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1176 - Die Nichtwelt

Titel: 1176 - Die Nichtwelt
Autoren: Unbekannt
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vielleicht waren die Ratschläge des Schlüssels tatsächlich hilfreich.
    Er blickte sich suchend um. Von Moroch war nichts mehr zu sehen, aber nicht weit von seinem Standort entdeckte er einen riesigen Trichter mit metallicgrauer Wandung, die sich langsam drehte. Da es das einzige metallicgraue Objekt in seiner Sichtweite war, eilte er hin und sprang hinein. Als er die Trichterwandung berührte, wurde er von der Drehung erfaßt und stand plötzlich in einem kreisrunden Saal, dessen glatte giftgrüne Wandflächen ihn vielfach widerspiegelten. Er ging zwei Schritte und blieb erschrocken stehen, als er bemerkte, daß jedes seiner vermeintlichen Spiegelbilder etwas anderes tat. Eines stand unbeweglich, eines drehte sich suchend im Kreis und andere entfernten oder näherten sich oder krochen über einen imaginären Boden.
    Rechtzeitig erinnerte er sich an Morochs Rat, alles unmöglich Erscheinende einfach hinzunehmen. Er ging weiter.
    „Halt!" rief ihm der Schlüssel zu. „Doch nicht in diese Richtung. Du mußt dicht an den Pseudospiegeln entlanggehen. Wo du neben dir schattenhaft den Roboter siehst, das ist deine Richtung."
    Ellert eilte zur Spiegelwand, lief an ihr entlang und suchte nach der schattenhaften Erscheinung des Roboters. Als er den Saal einmal umrundet hatte, bezwang er seine Regung, aufzugeben und ging weiter. Neben der übernächsten Erscheinung seiner selbst entdeckte er einen nebelhaften Schatten mit Morochs Konturen.
    „Also dann, mit dem Kopf durch die Wand!" sagte er grimmig und stürmte mit gesenktem Kopf los.
    Wieder veränderte sich die Umgebung.
    Er stand auf einer schwarzen, festen Fläche. Auch die gesamte übrige Umgebung war schwarz. Doch aus dieser Schwärze leuchteten in unregelmäßigen Abständen farbige Flächen unterschiedlicher Größe und Gestalt.
    Als ein riesiges blutrotes Dreieck aufleuchtete, entdeckte Ellert davor den kleinen Roboter.
    „Moroch!" rief er und eilte auf ihn zu.
    „Ich habe mich hoffnungslos verirrt", teilte der Roboter ihm mit. „Es geht nirgends weiter."
    „Nur ein Roboter kann das denken", spottete der Schlüssel. „Ihr steht genau vor der Schlüsselgruft. Ich fühle das innere Pulsieren des Schlosses. Aber ich spüre auch fremde Bewußtseinsimpulse, deren Klarheit immer mehr zunimmt."
    „Der Wandernde Schlund!" flüsterte Moroch. „Halte dich hinter mir, Metamorpher! Ich werde dich behüten, wie ich früher die Kleinen meiner Herren behütet habe. Nie wieder soll mir anvertrautes Leben zerrinnen."
    Er stellte sich vor Ellert.
    „Warst du früher - so etwas wie ein Kindermädchen?" erkundigte sich Ellert stockend.
    „Kleiner als Kinder waren die Kiemen", sagte Moroch weinerlich. „Sie verhungerten in meinen Armen, als ich nichts mehr fand, das ich in flüssige Nahrung umwandeln konnte."
    „Also eine Art Säuglingsschwester!" flüsterte Ellert und versuchte, sich das Drama vorzustellen, das sich vor mehr als 200.000 Jahren in dem Wrack auf Gorgengol abgespielt hatte. Es mußte grauenvoll gewesen sein, und anscheinend hatte die fast menschlich wirkende Persönlichkeit des Roboters noch heute darunter zu leiden.
    „Überall lauern sie", sagte der Schlüssel. „Es scheint, als ahnten sie, was wir vorhaben.
    Sucht ein dunkelblaues Fünfeck. Es markiert ein Tunnelfeld, das euch in die Schlüsselgruft bringt. Aber handelt schnell, wenn ihr darin seid! Wehe uns allen, wenn ihr versagt!"
    Ellert ergriff eine Hand Morochs.
    „Komm, bringen wir es hinter uns!" sagte er mit plötzlich aufwallender Entschlossenheit.
     
    *
     
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis sie ein riesiges Fünfeck dunkelblau aufleuchten sahen. Moroch zögerte, aber Ellert zog ihn ungestüm mit sich. Er sprang in das Fünfeck hinein.
    Und blieb plötzlich stehen, überwältigt von dem, was er sah.
    Moroch und er standen in einem gigantischen, mindestens sechs Kilometer durchmessenden Hohlraum. Die Decke schimmerte silbrig, aber der Metamorpher achtete gar nicht auf sie. Er blickte nur auf die Wände. Sie waren mit völlig lebensecht wirkenden Mosaikbildern überzogen, deren Aussagekraft so stark und klar war, daß Ellert augenblicklich wußte, was sie darstellten.
    Das Werden und Vergehen kosmischer Zivilisationen!
    Ellert ächzte unter dem Ansturm der Gefühle, die diese Darstellungen vermittelten. Er stand im Bann einer hypnotisch wirkenden Faszination, gepaart mit jubelndem geistigem Höhenflug und tiefster seelischer Erschütterung.
    Der Schlüssel schrie und tobte; Ellert nahm es
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