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1183 - Zwischen Licht und Finsternis

Titel: 1183 - Zwischen Licht und Finsternis
Autoren: Unbekannt
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alkoholische Genüsse gänzlich zu verzichten. Deshalb entschied er sich schließlich für ein öffentliches Verkehrsmittel.
    Die Station lag nicht weit vom Wohnblock entfernt. Die Siedlung, in der er lebte, beherbergte tausend oder mehr Personen: Grund genug für die Verwaltung, die Anbindung an die Innenstadt zu jeder Tagesund Nachtzeit zu gewährleisten. Yurn schwang sich in einen der bereitstehenden Mietgleiter, schob den Kodestreifen seiner Kreditkarte durch den Schlitz des Lesegeräts und nannte das Ziel. Die Steuerautomatik bestätigte den Auftrag durch ein akustisches Signal und setzte das Gefährt in Bewegung.
    Durch die Panzertropionscheiben blickte Yurn nach unten, wo sich die Stadt wie ein endloser Moloch ausbreitete. Überall schillerten die Lichter der Privatwohnungen durch die Nacht und zauberten verwirrende Reflexe auf feuchten Fassaden und regennassem Asphalt. Die Architektur auf Zülüt, speziell jene der Hauptstadt Chüllyvor, hatte längst ihren eigenen Stil und eine unverwechselbare Charakteristik entwikkelt. In erster Linie lag das vermutlich an der Abgeschiedenheit, wlelche die Hanen pflegten. Der Kontakt zu anderen Blues-Völkern war gering; eigenständige Kultur und Traditionen entstanden so beinahe zwangsläufig.
    Trotz des strömenden Regens, der die Sicht erheblich behinderte, konnte Yurn den Treffpunkt schon von weitem ausmachen. Der Platz des Ledere galt als Zentrum der Stadt. Ein gewaltiges steinernes Denkmal erhob sich dort, das ebenjenen Ledere darstellte - einen Helden der Nation, wie es hieß, der in unseliger Vergangenheit große Taten vollbracht haben sollte. Genaueres wußte Yurn nicht. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, die Inschrift zu lesen.
    In einer Parklücke setzte der Gleiter auf. Yurn befahl der Automatik, hier auf ihn zu warten. Das war zwar teurer, dafür konnte er jedoch sichergehen, daß ihm ein Fahrzeug zur Verfügung stand, wann immer es ihm beliebte.
    Die Freunde warteten bereits auf ihn. Sie standen neben dem Denkmal und hatten die Arme vor der Brust verschlungen, als könnten sie auf diese Weise den Regen abhalten. Füyill trug einen flammendroten Umhang, mit dem er überall sofort auffallen würde. Yurn fragte sich, was er damit bezweckte, und kam, wie immer, zu keinem Ergebnis. Es war eben seine Art, die man respektieren mußte. Der zweite Blue war schlicht gekleidet und wirkte eher unscheinbar. Auch er hatte jedoch seine Macken. Cuurn-Kilyior-Toorit: schon der Dreifachname verriet, daß er nicht von Zülüt stammte. Er war ein Gataser, den es irgendwie zu den Hanen verschlagen hatte, und er ließ keine Gelgenheit aus, voller Stolz auf diese Tatsache hinzuweisen.
    Yurn mochte sie beide, jeden auf seine Weise. Sie hatten sich vor Jahren auf einem Computerlehrgang kennengelernt und schnell gemeinsame Interessen entdeckt. Seitdem hielten sie zusammen wie Ynkelonium und Molkex. In der patriarchalischen Ellbogengesellschaft auf Zülüt war es gut, echte Freunde zu haben, auf die man sich verlassen konnte. „Wohin gehen wir?" fragte Yurn, nachdem er die beiden begrüßt hatte. Füyiil neigte den Kopf und ließ den Regen über die vorderen Augen fließen. „Zur Herrlichen Kreatur des Geistes" schlug er vor, während er mit einer Hand die Nässe aus dem Gesicht wischte.
    Cuurn-Kilyior-Toorit produzierte einen entsetzten Laut im Ultraschallbereich. „In diese Spelunke?" entrüstete er sich. „Was erwartest du dort? Frauen?"
    Yurn lachte auf. Plötzlich dachte er wieder an den kommenden Morgen und an die Vorladung des Ersten Blocks der Fortpflanzung. „Man kann nie wissen", meinte er philosophisch. „Es gibt Hanen, die behaupten allen Ernstes, man könne sich die Schinderei im Polgebirge sparen, wenn man nur die richtigen Beziehungen hätte..."
    „Sehr witzig!" schimpfte Füyiil. „Woher hast du diese Weisheit? Eine halbe Milchstraße für die Quelle - ist das ein Angebot?"
    „Viel zu wenig", flachste Yurn. „Ganz abgesehen davon, daß du über ein solches Vermögen überhaupt nicht verfügst."
    „Ich treibe es schon auf, keine Sorge. Es wäre allemal bequemer, als mein Geschlechtsleben gegen 24 Konkurrenten sichern zu müssen."
    „Hört auf damit!" sagte Cuurn. „Weibliche Blues sind keine Ware!"
    „Du hast gut reden", ereiferte sich Füyiil weiter. „Du kommst von Gatas und hast deshalb andere Wertvorstellungen. Bei euch mögen Männer und Frauen gleichberechtigt sein. Bei uns bestimmt die Natur die Moral. Sie ist anders."
    „Ein schlechtes
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