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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter
Autoren: Jason Dark
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Sind Sie vom Fach?«
    »Ja.«
    »Und die Übergabe verlief damals reibungslos?«
    »Es gab keine Probleme.«
    Ich nickte. »Klar, das hätte ich mir auch denken können. Aber besucht haben Sie Ihren Onkel in der Anstalt nicht - oder?«
    »Nein, ich war nie da. Ich habe mich mit den Behörden geeinigt. Man war froh, dass es jemanden gab, der die Firma weiterhin führen wollte. Und das Geschäft läuft recht gut. Ich habe mein Auskommen. Wir werden auch noch expandieren. Da können Sie meine Frau fragen. Ich habe mit meinem Onkel innerlich abgeschlossen. Sie können mir nicht vorwerfen, dass ich…«
    »Ihnen macht niemand einen Vorwurf«, unterbrach ich ihn.
    »Ich habe mich nur an gewisse Gegebenheiten erinnert. Schließlich bin ich es, zusammen mit meinem Vater, gewesen, die den Killer gestellt haben, der auch hier sein Versteck gefunden hatte.«
    Der letzte Teil meiner Antwort hatte Clive Navis nicht gefallen. Er blickte zu seiner Frau, die nur die Schultern hob, dann konzentrierte er sich wieder auf uns.
    »Was soll das heißen? Glauben Sie vielleicht, ich hätte meinen Onkel hier versteckt? Außerdem kann ich mir noch immer nicht vorstellen, dass nicht er in der Zelle sitzt, sondern…«
    »Sie können hinfahren und sich überzeugen, Mr. Navis. Wir wollten Ihnen auch nur Bescheid geben. Sie sollten die Augen offen halten. Falls Sie etwas herausfinden, dann melden Sie sich bitte bei Konstabler Bull in Lauder.«
    »Ich werde daran denken.«
    Für uns war Schluss. Zumindest offiziell. Wir nickten den beiden zu und verließen das Geschäft. Ihnen einen schönen Abend zu wünschen, fanden wir in Anbetracht der Vorgänge nicht angemessen.
    Von draußen schaute ich noch mal in das Büro hinein. Clive Navis hatte sich nicht nur auf die breite Kante des Schreibtisches aufgestützt, sondern sich auch über ihn gebeugt. Er sprach dabei heftig auf seine Frau ein.
    Ich drehte mich von der Scheibe weg. Suko wartete bereits am Tor. Es war mittlerweile dunkel geworden. Die wenigen Lichter reichten nicht aus, um die Schatten zu vertreiben.
    »Traust du ihm?«, fragte Suko.
    »Du?«
    »Ha, ha, ich habe zuerst gefragt.«
    »Nicht so recht.«
    »Sehr gut. Und warum nicht?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nichts weiß. Es musste auch die Sache mit der Firma geregelt werden. Da hätte er Kontakt haben müssen.«
    »Der Meinung bin ich nicht«, widersprach Suko. »Der Killer hat alle Rechte verloren. Er saß hinter Gittern. Er sollte sein Leben lang dort verbringen. Ich meine, dass die das auch ohne ihn geregelt haben.«
    »Wer ist die?«
    »Willst du ihn noch mal fragen?«
    »Nein.«
    »Wer einen Onkel hat, der hat auch einen Vater. Und der Vater ist der Bruder des Onkels«, sprach Suko vor sich hin.
    »Vielleicht sollten wir uns auch um die verwandtschaftlichen Verhältnisse der Familie Navis kümmern. Wir brauchen ja nicht unbedingt ihn zu fragen. Es könnte sein, dass Terrence Bull etwas weiß.«
    »Das ist möglich. Nur möchte ich jetzt nicht zu ihm fahren. Ich will in der Nähe bleiben. Der Häuter muss sich verstecken. Er hat sich schon mal versteckt ge habt. Und zwar auf diesem Gelände in einem Mustergrab, das nicht so aussah als wäre es ausgeschachtet.«
    »Ist es noch da?«
    »Ja, ich habe es vorhin gesehen.«
    »Gehen wir hin?«
    Ich zwinkerte Suko zu. »Nicht sofort. Wir fahren weg und kehren dann zurück.«
    »Das hatte ich dir soeben vorschlagen wollen.«
    »Dann ist ja alles klar.«
    Ich holte den Wagenschlüssel aus der Hosentasche. Der Vauxhall parkte mit der Fahrerseite am Straßenrand. Das Licht der Laternen erreichte die Karosserie nur schwach und verlor sich in den Scheiben.
    Suko, der zur anderen Seite gegangen war, sagte plötzlich mit halblauter Stimme: »He, was machen Sie denn hier?«
    Ich stand sofort still.
    »Bitte, lassen Sie mich einsteigen«, flüsterte eine andere Person. »Aber so, dass man es vom Haus aus nicht sieht.«
    »Okay, dann schnell.«
    Suko öffnete die hintere Wagentür, und der Mann kroch wirklich wie eine Schlange hinein.
    Er hatte nur geflüstert, aber ich hatte die Stimme trotzdem erkannt. Sie gehörte Gerald, dem Mitarbeiter. Auch ich stieg ein, hörte hinter mir die heftigen Atemzüge und fuhr wenig später an. Im normalen Tempo rollten wir auf die nächste Kurve zu, in deren Mitte ich dann in einen schmalen Feldweg einbog und nach etwa zehn Metern stehen blieb, den Motor ausstellte und die Scheinwerfer abschaltete.
    »Danke«, flüsterte der Mann, der Gerald hieß.
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