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1176 - Die Nichtwelt

Titel: 1176 - Die Nichtwelt
Autoren: Unbekannt
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gar nicht wahr - bis Moroch ihm mit einem Faustschlag den Klarsichthelm des SERUNS zertrümmerte.
    Er stürzte.
    Im nächsten Moment bemerkte er die rostroten Riesenzellen, die von allen Seiten heranwogten. Es mußten Tausende sein.
    Moroch warf sich über ihn und jammerte: „Sie wollen meine Kleinen töten! Aber ich werde sie diesmal besser beschützen. Ich rette euch. Fürchtet euch nicht."
    Der Roboter sprang auf. Gellende Schreie ausstoßend, stürmte er der ersten anbrandenden Welle amöbenhafter Mörderzellen entgegen und versuchte sie aufzuhalten.
    Alles in Ellert drängte danach, Moroch beizustehen. Aber er wußte, daß er keine Zeit hatte, ihm zu helfen. Wenn er sich nicht beeilte, würden die entarteten Zellen über ihn herfallen. Sie konnten ihn nicht töten, aber sie konnten ihm den Schlüssel entreißen. Er würde ihn nie wiederfinden.
    Er schloß die Augen und konzentrierte sich ganz auf die Anwendung jener Fähigkeit, die er niemals hatte haben wollen. Da er sie noch nie erprobt hatte, benötigte er seine ganze Willenskraft dazu, um den imaginären Damm bersten zu lassen.
    Während Moroch unter den schmetternden Schlägen der Zellleiber sein künstliches Leben aushauchte, löste sich eine kompakte Wolke bläulich schimmernder Viren vom Boden, in sich den schwarzen Schlüssel aus gefrorenen Gedanken.
    Die Wolke schwebte zum Mittelpunkt der Halle, wo etwas wartete, das ein Duplikat des Schlüssels hätte sein können. Als Schlüssel und Schloß nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren, fuhren sie mit einem Ruck zusammen.
    Ein fürchterlicher Donnerschlag schmetterte gleich einem Signal durch die Gruft.
    Schlüssel und Schloß verschmolzen miteinander und verwandelten sich in ein leuchtendes Gitterwerk, das sich filigranhaft bis zu den Wänden der Gruft ausstreckte und dann erstarrte.
    Auf dem Boden der Gruft starben die entarteten Zellen und zerfielen zu Staub.
    Die Virenwolke aber sank herab und formte sich innerhalb weniger Sekunden wieder zu Ernst Ellert zurück - und natürlich auch zu seinem SERUN, dessen Klarsichthelm ebenso natürlich unversehrt war...
     
    *
     
    Er richtete sich über dem freigelegten Körper Morochs auf, als er seinen Namen rufen hörte.
    Reginald Bull, Taurec und Vishna standen unter einem Tor, das sich in der Wand der Schlüsselgruft gebildet hatte.
    „Komm, Ernst!" sagte Bull. „Wir müssen hinaufgehen! Alles verändert sich."
    Ellert sah den alten Freund und die beiden Kosmokraten lange an, dann bückte er sich, nahm den „toten" Roboter auf die Arme und stieg über die zerfallenen Riesenzellen hinweg.
    Vor seinen Gefährten blieb er stehen.
    „Er hat sich geopfert, damit ich meine Aufgabe erfüllen konnte", sagte er tonlos.
    Bull nickte geistesabwesend und starrte wie unter einem magischen Zwang auf die Mosaikbilder der Wände.
    „Ohne dich wären wir alle verloren gewesen", sagte Vishna zu Ellert. „Der Wandernde Schlund hatte uns schon eingekreist. Wir sind dir dankbar."
    „Vishna und ich haben auf dem Weg hierher dafür gesorgt, daß das Licht erwacht", erklärte Taurec. „Von Gorgengol wird nie wieder Unheil ausgehen. Aber er wird noch eine letzte Aufgabe erfüllen. Doch nun laßt uns gehen! Die Erstarrung des Inertfelds schreitet schnell voran. Sobald sie abgeschlossen ist, führt kein Weg mehr hinaus." Er berührte Bulls Arm. „Was du dort siehst, findet in der Realität ständig statt. Bei jedem Atemzug des Universums vergehen Zivilisationen und blühen andere Zivilisationen auf. Nichts ist natürlicher als das. Wir müssen nur dazu beitragen, daß dieser Rhythmus harmonisch verläuft. Komm!"
    Bull erwachte wie aus einem Traum und seufzte.
    „Ja, gehen wir!" sagte er leise. „Was willst du mit dem demolierten Roboter, Ernst?"
    „Er soll dort liegen, wo er seine Kleinen zur letzten Ruhe gebettet hat", antwortete der Metamorpher.
    Schweigend verließen sie die Schlüsselgruft.
    Draußen hatte sich alles verändert, und es veränderte sich weiter. Es gab kein verwirrendes Labyrinth mehr und keine Verzerrungen von Raum und Zeit. Alles war fest und geordnet. Aber aus den stahlharten, metallischblau schimmernden Wänden wuchsen knisternd transparente Kristallnadeln, und es wurden ihrer immer mehr.
    Nach etwa zwanzig Minuten erreichten sie eine Art Linse aus intensiv strahlendem blauen Leuchten.
    „Das ist die letzte Schnittstelle zwischen den beiden Universen", erklärte Taurec. „Bald wird auch sie sich schließen. Erschreckt nicht, wenn ihr
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