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1193 - Gestern ist heute

Titel: 1193 - Gestern ist heute
Autoren: Unbekannt
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verständnislos. „Hör mir zu, Plasmaklops! Ich habe keine Lust, geradewegs in eine Falle zu laufen. Ich halte es für an der Zeit, daß du uns darüber informierst, was überhaupt gespielt wird. Sie müssen doch ihre Gefangenen überwachen!"
    „Eben das tun sie nicht", sagte Russelwussel gelassen. „Im Moment haben sie andere Interessen."
    „Welche?"
    „Sie stehen Schlange."
    Mir platzte fast der Geduldsfaden, und ich sah, daß es dem Oxtorner ebenfalls nur mit Mühe gelang, die Beherrschung zu wahren. G'irp produzierte ein helles Fiepen, hielt sich jedoch ansonsten mit Kommentaren vornehm zurück. Die Problemlosigkeit, mit der sich unsere Flucht vollzog, schmeckte mir nicht - und Russelwussels Geheimnistuerei trug keineswegs dazu bei, mein Mißtrauen zu zerstreuen.
    Stalion Dove packte die Waffe fester, als der Matten-Willy sich erneut in Bewegung setzte und auf seinen geduldig wartenden Artgenossen zuhielt. Die gesamte Situation erschien mir immer weniger geheuer. Wir folgten zögernd und mit steigender Wachsamkeit.
    „Keine Gefahr", begrüßte uns das zweite Plasmawesen. „Die Lage ist unverändert. Die Posbis kümmern sich um nichts."
    Ich hörte es ungläubig. Es war bekannt, daß die Matten-Willys von dem unheilvollen Einfluß, den das Element der Technik erzeugte, nicht berührt wurden. Ich gewann auch nicht den Eindruck, sie könnten diese Immunität womöglich nur vorspiegeln. Kein Grund also, ihre Aussagen ernsthaft in Zweifel zu ziehen. Wenn aber Russelwussels und des anderen Andeutungen stimmten: Was ging dann mit den Posbis vor? Was geschah hinter jenem Querschott, das aus dem Gefängniskomplex ins Freie führte?
    .„Sag uns, was passiert ist", forderte ich den zweiten Willy auf, in der Hoffnung, von ihm mehr zu erfahren als von unserem sprachfaulen Freund.
    „Ein weiteres Riesenschiff ist erschienen", antwortete er bereitwillig, „ein eiförmiges Monstrum, das ebenfalls eine große Schar seltsamer Roboter in die Atmosphäre entließ. Seitdem verhalten sich die Posbis so komisch. Sie pilgern förmlich zu der technischen Anlage, die vor kurzem errichtet wurde. Und dort..."
    Er zögerte, als wüßte er die Vorgänge, von denen er berichten wollte, nicht recht zu umschreiben.
    „Am besten, wir gehen hinaus und sehen es uns aus der Nähe an", meinte Russelwussel. „Solange die Austauschaktion läuft, können wir uns ungehindert bewegen. Es wird uns niemand aufhalten, wenn wir zu der Anlage vordringen."
    Stalion Dove schwenkte heftig den Lauf seiner Waffe durch die Luft.
    „Zum Teufel mit deiner Salbaderei! Von welcher ,Aktion' redest du?"
    Wir hätten natürlich weiterhin warten und fragen können, ohne jemals eine gescheite Antwort zu bekommen. Mir jedenfalls wurde es zu dumm. Russelwussels Taktik zielte wohl darauf ab, unsere Spannung zu steigern und die Überraschung, die uns zweifellos erwartete, nicht vorwegzunehmen. Es reichte jetzt! Ich zwängte mich zwischen Dove und den beiden Matten-Willys hindurch und deutete energisch auf das Schott.
    „Öffnen!"
    Es war ein Befehl, und sie befolgten ihn augenblicklich. Das Tor glitt auf und gab die Sicht nach draußen frei. Der helle Schein der Kunstsonnen drang in den Korridor. Zögernd trat ich hinaus, blickte mich um...
    Mir stockte der Atem.
     
    *
     
    Es war ein Bild, wie es kurioser kaum hätte sein können - wenn nicht über allem der kalte Hauch undefinierbaren Schreckens geschwebt hätte. Der Anblick wirkte im ersten Moment ausgesprochen- friedlich und war doch von einer so durchdringenden Drohung erfüllt, daß es mir den Magen zusammenkrampfte.
    „Na, was hat er gesagt!" Russelwussel kam an meine Seite und fuchtelte mit mehreren Tentakeln. „Sie stehen Schlange und warten geduldig auf den Austausch. Welchem Zweck das dient, ist mich allerdings unklar."
    „Ist mir unklar", berichtigte der andere Matten-Willy.
    Im Geist hörte ich schon das beinahe obligatorische „Ach, dir auch?", von dem ich meinte, daß es unweigerlich kommen müßte.
    Russelwussel schwieg jedoch; der Sinn schien ihm nicht nach banalen Scherzen zu stehen. Er bewies damit, daß die Entwicklung ihn - wie uns alle - im Grunde überforderte.
    In einiger Entfernung hatten sich Scharen von Posbis versammelt, und von allen Seiten strömten ständig neue hinzu. In sechs oder sieben geordneten Reihen stellten sie sich auf - einer nach dem anderen, wie exotische Perlen an einer langen Schnur. |Schrittweise rückten sie vor, auf jenes seltsame Gebilde zu, das weitab von
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