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1176 - Die Nichtwelt

Titel: 1176 - Die Nichtwelt
Autoren: Unbekannt
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voraussehen können, war der Schock gewesen, mit dem das Virenimperium darauf reagiert hatte. Das wiederum hatte sich in Form von Zeiteinbrüchen ausgewirkt. Manifestationen aus vergangenen Zeitepochen waren an vielen Stellen der Erde aufgetaucht, Teile der Gegenwart waren dafür verschwunden - unter anderem auch ein großer Teil des Hauptquartiers der Hanse.
    Glücklicherweise waren alle diese Veränderungen wieder zurückgegangen, nachdem das Virenimperium mit Rois und Demeters Hilfe seinen Schock überwunden und die Verhältnisse stabilisiert hatte.
    Ellert benutzte einen Antigravlift, um das flache Dach des Gebäudes zu erreichen, auf dem ständig eine große Zahl von Gleitern bereitstand. Einer von ihnen schwebte auf Ellert zu, als er auffordernd winkte. Die Tür öffnete sich.
    Ellert stieg ein, setzte sich und sagte: „Zu Stein Nachtlichts Zeitturm!"
    Er war enttäuscht, als zum Zeichen der Bestätigung ein grünes Leuchtfeld an der Computerkonsole aufflammte und der Gleiter lautlos startete, nachdem die Tür sich wieder geschlossen hatte.
    Doch dann lachte er ironisch, weil er von der falschen Erwartung ausgegangen war, der Computer des Gleiters könnte mit dem genannten Fahrtziel nichts anfangen, weil es noch nicht existiert hatte, als er programmiert worden war. Selbstverständlich hatte NATHAN inzwischen die terranischen Verkehrsleitzentralen auf die neuen Verhältnisse konditioniert, die wiederum die von ihnen ferngesteuerten Verkehrsmittel informiert hatten.
    In weniger als zwei Minuten war der gigantische Komplex des HQ überflogen. Vor dem Bug des Gleiters dehnte sich im Licht der regionalen Kunstsonne die Silhouette von Terrania, ein friedlich schlafender Riese, der darauf wartete, wiederbeseelt zu werden. Nur die zahllosen Zeittürme der Ordensmänner, die rings um das HQ-Hanse standen, erinnerten noch an die Zeit des Grauens.
    Und natürlich die zahllosen azurblau leuchtenden Minierden, die in unterschiedlichen Höhen über den Dächern, Türmen, Parks und Plätzen der Megalopole schwebten und die Heimstatt und Arbeitsplatz für alle die vielen Milliarden Menschen des ganzen Solsystems geworden waren - und für die Außerirdischen, die sich zum Zeitpunkt der Vernetzung auf Terra befunden hatten.
    Einst war dieser Anblick für Ernst Ellert erschreckend gewesen, aber das bedrohliche Element dieses Zustands war gewichen, und sein neuer Körper hatte ihm ein gewisses Verständnis für die virotronische Technik vermittelt.
    Der Gleiter landete am Fuß von Stein Nachtlichts Zeitturm. Ellert stieg aus, schirmte seine Augen gegen das stechende Licht der Kunstsonne ab und musterte den Himmel. Er war nur leicht bewölkt, so daß die Innenwandung des hyperdimensionalen Transportschlauchs zu sehen war. Sie hatte sich verändert. Die Farbstreifen waren breiter geworden und schienen die graublauen Zwischenräume verdrängen zu wollen.
    Ellert ahnte, was das bedeutete.
    Der Rücksturz von Terra und Luna durch den Grauen Korridor hatte sich beschleunigt und näherte sich seinem Ende. In wenigen Stunden würden die beiden Himmelskörper wieder ihre gemeinsame Kreisbahn um das Muttergestirn einschlagen - wenn alles gut ging.
    Aber warum sollte es nicht gut gehen?
    Ernst Ellert suchte und fand das Virenimperium mit den Augen. Es besaß ungefähr die Größe Lunas und hätte auf den ersten Blick mit einem am Taghimmel stehenden Vollmond verwechselt werden können.
    Ellert versuchte, seine Position zu bestimmen und kam zu der Einschätzung, daß es sich hinter Terra und Luna durch den Grauen Korridor bewegte. Natürlich war von diesen Bewegungen nichts zu sehen. Lediglich daran, daß sich die graublauen Zwischenräume des Transportschlauchs jetzt in Richtung Süden verengten statt wie früher in Richtung Norden, ließ sich feststellen, daß ein Rücksturz stattfand.
    Es gab also keinen Grund zu Befürchtungen.
    Dennoch wurde Ellert die dumpfe Ahnung nicht los, daß noch längst nicht alles ausgestanden war. Ein wenig bedrückt trat er durch das stets offene Tor in den Zeitturm und stellte verwundert fest, daß er sich augenblicklich entspannte. Er hatte das Empfinden, als wäre er aus der Hetze und dem Streß eines grauen Alltags in die vertraute Zuflucht eines Zuhauses gekommen.
    Er ging ein paar Schritte die Rampe entlang, die rings um die kreisrunde Öffnung im Boden führte, unter der die Zeitsohle in scheinbar unendliche Tiefe reichte. Ihre Düsternis hatte nichts Bedrohliches mehr an sich. Sie wirkte eher wie
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