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1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute
Autoren: Unbekannt
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Impuls zog ich die Waffe und zielte wahllos in die Reihen der Posbis hinein. Ich preßte die Zähne so fest aufeinander, daß die Kiefer schmerzten. Wut und Ohnmacht drängten aus mir heraus. Aber ich drückte nicht ab. Ich spürte den harten Griff des Oxtorners um meinen Arm und schloß sekundenlang die Augen.
    Auf den Akademien für Raumfahrer lehren sie dich, in jeder Situation Nerven und Übersicht zu behalten. Sie trainieren mit dir, tagaus, tagein, in allen möglichen denkbaren Lagen Ruhe zu bewahren und keine Kurzschlußhandlungen zu begehen. Du verinnerlichst das alles, bist von der Richtigkeit des Gelernten überzeugt und wendest es in jahrelanger Praxis an. Es geht dir in Fleisch und Blut über - und doch kommt irgendwann der Moment, da schlägt eine Sicherung durch.
    „Schon gut", sagte ich leise. „Ich habe mich vergessen."
    Stalion Dove nickte und löste seinen Griff. Langsam steckte ich die Waffe zurück. Mein Blick wanderte die Posbi-Schlange entlang. Da standen sie und warteten darauf, daß sie einen neuen Organzusatz erhielten! Ein fremder Einfluß trieb sie, gegen den sie nichts ausrichten konnten. Sie waren nicht dafür verantwortlich zu machen, wenn eine jahrhundertealte Freundschaft sich ins Gegenteil verkehrte.
    Ein weiteres Fragmentschiff schob sich in den Himmel hinauf. Ich sah nicht mehr hin, als an seiner Stelle ein anderes landete. Die beiden Raumer, bei denen wir den Austausch beobachtet hatten, rührten sich nicht vom Fleck. Offenbar dauerte es seine Zeit, bis die komplizierte Verzahnungsschaltung wieder hergestellt war und ihre Funktion komplikationslos erfüllte.
    „Es ist noch nichts verloren", sagte der Oxtorner mit einer Festigkeit, die mich angesichts der Erkenntnisse überraschte. „Die gesamte Aktion läuft erst seit ein paar Stunden. Der Dekalog kann mit seiner Massenmanipulation noch nicht weit gekommen sein. Es liegt an uns, Schlimmeres zu verhindern!"
    „Mit fünf Leuten?" wagte G'irp einen Einwand.
    „Daß wir es mit einer Armee zu tun bekämen, wußten wir vorher!"
    „Zumindest sehen wir nach, ob es Möglichkeiten zum Eingreifen gibt", entschied ich.
    Die Matten-Willys äußerten sich nicht dazu, aber sie begleiteten uns auch weiterhin. Wie groß ihr Entsetzen auch sein mochte - gerade sie, die als Betreuer des Zentralplasmas galten, würden alles versuchen, die Katastrophe abzuwenden.
    Allmählich öffnete sich das Blickfeld zu jener Stelle, an der die Posbi-Reihen aufeinandertrafen. Dort war die Luft schwarz von unzähligen umherschwirrenden Einheiten des Elements der Technik.
    Meine Vermutung bestätigte sich: Das riesige, wagenradähnliche Gebilde stand abseits des Versammlungsorts. Mit dem Plasmatausch mochte es bestenfalls sekundär etwas zu tun haben.
    Etwas anderes erregte jedoch meine Aufmerksamkeit. Ich entdeckte ein seltsames Kugelobjekt, einen höchstens zehn Meter durchmessenden Ball, der in allen Farben des Spektrums leuchtete.
    Immer wieder lösten sich einzelne Maschinen der Technos aus dem Pulk, den sie um die Posbis bildeten, schwebten zu der Kugel hinüber und verharrten einen Moment. Dann begann das Gebilde heftig zu pulsieren, nur um kurz darauf wieder zur Ruhe zu kommen, und die Elemente entfernten sich wieder.
    Obwohl ich aus der Entfernung kaum etwas erkennen konnte, ahnte ich bereits, was dort geschah. Es war nicht schwer zu erraten.
    „Sie schaffen das Plasma weg", zirpte G'irp in heller Aufregung.
    „Dieses Ding ist ein Transmitter!"
    Wir gingen langsamer und wurden von Meter zu Meter wachsamer. Hier, in der Nähe des Zentrums der Aktivitäten des Dekalogs, war die Gefahr, entdeckt zu werden, trotz der teilnahmslosen Posbis groß. Wir mußten auf der Hut sein. Vom Raumhafen flogen mehrere Technos auf den farbigen Ball zu.
    Wieder war die Plasmakomponente eines BOX-Kommandanten entfernt worden; sie schwebte in der Mitte der unterschiedlich strukturierten Maschinen und war aufgrund ihres Volumens deutlich zu sehen. Ich beobachtete, wie die Transmitterkugel von neuem pulsierte, wie das Plasma darin verschwand, ja förmlich verschlungen wurde...
    Und ich hörte den schrillen Ruf des Gatasers. „Eine Patrouille!
    Vorsicht!"
    Den Ort, an dem die Posbis in einer komplizierten Operation anstelle der geraubten Plasmakomponente einen Teil jener künstlichen Substanz eingepflanzt bekamen, vermochte ich nur zu erahnen. Er lag außerhalb unseres Sichtkreises, von einem wuchtigen Gebäude völlig verdeckt. Die drei Gestalten, die sich uns näherten,
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