direkt an der Straße, wir waren kurz in das hügelige Land hineingefahren und blickten, wenn wir aus dem Fenster sahen, auf das grüne Wasser eines kleinen Sees. An dessen gegenüberliegendem Ufer breitete sich ein breiter Hang aus und glitt wie eine Riesenhand in die Höhe. Der Hang endete dort, wo die letzten Schneereste lagen, die noch vom Glanz einer fahlen und zugleich dunstigen Sonne beschienen wurde, sodass die weiße Masse einen gelblichen Farbton hatte.
    »Hast du von dem leichten Beben gehört, das hier in dieser Gegend stattgefunden haben soll? Oder besser gesagt noch etwas weiter westlich.«
    »Nein, habe ich nicht.« Ich wunderte mich schon. »Hat hier denn die Erde gebebt?«
    »Sagt man.«
    »Habe ich noch nie gehört.«
    »War auch nicht schlimm. Trotzdem haben sich die Menschen erschreckt.«
    Ich trank meine Tasse leer. »Hast du mir das gesagt, weil wir in die Region hineinfahren?«
    »Nein, fiel mir nur gerade ein.«
    Ich winkte ab. »Der Boden wird uns schon nicht verschlingen. Außerdem sind wir unverdaulich.«
    »Das wollte ich gerade auch gesagt haben.« Suko schlug auf die Tischplatte. »Fahren wir?«
    »Ich bin dabei.«
    Gezahlt hatten wir schon. Das musste direkt an der Kasse erledigt werden. Es war vorgesehen, dass wir am frühen Abend in Glasgow eintrafen. Da bekamen wir dann die letzte Maschine zurück nach London. Da wir in der Zwischenzeit gut vorangekommen waren, konnten wir jetzt in aller Ruhe über Nebenstrecken fahren, weil es auf der Schnellstraße einen Unfall gegeben hatte und die Straße für einige Stunden gesperrt bleiben würde. Das hatten wir als Nachricht aus dem Autoradio gehört.
    In London hatten sich die Menschen schon auf den Frühling eingestellt. Der ließ hier auf sich warten. Es lag eine spätwinterliche Kälte über dem Land. Frühlingsboten waren so gut wie nicht zu sehen. Auch die Menschen wirkten nicht eben fröhlich. In ihren Gesichtern malte sich der Zustand eines Landes ab, das in einer gewissen Agonie lag. BSE sowie die verdammte Maul- und Klauenseuche waren auch an der Physis der Menschen nicht spurlos vorbeigegangen.
    Sehr bald nahm uns wieder die Einsamkeit des Landes auf.
    Auch wenn wir im Wagen saßen, spürten wir den Atem der Natur. Wir sahen die Landschaft, die sich klar und nebellos unter dem Gebirge der Wolken abhob, die Berge, die breiten Täler, die schmalen Bäche, die Seen. Hier und da stand die Hütte eines Schäfers, die um diese frühe Jahreszeit noch verlassen war. Die Tiere standen in den Ställen oder auf Weiden nahe der Ställe, und jeder Schäfer konnte nur hoffen, dass seine Herde von der Seuche verschont blieb.
    Noch hatten wir keine Feuer brennen sehen, in denen die Kadaver der Tiere verbrannt wurden wie im Höllenfeuer. Wir kannten die Bilder aus dem Fernsehen. Immer wenn ich sie sah, hatte ich mich so verdammt hilflos gefühlt. Aber ich hatte auch daran gedacht, dass die Menschen jetzt das ernteten, was sie gesät hatten.
    Auch die Nebenstraßen war gut zu befahren. Schneereste erlebten wir hier nicht. Sie breiteten sich an den Hängen aus oder lagen wie Kuppen auf den Gipfeln der Berge.
    Kleinere Ortschaften verloren sich in der weitläufigen Natur.
    Die meisten Straßen führten an ihnen vorbei. Wenn wir sie erreichen wollten, mussten wir über schmalere Wege fahren, oft nur Pisten. Ab und zu kam uns ein Fahrzeug entgegen.
    Noch weniger wurden wir überholt, aber es fuhren auch Busse durch die Einsamkeit der Landschaft. Zwei hatten wir bereits gesehen.
    Das Gras sah auch nicht mehr grün aus. Es zeigte einen bräunlichen Glanz. Es hatte zuviel Feuchtigkeit mitbekommen.
    Aufgrund der Schneeschmelze oben in den Bergen hatten sich zahlreiche Bäche und Rinnsale gebildet.
    Ich hatte in den letzten Minuten der Fahrt die Augen zwar geschlossen gehalten, war allerdings nicht eingeschlafen und hatte mich mit meinen Gedanken beschäftigt. Schließlich war ich an der Erdbebenmeldung hängen geblieben und sprach meinen Freund Suko darauf an.
    »Hast du genau gehört, wo dieses Erdbeben aufgetreten ist?«
    »Nicht genau. Allerdings werden wir das Gebiet durchfahren. Es war auch kein größeres Beben und muss sich mehr auf ein bestimmtes kleines Gebiet konzentriert haben.«
    »Das hört man auch selten.«
    »Hör auf, John. Wie oft haben wir in den letzten Wochen etwas über Erdbeben gehört.«
    »Aber nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher