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1199 - Der Prinz und der Bucklige

Titel: 1199 - Der Prinz und der Bucklige
Autoren: Unbekannt
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ihr euch mir ergebt. Ich spaße nicht. Ich gebe euch zwei Standardtage Zeit. Seid ihr bis dahin noch nicht in meiner Obhut, so vergeßt nicht, euch in eine Nachrichtensendung einzuschalten. Irgendeine, denn was ihr zu sehen bekommt, wird über sämtliche Kanäle abgestrahlt. Ihr werdet dann Augenzeugen, wie die Armadaschmiede ihre rechtmäßige Macht auszuüben wissen. Ihr werdet mitansehen, wie eure Gefährten hingerichtet werden. Vergeßt nicht: zwei Standardtage!"
    „Aus!" stöhnte Perry.
    Das Bild erlosch. Die Beleuchtung flammte auf.
    „Alaska", sagte Perry so leise, daß der Prinz es kaum verstehen konnte. „Callamon, Carfesch - wo sind sie geblieben?" Dann sah er auf. Er ging auf Nachor zu und faßte ihn bei den Schultern. „Zwei Tage gibt er uns. Sag mir: Schaffen wir es in zwei Tagen?"
    „Ich weiß es nicht, Freund."
    Perry stand mit gesenktem Kopf. Es wühlte in ihm. Falls sie nicht rasch genug Erfolg hatten, würde er vor einer Entscheidung stehen, die das Leben ungezählter Millionen intelligenter Wesen zu beeinflussen vermochte. Was würde er wählen: die Fortsetzung des Kampfes gegen die Armadaschmiede oder das Leben der Gefährten?
    Er richtete sich auf. Wortlos machte er eine Geste in Richtung der Wand. Nachor verstand.
    „Ich bin bereit", sagte er.
    Perry ging auf die Wand zu. Diesmal schloß er die Augen nicht.
     
    *
     
    Zwei Wunder sind geschehen.
    Wir haben eine Spur gefunden - die Spur, nach der jene, die uns Befehle erteilen, mit so viel Ungeduld verlangt haben. Es war ein Zufall. Wir, der neue Ordoban, hatten unsere Sonden zur rechten Zeit am rechten Ort eingesetzt. Wir empfingen das Signal klar und deutlich - von eine Stelle, an der es nach unseren Aufzeichnungen keinen Transmitter gibt. Unsere Hypothese, daß es im Innern des Loolandre ein zweites Transmitternetz geben muß, ist damit so gut wie bewiesen. Wir haben unseren Auftraggebern sofort Meldung erstattet. Sie lobten uns für unsere Tüchtigkeit.
    Im Augenblick ist das Element, dem ich angehöre, inaktiv. Ich bin allein. Ich verstehe mich jetzt gut auf die Kunst des selbständigen Denkens. Ich weiß noch immer nicht, wer ich bin, aber ich erinnere mich an ein Etikett, einen Namen, unter dem ich früher anderen Wesen bekannt war. Das ist das zweite Wunder. Ich heiße Simone Keim. Ich weiß nicht, was diese Erkenntnis wert ist. Aber ich spüre: Wenn ich langer darüber nachdenke, werde ich mich eines Tages an meine Vergangenheit erinnern können. Ich frage mich, ob die, mit denen ich zusammenarbeite, wenn uns der Befehl erreicht, von ähnlichen Gedanken beschäftigt werden.
    Ein ungutes Gefühl ist in mir. Irgendwann in jüngster Vergangenheit hat sich eine häßliche Wandlung an mir vollzogen, die mich zu dem gemacht hat, was ich jetzt bin.
    Fremde waren dafür verantwortlich. Sie haben mich mißbraucht. Kann es sein, daß die, die uns Befehle erteilen, eben jene sind, die die Wandlung bewirkten?
    Wie käme ich dann dazu, ihnen gehorsam zu sein?
     
    *
     
    „Wir sind auf dem richtigen Weg." Nachors Auge blitzte triumphierend. „Die große Ringstraße, die den Kern des Loolandre umgibt - sieh sie dir an!"
    Sie befanden sich in einem jener kleinen, behaglich ausgestatteten Räume, die Perry inzwischen vertraut geworden waren. Vor wenigen Minuten waren sie hier materialisiert.
    Perry war voller Ungeduld. Er wollte weiter, um keine Sekunde von den zwei Tagen zu vergeuden, die Parwondov ihnen als Frist gesetzt hatte. Aber als Nachor die Bildprojektion aktivierte, vergaß er für ein paar Sekunden, was ihn bedrückte.
    Er blickte in einen von milchiger Helligkeit erfüllten Abgrund, durch den sich Hunderte, Tausende von Fahrzeugen bewegten. Sie waren von einheitlicher Form. Er kannte den Fahrzeugtyp. Es waren torkrotische Beiboote. Die Wände des Abgrunds waren gewölbt, jedoch so sanft, daß das Auge die Krümmung kaum noch wahrnehmen konnte. Die Geometrie des Ganzen verwirrte Perry zunächst, aber schließlich erkannte er, daß er in eine riesige Röhre hinabblickte, deren Verlauf die Aufnahmegeräte ein paar Dutzend Kilometer weit verfolgten. Einige der hin und her huschenden Boote erschienen ihm nur mehr als winzige, glitzernde Punkte. Da er ihre wahre Größe kannte, fiel es ihm leicht, die Entfernung überschlägig zu schätzen: fünfzehn Kilometer. Mindestens so viel also betrug der Durchmesser der Röhre.
    Die Helligkeit war dieselbe, wie sie draußen im Lichtmeer herrschte. Der Loolandre wurde von Hunderten mächtiger
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