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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter
Autoren: Jason Dark
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hatte sich zwei Opfer geholt.
    Ausgerechnet die beiden Polizisten, die ihn damals hatten überführen sollen. Wenn ich an diese mickrige Sicherheit dachte, stand ich jetzt noch kurz vor dem Durchdrehen.
    Alma Hill ließ die Hände sinken. Ihr Gesicht war aufgequollen, die Augen stark gerötet, und ihre Lippen zitterten. »Amos ist tot«, sagte sie mit leiser Stimme vor sich hin. »Er liegt unten, das weiß ich. Man hat ihn umgebracht. Ich darf nicht zu ihm. Es muss schrecklich sein, aber ich habe das gewusst.«
    Wir horchten beide auf, und Suko stellte die Frage. »Was haben Sie gewusst, Mrs. Hill?«
    »Dass es mal so enden würde.«
    »Können Sie uns den Grund nennen?«
    Die trauernde Frau hob die Schultern. »Den weiß ich selbst nicht. Amos hat darüber nie mit mir gesprochen, aber ich habe ihm angesehen, dass er Angst hatte. All die Jahre fürchtete er sich vor etwas. Mal stärker, mal schwächer. Aber er wollte mir nichts sagen und meinte immer, es hinge mit seinem Beruf zusammen. Er war an manchen Tagen so fertig, dass er nicht zur Arbeit gegangen ist. Sein frühes Ausscheiden aus dem Dienst war nur die logische Folge.« Sie schüttelte den Kopf und presste ihre Handflächen wieder gegen die Wangen.
    »Hätte er mir doch nur ein Wort gesagt, dann brauchte ich jetzt nicht sein Blut zu riechen. O Gott!« Sie schüttelte sich und begann wieder zu weinen.
    Wir saßen starr auf unseren Plätzen. Auch Alma Hill hatte einen Verdacht gehabt, doch keiner von uns wusste wirklich, was hier alles passiert war.
    Amos Hill konnte uns keine Antwort mehr geben, und sein toter Kollege Walcott auch nicht. Wir mussten uns die Informationen woanders holen, und zwar dort, wo der Häuter früher als normaler Mensch gearbeitet hatte.
    Als Steinmetz und Grabstein- Verkäufer. Eine Firma, die jetzt sein Neffe übernommen hatte.
    Wusste er mehr?
    Wir würden es erfahren, und wir wollten nicht zu lange warten. Aber allein lassen konnten wir Alma Hill auch nicht.
    Erst wenn sie sich in ärztlicher Obhut befand, konnten wir weitermachen.
    »Du hast mit Terrence gesprochen?«, fragte ich Suko.
    »Sicher. Er kommt her und bringt auch die Spurensicherung mit. Das ist alles geregelt. Du kannst dir auch vorstellen, wie entsetzt er über den zweiten Mord war.«
    »Das kann ich verdammt gut…«
    ***
    Es hatte sich nichts verändert. Ich kam mir vor, als hätte man mich sechs Jahre in der Zeit zurückversetzt, als wir an der Straße und praktisch vor der Firma anhielten. Es fehlte nur mein Vater, und das Firmenschild war ausgewechselt worden.
    Jetzt stand der Name Clive Navis darauf.
    Es war mittlerweile eingedunkelt, aber noch nicht finster. Am Haus und an der Werkstatt gaben Lampen einen gelben Schein ab, und auch auf dem Platz mit den Grabsteinen erhellten kleine Laternen die düster gewordene Umgebung.
    »Feierabend ist da noch nicht«, sagte Suko. »Da sind sogar noch Kunden.«
    Er meinte damit die Leute, die sich zwischen den Grabsteinen bewegten und einige betrachteten. Es waren drei Personen.
    Zwei Männer und eine Frau. Wir gingen davon aus, dass einer der Männer der Besitzer der Firma war.
    Wir stiegen aus. Das Tor stand offen. So konnten wir den schmalen Streifen des Grundstücks vor dem Haus betreten.
    Hier hatte sich schon etwas verändert, wie ich jedenfalls meinte. Früher hatten hier noch keine Grabsteine gestanden.
    Jetzt konnte man sich auch hier die entsprechenden aussuchen.
    Überall hinter den Fenstern brannte Licht. Die Gardinen hingen in der Mitte der Scheiben. Wir konnten über und unter ihnen hinwegschauen und sahen, dass sich in dem Raum, in dem die Verkaufsgespräche geführt wurden, jemand bewegte.
    Aus der Werkstatt hörten wir ein hohes und schrilles Singen, das entsteht, wenn Stein von einer Kreissäge durchtrennt wird.
    Ich empfand das Geräusch als nicht eben angenehm.
    Ich ging vor, klopfte kurz an und betrat das Büro. Auch hier hatte sich nichts verändert. Noch immer standen die Grablampen in den Regalfächern an der rechten Wandseite, der Schreibtisch stand ebenfalls an seinem angestammten Platz, die Tür zum Büro war nicht ge schlossen, und dort entdeckte ich einen Computer. Auch der Tisch neben der zweiten Tür weckte in mir Erinnerungen.
    Die Frau allerdings nicht. Sie war »neu«, wenn man das so sagen konnte. Neutral lächelnd schaute sie uns an, ohne sich hinter dem Schreibtisch zu erheben. Sie schien telefoniert zu haben, denn eine Hand lag noch immer auf dem Hörer.
    Dem Alter nach musste sie um
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