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1191 - Monsterblut

1191 - Monsterblut

Titel: 1191 - Monsterblut
Autoren: Jason Dark
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inzwischen mit einigen Schneeflocken vermischt, und ich empfand es als verdammt nasskalt. Aber das durfte mich nicht schrecken. Außerdem hatte ich es nicht zu weit bis zum schützenden Vordach, das sich über dem Eingang ausbreitete. Die Gegend war auch nicht eben die beste. Sie war recht einsam, und die nächsten Häuser gehörten zu einem Industrieviertel, in dem dunkler Rauch aus Schornsteinen quoll.
    Da konnte es im Knast gemütlicher sein als draußen. Regentropfen rannen vom Dach herab und wie Perlen an mir vorbei. In knapp anderthalb Wochen war Weihnachten, doch danach war mir beim besten Willen nicht zu Mute.
    Eine Sprechanlage sah ich ebenso wie einen Klingelknopf. Den drückte ich, und es dauerte nicht lange, bis ich den Klang einer unwilligen Stimme aus den Ritzen der Anlage hörte.
    »Ja, bitte?«
    »Mein Name ist Oberinspektor John Sinclair. Scotland Yard. Ich bin angemeldet.«
    »Moment noch.«
    Die Stimme hatte keinesfalls freundlicher geklungen. Bei dem Arbeitsplatz kein Wunder.
    Ich schaute mir weiterhin die Regentropfen an und dachte, dass der Winter endlich kommen musste.
    In der letzten Zeit war es viel zu warm gewesen. Das Wetter hatte wahre Kapriolen geschlagen. Das Land hatte unter Überschwemmungen gelitten, große Teile leider unter Wasser gestanden.
    »Ja, Sie können kommen, Mr. Sinclair.«
    »Danke.«
    Ein Summer ertönte. Ich konnte die Tür aufdrücken und zwinkerte noch kurz der Kamera zu, bevor ich das Innere der Strafanstalt betrat.
    Ich befand mich auf einem Hof. Das heißt, auf einem kleinen abgeteilten Teil, denn ein paar Schritte weiter hielt mich eine Eisenwand auf.
    Bis dahin musste ich nicht. Ich konnte mich nach links wenden. Dort musste ich eine Treppe hochsteigen, ein Podest überqueren, ähnlich wie bei den Zwischenstücken einer Feuerleiter, und war gezwungen, wieder zu stoppen. Nur kurz, denn vor mir glitt eine Tür zur Seite, sodass ich endlich ins Warme und damit in den Kernbereich der Strafanstalt kam. Auch hier hatte man an Weihnachten gedacht und einen Tannenbaum aufgestellt. Irgendwie kamen mir die Lichter daran traurig vor, als würden sie das Schicksal der Insassen bedauern. Es konnte auch an dem kalten Deckenlicht liegen, das störte und an manchen Stellen des Fußbodens wie ein blasser Spiegel aussah.
    Aus einem Anmeldehäuschen löste sich eine Gestalt in Uniform. Ein älterer Mann mit kantigem Gesicht und müden Augen. »Sie werden bereits erwartet, Mr. Sinclair. Darf ich trotzdem einen Blick auf Ihre Legitimation werfen?«
    »Werfen Sie«, sagte ich und holte meinen Ausweis hervor.
    »Okay.«
    »Und jetzt?«, fragte ich. »Wie geht es weiter? Haben Sie sich schon Gedanken gemacht?«
    Mit dieser locker gestellten Frage überraschte ich ihn, und er schüttelte den Kopf. »Was meinen Sie damit?«
    »Ich soll hier Mrs. Purdy Prentiss, die Staatsanwältin, treffen, wie ich hörte.«
    »Ja, das stimmt. Sie müssen in den Besucherraum gehen.«
    »Und wo finde ich den?«
    Die Antwort bekam ich als hackende Trittgeräusche präsentiert. Aus einem Gang löste sich eine Gestalt in Uniform. Es war ein jüngerer Mann mit roten Haaren und blasser Haut. Er stellte sich als Jack Daniels vor - kein Witz - und nahm mich unter seine Fittiche. »Ich werde Sie hinbringen, Sir.«
    »Danke.«
    Wir gingen tiefer in diese Jugendstrafanstalt hinein.
    Die Tür zum Besucherzimmer war nicht abgeschlossen, und man ließ mich in einen menschenleeren Raum eintreten. Ich hatte zumindest die Staatsanwältin Purdy Prentiss erwartet, aber auch sie ließ sich Zeit.
    »Es wird bestimmt nicht lange dauern«, tröstete Jack Daniels mich. »Nehmen Sie inzwischen Platz.«
    Ich konnte zwischen einer Bank an der Wand und vier Stühlen auswählen. Ich entschied mich für einen Stuhl, der, zusammen mit den anderen, um einen Tisch stand.
    Auch diese Wände hier waren grün gestrichen. Wahrscheinlich hatte man die Farbe im Sonderangebot bekommen, einen anderen Grund konnte ich mir kaum vorstellen.
    Die Gitter vor dem Fenster zeigten eine andere Farbe. Da trafen ein dunkles Braun und ein kräftiges Rot zusammen. Dahinter lag der Hof, und dort sah die Welt nicht besser aus.
    Ich wartete also. Ein schmutziger Aschenbecher stand auf dem Holztisch, in dessen Oberfläche so mancher Insasse seine Zeichen hinterlassen hatte. Ich sah mir die verschiedenen »Kunstwerke« an, die entweder nackte Frauengestalten zeigten oder aus mehr oder minder originellen Sprüchen bestanden. So war mancher Frust abgeladen
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