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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst
Autoren: Greg Iles
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Tod Unsinn war. Er hatte eine Frau gefunden, mit der er jeden Tag seines Lebens verbringen wollte, und er hatte zwei eigene Kinder, die ihn dringend brauchten – vielleicht sogar drei. Der Gedanke, diesen Kindern könnte etwas zustoßen, machte ihm eine Heidenangst. Er verhalf ihm auch zu der Entschlossenheit, Warren Shields zu töten, sobald sich eine Gelegenheit ergab.
    »Sie wollen mich töten, stimmt’s?«, fragte Warren, als hätte er Dannys Gedanken gelesen.
    Danny schüttelte den Kopf, doch es kam nicht von Herzen.
    Warren lehnte sich gegen die Kanzeltür auf seiner Seite und zielte mit der Pistole auf Dannys Bauch. »Ich wollte sie lieben«, sagte er und blickte ein wenig ratlos drein. »Es ist nur … ich glaube, ich kannte sie zu gut.«
    Du hast sie überhaupt nicht gekannt.
    Warren hob die Waffe, bis die Mündung Dannys Wange berührte. »Wenn Sie diese Nacht überleben, was werden Sie tun?«
    »Mein Bestes geben.«
    »Würden Sie sich um sie kümmern?«
    »Um wen?«
    »Laurel. Meine Kinder.«
    Danny nickte, von neuer Hoffnung erfüllt.
    Einen halben Kilometer hinter ihnen erschienen weitere rot blinkende Lichter auf der Brücke.
    »Es ist nicht fair«, murmelte Warren.
    »Das ist es nie«, sagte Danny, erstaunt, dass dieser Mann jahrelang als Arzt gearbeitet hatte, ohne diese Lektion zu lernen. Bis zu seiner eigenen Krebsdiagnose hatte Warren sich offensichtlich für immun gegenüber den Launen des Schicksals gehalten. Danny kannte viele Piloten, die so waren wie Shields. »Die Bank gewinnt immer, Warren. Es ist nur eine Frage nach dem Wann. Wie ich es sehe, sind Sie jetzt am Leben. Heute. Was morgen kommt … wer weiß? Ihre Familie braucht Sie. Lassen Sie unszurück nach Athens Point fliegen und herausfinden, was mit Ihrer Frau ist.«
    »Sie haben uns einen Helikopter hinterhergeschickt!«, sagte Warren und zeigte mit der Hand an Dannys Brust vorbei nach rechts.
    Danny blickte angestrengt nach draußen und suchte den Nachthimmel nach Positionslichtern ab. Es gab nur einen einzigen anderen Chopper im County, einen zivilen JetRanger, der einem Geschäftsmann gehörte, und Danny konnte sich nicht vorstellen, dass ein Pilot sich bereit erklärte, bei diesem Wetter zu fliegen. Andererseits handelte es sich um einen Notfall.
    Während er den Himmel absuchte, machte der Bell einen unerwarteten Satz in die Höhe – vielleicht ein Aufwind vom Bluff, dachte Danny. Er blickte zur Seite, um Warren zu fragen, wovon er redete, und sah, dass der Sitz neben ihm leer war.
    Danny schwebte allein in der Dunkelheit über dem Fluss. Warren lebte wahrscheinlich auch noch, taumelte durch die Luft dem Boden entgegen. Seine vernickelte Pistole lag auf dem leeren Sitz.
    Jetzt ist er aufgeschlagen, dachte Danny mit einem Blick auf den Höhenmesser. Sie waren hoch genug, dass Warren vor dem Aufprall die maximale Fallgeschwindigkeit erreichte. Danny hatte grausige Geschichten von einem CIA-Piloten der Vietnam-Ära gehört, bildhafte Beschreibungen, was passierte, wenn ein Gefangener aus dem Helikopter geworfen wurde und im Wasser landete anstatt auf Beton oder Felsen, oder wenn er in Baumwipfeln in Fetzen gerissen wurde und im Blätterdach hängen blieb wie rote und pinkfarbene Schmuckbänder. Shields war tot, daran bestand nicht der geringste Zweifel.
    Danny schob das Höhensteuer vor und sank dem Fluss entgegen, um nach der Leiche zu suchen. Die zwei Brücken waren beleuchtet, doch das Licht reichte nicht aus, um Danny bei der Suche nach Warrens Leiche zu helfen. Er wollte den Leichnam nicht finden, doch Laurel – falls sie noch lebte – würde ihn bestimmt danach fragen, ganz zu schweigen von Sheriff Ellis.
    Danny wollte den Suchscheinwerfer einschalten, als er die Menschen bemerkte, die sich am Brückengeländer drängten. Mit Sicherheit hatte niemand gesehen, wie Warren aus dem Helikopter gesprungen war, doch falls Danny jetzt mit dem starken Scheinwerfer den Fluss absuchte, konnte sich jeder ausmalen, was passiert sein musste. Gütiger Himmel, wie würde Laurel leiden, wenn diese Geschichte ans Licht kam. Und erst ihre Kinder … Grant würde sich für den Rest seines Lebens vor Fragen nach seinem Vater fürchten.
    Danny machte eine rasche Drehung auf der Stelle; dann jagte er flussaufwärts und ließ den Helikopter von einer Seite zur anderen taumeln, wobei er sich stetig dem Louisiana-Ufer näherte. Die Innenseite einer Flussbiegung ist stets die flachere, weil die Strömung dort nicht mit vollem Druck das Land
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