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1191 - Monsterblut

1191 - Monsterblut

Titel: 1191 - Monsterblut
Autoren: Jason Dark
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tat es trotzdem. »Ja, das ist klar.«
    »Wunderbar. Darauf habe ich nur gewartet. Dann kannst du ja jetzt deine Aufgabe erledigen.«
    Für einen Moment hatte er den Eindruck, wieder »normal« zu sein. »Welche Aufgabe denn?«
    Das Maul der Kreatur zuckte. Es sah aus, als wollte das kleine Monster lächeln. Brian merkte wieder, dass er und es gar nicht so weit entfernt lagen. Es war nicht zu erklären, aber er spürte plötzlich ungewöhnliche Gefühle wie gegenüber einem Verwandten oder Freund.
    Es war so herrlich. Er lächelte. Er fühlte sich wohl, und er fragte wieder nach seiner Aufgabe.
    »Töten, Brian, du musst töten!«
    Was ihn noch vor wenigen Minuten hätte durchdrehen lassen, war plötzlich so normal für ihn geworden. Es gab keine Sperre mehr in seinem Hirn. Die Kreatur hatte gesprochen, und er nahm es hin. Er freute sich sogar darauf.
    »Verstanden, Brian?«
    »Ja, habe ich!«
    »Wir gehören zusammen, mein Freund. Wir gehörten schon immer zusammen. Nur hast du das nie gewusst. Genau das war dein Fehler. Vielleicht auch meiner, weil ich mich nie früher gemeldet habe. Aber es ist noch nicht zu spät, und deshalb wird sich alles regeln.«
    »Ich tue es!« Es wunderte ihn nicht einmal, dass er so schnell zustimmte. In dieser Nacht war alles anders geworden. Sein Leben hatte sich gedreht. Er wusste mit einem großen Prozentsatz an Sicherheit, dass die Zeit des Weglaufens und der Schande endgültig vorbei war. Jemand war gekommen, der sein Leben in die Hand genommen hatte. Er dachte nicht daran, sich dagegen zu stellen. Schlimmer konnte es nicht kommen. Zudem fühlte er sich von der Kreatur beschützt, was ihm auch nicht erklärbar war.
    Die nächste Frage war für ihn normal und rutschte wie automatisch über seine Lippen. »Wann soll ich es tun?«
    »Jetzt! Gleich! Noch heute! In dieser Nacht! Verstehst du, mein Freund?«
    »Ja!«
    »Das ist gut. Sehr gut…«
    Er war plötzlich aufgeregt. »Und… und…«, begann er zu stottern. »Wen soll ich töten?«
    Zunächst hörte er nichts. Die Kreatur schien noch nachzudenken. Dann erfolgte sie, und sie erschütterte ihn nicht.
    »Deine Stiefeltern!«
    ***
    Brian Mills bewegte sich nicht von der Stelle. Er dachte nach, aber die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf.
    »Hast du gehört?«
    Brian nickte.
    »Was sagst du?«
    Diesmal nickte er nicht, sondern schluckte. Er quälte sich noch, doch es war kein schlimmes Gefühl.
    Nur ein kurzes Abwägen, nicht mehr. Seine Gedanken kreisten bereits um das neue Leben ohne die Stiefeltern. Er mochte sie nicht. Er hasste sie sogar. Sie waren ihm im Laufe der Zeit zuwider geworden. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt, sie aus dem Weg zu räumen. Er erinnerte sich an ihre Blicke, die sie ihm zugeworfen hatten.
    Manchmal voller Abscheu oder Mitleid.
    »Ich will Antwort.«
    »Ja!« stieß er hervor. »Ja, ich werde es tun, und ich freue mich darauf!«
    ***
    Der Junge verließ sein Zimmer. Er schritt die Treppe hinab zur Wohnung seiner Stiefeltern, die eine Etage unter seinem Zimmer lag.
    Auf dieser Ebene gab es noch zwei Wohnungen, aber das interessierte ihn nicht. Um diese Zeit schliefen die Menschen im Haus, denn Mitternacht war längst vorüber.
    Natürlich besaß er einen Schlüssel, und den hatte er auch mitgenommen. Es war kein Akt, die Wohnung zu betreten, und jetzt stand er in dem kleinen Wohnzimmer und war nicht mehr als eine schattige Gestalt in der Dunkelheit.
    Seine Stiefeltern schliefen. Sie hatten nichts gehört, und sie würden auch nichts hören. Davon ging er aus. Wenn er wollte, konnte er sich lautlos wie ein Schatten bewegen.
    Rechts von ihm stand die Kommode. Sie war viel zu groß für den kleinen Raum, aber Alley und Gregg Parker, so hießen seine Stiefeltern, dachten nicht daran, das Erbstück abzugeben.
    Ich heiße Mills, dachte er.
    Wie dieser Hausmeister, der schon längst gestorben war. Die Parkers haben nie daran gedacht, mir ihren Namen zu geben. Es ist schlimm für mich gewesen. Sie haben sich meiner geschämt. Deshalb sollte es bei dem Namen Mills bleiben. Nur nicht Parker. Nein, das wäre ja entsetzlich gewesen.
    Schon dafür hatte er sie gehasst. Er hasste eigentlich alle. Bis auf die kleine Kreatur, deren Körper so unförmig und verwachsen war. Fast wie bei ihm. Und deshalb spürte er das tiefe Gefühl einer intensiven Verwandtschaft.
    Ja, verwandt. Eine Missbildung. Als hätte er achtzehn Jahre darauf gewartet, einen Leidensgenossen zu finden.
    Er würde gehen. Später. Erst musste
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