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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter
Autoren: Jason Dark
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verschiedenen Stellen leicht zur Glatteisbildung kommen. Wie schnell man im Straßengraben landete, hatte er vor zwei Jahren erlebt, als er von der Straße abgekommen war.
    Normalerweise fuhr Freeman ungern in der Nacht. In diesem Fall gab es jedoch keine andere Möglichkeit. Er musste am frühen Morgen in Glasgow sein, weil er dort einen dringenden Termin hatte. Wenn er zu müde wurde, wollte er ein paar Stunden im Wagen schlafen, um ausgeruht bei dem Kunden zu sein.
    Auch am Tage war die Straße nicht besonders stark befahren.
    In der Nacht erst recht nicht, und so konnte er das Fernlicht einschalten, ohne einen ihm entgegen kommenden Fahrer zu blenden. Man sah den anderen früh genug.
    Als Doreen wieder gähnte, musste Freeman lachen. »Himmel, du bist ja müde.«
    »Und wie.«
    »Wir sind ja gleich da.«
    Doreen nickte. »Noch zwei Kilometer, und wir haben es hinter uns. Das heißt ich.«
    Die Straße verlief noch immer bergan. Im kalten Licht der Scheinwerfer bekam sie einen grauen Glanz. Der Belag war recht rau, in der Stille waren die Abrollgeräusche der Reifen gut zu hören. Rechts und links lauerte die Dunkelheit der Nacht in den kahlen, manchmal struppig wirkenden Bäumen.
    Plötzlich schrie Doreen auf!
    Neben ihr zuckte Ian Freeman zusammen. Es war kein Schrei, der aus einem Schmerz heraus geboren war, sondern einer, der die Folge eines Erschreckens war.
    Freeman sah nur eine Sekunde später, was seine Beifahrerin so verwirrt hatte.
    Er bremste. Dann fuhr er zurück. Er hatte das Schreckliche gesehen, war allerdings durch das späte Bremsen zu weit gefahren und hätte jetzt an einen Traum glauben können, der blitzschnell vorbeigehuscht war.
    Daran allerdings konnte und wollte er nicht glauben. Und er wollte es ganz genau wissen.
    Als er die Stelle erreicht hatte, an der ihm das Bild aufgefallen war, hielt er an.
    Doreen saß neben ihm. Die Hände hielt sie vors Gesicht gedrückt. Allerdings lagen die Augen frei. Sie waren starr geworden. Und mit einem ebenso starren Blick schaute sie nach vorn auf das, was sich den Blicken der beiden bot.
    Man hätte es für eine Vogelscheuche halten können oder für eine Puppe, die man hochgezogen hatte und die nun von einem Baum herabhing. Doch es war keine Puppe, es war ein Mensch. Es musste ein Mensch sein, obwohl er verfremdet aussah, denn über seinen Körper hinweg liefen Streifen von oben nach unten.
    Die Füße pendelten über den Straßengraben. Die Arme waren in die Höhe gereckt, die Hände zusammengebunden, und der Rest des Stricks war um eine starke Astgabel geschlungen. In dieser Haltung hing der Körper nach unten. Da so gut wie kein Wind herrschte, pendelte er auch nur leicht hin und her.
    Doreen nahm die Hände wieder weg von ihrem Gesicht. »Das… das… ist keine Puppe«, flüsterte sie.
    »Ich sehe nach.«
    »Nein, Sie…«
    »Bitte, Kind.«
    Doreen sagte nichts. Ihr war schlecht. Sie brauchte frische Luft und stieg deshalb nach Freeman aus dem Toyota.
    Mit steifen Schritten trat Freeman näher an das Ziel heran.
    Die Scheinwerfer erfassten nicht die gesamte Gestalt. Das Licht konzentrierte sich auf die untere Hälfte. Es reichte aus, um erkennen zu können, dass der Mann nackt war. Er trug kein einziges Kleidungsstück an seinem Körper. Von ihm strahlte sogar noch eine gewisse Wärme ab, und er schien zu dampfen.
    An seinen Füßen hatte sich eine dunkle Flüssigkeit gesammelt, die nach unten tropfte und in das alte Laub des Grabens klatschte.
    Es war Blut.
    Freeman konnte nicht mehr atmen. Er konnte gar nichts mehr.
    Er schaute nur, und sein Blick war leer. So hatte er noch nie ausgesehen. Es war alles so verdammt fremd, so grausam und trotzdem auch realistisch. Es gehörte zu dieser Welt, die nicht nur aus den schönen Seiten des Lebens bestand.
    Man hatte jemand aufgehängt.
    Aber nicht nur das.
    Derjenige, der das getan hatte, der hatte seinem Opfer auch die Haut in Streifen vom Körper gezogen.
    Und das sah auch Doreen, die trotz ihrer Furcht näher an Freeman herangekommen war. Bisher hatte sie sich noch zusammenreißen können. Das war jetzt vorbei.
    Sie schrie wie noch nie zuvor in ihrem Leben!
    ***
    Der Morgen im Büro. Sonne hatte mich geweckt. Märzsonne.
    Der Frühling ließ sich nicht aufhalten, obwohl der Winter nicht aufgegeben hatte und die Temperaturen trotz des Sonne nscheins nicht eben frühlingshafte Gefühle aufkommen ließen.
    Aber die Hoffnung war vorhanden, und das gab mir auch einen innerlichen Auftrieb. So war ich mit
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