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1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute
Autoren: Unbekannt
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unserem Standort in den Himmel ragte.
    „Was ist das?" raunte G'irp entsetzt. „Bei allen roten Waldkreaturen - was hat das zu bedeuten?" Ich hob nur stumm die Schultern. In der Form erinnerte das Ding an ein altertümliches Wagenrad. Damit hörte die Ähnlichkeit aber auch schon auf. Sein Umfang war gigantisch. Ich mußte den Kopf in den Nacken legen, um es wenigstens annähernd überblicken zu können, und selbst dann noch zerfaserte die obere Rundung im Dunstkreis von Wolkenfeldern. Seine Höhe mochte anderthalbtausend oder mehr Meter betragen; ich wagte kaum, meine eigene Schätzung zu akzeptieren. Der Radkranz selbst wirkte dagegen fast filigran. Er war ebenso wie die acht Speichen bestenfalls 80 Meter dick. Die Nabe im Zentrum, die mit den Speichen verbunden war, durchmaß noch weniger und stach lediglich durch ihre intensive Goldfärbung ins Auge. Der gesamte Rest des trotz seiner Größe zerbrechlich erscheinenden Gebildes strahlte in kristallenem, unheimlichem Blau.
    Es konnte sich nur um eine MASCHINE des Elements der Technik handeln.
    Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Auf dem nahen Raumhafen standen mehrere Fragmentschiffe, die in ihrer verwinkelten Kompaktheit wie riesige Gebirge emporwuchsen, deren enorme Masse sich in noch weit größere Höhen reckte. Ihr, Anblick aber war auf der Hundertsonnenwelt vertraut. Das Unbehagen, das jenes achtspeichige Riesenrad erzeugte, war weniger eine Folge seiner enormen Größe. Seine Fremdheit erweckte den Schauder.
    „Was wollen die Posbis dort?" brummte Stalion Dove. „Was geschieht mit ihnen?"
    Wieder eine Frage ohne Antwort. Nur die dumpfe Ahnung bevorstehenden Unheils...
    „Russelwussel! Willst du uns nicht endlich aufklären?"
    Vielleicht, dachte ich, 'hatte er uns nur deshalb durch vage Andeutungen im unklaren gelassen, weil er selbst nicht begriff, was eigentlich vor sich ging. Auch jetzt drückte er sich kaum deutlicher aus.
    „Es findet ein Austausch statt. Die fremden Roboter entfernen etwas aus den Posbis und setzten dafür etwas Neues ein. Eine Schaltung, nimmt er an. Er konnte es nie genau beobachten."
    Ich runzelte die Stirn. Eine Schaltung - durchaus möglich. In Verbindung mit der hypertoyktischen Verzahnung in den Bioponblöcken diente sie vielleicht dazu, die Plasmakomponente im Sinn des Dekalogs auf die Dauer gefügig zu machen. Es klang plausibel, weil man wohl davon ausgehen mußte, daß die manipulierende Strahlung nicht für alle Zeiten ausgesandt werden sollte. Ein Schaltelement, das die gleiche Wirkung entfaltete, besaß für die Zukunft weit mehr Praktikabilität.
    Dennoch befriedigte mich diese Erklärung nicht. Ich hatte ein unbestimmtes Gefühl, daß ich das Nächstliegende übersah. Jenes Wagenrad mit dem Durchmesser eines terranischen Großraumschiffs der NEBULAR-Klasse: installiert, um ein winziges elektronisches Bauteil auszuwechseln? Lachhaft!
    Wie üblich, war es Stalion Dove, der das unergiebige Nachdenken beendete und zur Tat schritt. Ich spürte den aufmunternden Hieb auf meiner Schulter, als er seinen Entschluß faßte.
    „Ich sehe mir das an", verkündete er.
    Er marschierte los, ohne uns eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Russelwussel und der andere Matten-Willy folgten ihm sofort, und auch ich wollte mich spontan in Bewegung setzen. G'irp hielt mich zurück.
    „Die Gefangenen!" zirpte er besorgt. „Wäre es nicht wichtiger, zunächst unsere Freunde aus den Verliesen zu befreien?"
    Ich zögerte. Sicher hatte er nicht unrecht - andererseits hing unter Umständen das Schicksal der Hundertsonnenwelt, der Posbis und der zweifellos irgendwann angreifenden GAVÖK-Verbände davon ab, ob es uns gelang, dem Dekalog von innen heraus eine Schlappe zu bereiten. Die Entscheidung war nicht leicht. Ich kannte die Zustände in den Gefängnissen aus eigener Anschauung. Aber die Prioritäten lagen anders, als Humanität und Mitgefühl es verlangten.
    „Später!" entschied ich.
    Der Gataser akzeptierte wortlos. Wir schlossen zu Stalion Dove und den Matten-Willys auf und hielten auf das riesige Rad zu. In dem Maß, in dem sich unser Blickfeld veränderte, vermochten wir immer deutlicher zu erkennen, daß die Schlangen der Posbis keineswegs exakt auf das fremdartige Gebilde zielten. Ich gewann vielmehr den Eindruck, der Endpunkt ihres Weges läge etwas abseits davon. Das gab mir zu denken. Womöglich hatte der Aufmarsch mit der blau leuchtenden Kristallkonstruktion überhaupt nichts zu tun...
    Ich kam nicht mehr dazu, die Freunde
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