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1183 - Zwischen Licht und Finsternis

Titel: 1183 - Zwischen Licht und Finsternis
Autoren: Unbekannt
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gleich weit entfernt'sind. Damit umgehen wir die Gefahr, daß ihr euch schon zu Beginn die Köpfe einschlagt. Trotzdem kommt es nicht allein auf Schnelligkeit an. Wann immer du einem deiner Mitstreiter begegnest, mußt du dir einen Vorteil sichern. Wie du das machst, ist egal -notfalls im Zweikampf. Alle Tricks und sämtliche denkbaren Hinterhältigkeiten sind dabei erlaubt, nur eines nicht: Du darfst deinen Konkurrenten nicht töten!"
    Er legte eine Kunstpause ein, um seine Worte wirken zu lassen. Währenddessen kramte er ein dünnes Brett hervor und knallte es auf die Tischplatte. Yurn beugte sich nach vorn und erkannte darauf einen kartographischen Ausschnitt des Polgebirges. Einer der Gipfel war mit einem blauen Punkt markiert. ,„Diese Karte wird dein Eigentum", erläuterte Lüütryioyik. „Sie soll dir die Orientierung erleichtern.
    Der Punkt ist das Ziel. Dort liegt das Einest" Turn nahm das Brett an sich und verwahrte es in einer Tasche seines Umhangs. Allmählich wurde er unruhig. Wenn er daran dachte, daß der eine oder andere vielleicht schon unterwegs war, erschien ihm jedes weitere Wort des Beamten zuviel.
    Der ließ sich freilich nicht aus seinem Vortragsschema bringen. „In der Materialausgabe im Erdgeschoß erhältst du deine Ausrüstung: warme Kleidung und einiges Gerät, das du sicherlich brauchen wirst. Einen Kompaß zum Beispiel, aber auch andere Dinge. Einer meiner Kollegen bringt dich anschließend zum Start, den wir für dich bestimmt haben. Von dort an bist du auf dich alleine gestellt. Denke daran, daß du niemanden töten darfst!"
    Yurn rutschte ungeduldig auf dem Stuhl herum. „Kann ich jetzt gehen?"
    „Ja, natürlich." Lüütryioyik wirkte beinahe erleichtert. „Du hast sicher keine Fragen mehr...?"
    „Nein."
    „Gut. Dann wünsche ich dir viel Erfolg."
    Yurn verließ den Raum und eilte nach unten zur Materialausgabe. Früher hatte er nie geglaubt, daß ihn bei der Aussicht auf die Paarung mit einer Hanen-Frau ein solches Fieber ergreifen könnte. Jetzt geschah es. Der bis heute durch Erziehung und gesellschaftliche Fesseln unterdrückte natürliche Geschlechtstrieb brach sich eine Bahn. Nach all den bedeutungslosen Jahren würde er nun im Polgebirge endlich seinen Mann stehen können.
    Auch der Gedanke an Füyiil dämpfte seine Euphorie nicht. Der Freund, mit dem er gestern noch durch die Sadt gezogen war, würde kein Hindernis sein, falls er ihm überhaupt begegnete. Yurn merkte, wie der Drang nach sexueller Vereinigung alle anderen Gefühle unterdrückte. Im Polgebirge zählten keine Emotionen und früheren Freundschaften. Dort galten nur Kampfkraft, Schnelligkeit und List - nichts sonst.
     
    2.
     
    Das Ding war vielleicht dreißig Zentimeter lang und durchmaß in der Breite gut und gerne acht Zentimeter. Es lag reglos mitten auf einem eigens installierten Tisch und wurde von einer hellen Lampe bestrahlt. Quer verlaufende Kerben schnürten seinen Rumpf in gleichmäßigen Abständen ein und erweckten den Eindruck, als sei er aus mehreren ringförmigen Wülsten zusammengesetzt.
    Auf leisen Sohlen trat Adoll näher heran, ging in die Hocke und stützte die Arme bis zum Ellbogen auf der Tischkante ab. Das Geschöpf faszinierte ihn, und die Gelegenheit, es aus der Nähe in Augenschein zu nehmen, schien günstig wie selten. Es erinnerte an eine übergroße terranische Raupe, der ein intellektueller Künstler der Modern Art weiße und rosa Punkte auf den Leib getupft hatte. Unter dem Rumpf ragten viele kleine Stummelbeinchen hervor, die das Tier in offensichtlichem Wohlbehagen von sich streckte.
    Und - Adoll registrierte es ungläubig - die Raupe besaß wahrhaftig ein Gesicht! Rund, runzlig und mit einem breiten Maul versehen, erinnerte es fatal an das ebenso faltige Antlitz der Kommandantin. Sagte man nicht, daß sich der Mensch und sein Haustier in der Anatomie ihrer Gesichter nach längerer Zeit immer mehr glichen? Die Frage war nur, wer sich in diesem Fall wem anpaßte.
    Adoll lachte verhalten, als er daran dachte. Im selben Moment hätte er sich selbst ohrfeigen können.
    Gyrdie verfügte trotz ihres hohen Alters über ein geradezu sensationelles Gehör. „Crummenauer!" tönte auch sogleich ihre schrille Stimme vom Kommandostand. „Geh da weg, Crummenauer! Laß Goliath in Ruhe!"
    Adoll wollte dem Befehl nachkommen, doch eine Veränderung in Goliaths Gesicht bannte ihn regeltrecht an den Fleck. Das Maul und die unzähligen Runzeln hatten sich rechts und links nach oben verzogen,
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