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1174 - Blut für Ludmilla

1174 - Blut für Ludmilla

Titel: 1174 - Blut für Ludmilla
Autoren: Jason Dark
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mit sich selbst beschäftigt, saß gegen die Hauswand gestützt, keuchte und rieb immer wieder über seinen Hals.
    Ludmilla gab nicht auf. Sie zerrte an den Handschellen. Sie versuchte alles, und ich wusste, dass sie als Untote eine immense Kraft besaß. Aber die Kette hielt, und als ich mich mit dem Kreuz näherte, da stoppte die Vampirin ihre Bemühungen.
    Ich schaute sie hart an und schüttelte nur den Kopf. Wobei ich hoffte, dass sie endlich begriffen hatte.
    Die Zeit dehnte sich jetzt. Ludmilla blieb nicht ruhig. Sie flüsterte mir immer wieder etwas zu. Aber ich hörte einfach nicht hin.
    Endlich kehrte der Pope zurück. Kurz zuvor hatte ich den Motor des Scorpios gehört, den Radu vor dem Haus abgestellt hatte. Er übergab mir den Schlüssel und fragte: »Willst du die Vampirin mitnehmen? Willst du sie wegschaffen?«
    »Ja.«
    »Wohin denn?«
    »Kümmere dich um Lasic und erkläre den anderen Bewohnern, dass sie keine Angst mehr vor einer ›Heiligen‹ zu haben brauchen. Den Rest kannst du getrost mir überlassen.«
    Er nickte nur. Dann schaute er zu, wie ich mir die Untote schnappte. Ich fasste nach ihrem linken freien Bein und zerrte sie hinter mir. Gewissensbisse brauchte ich dabei nicht zu haben, denn diese Wiedergänger verspüren keinerlei Schmerzen, auch wenn sie aussahen wie Menschen.
    Der Kofferraum des Scorpio war groß genug, um die Blutsaugerin aufnehmen zu können. Ich stopfte sie hinein und fand sogar noch Platz für mein Kreuz, das ich in ihre Nähe legte. Ich ging davon aus, dass sie versuchen würde, sich zu befreien, und ihre Kräfte waren nicht zu unterschätzen. Das Kreuz aber würde sie im Zaum halten.
    Dann stieg ich in den Wagen und startete…
    ***
    Das Krankenhaus war eine Oase der Stille. Aber der widerliche Geruch war auch in der Nacht nicht verschwunden. Ich fragte mich, wie man es hier aushalten konnte. Zugleich hoffte ich, dass Freund Marek den Bau bald wieder verlassen würde.
    Man hatte mich beim Betreten nicht gesehen. Am Eingang döste eine Nachtschwester vor sich hin, die sich wohl nur durch einen Schuss wecken ließ. Ich schlich an ihr vorbei auf die Treppe zu.
    Den Weg zu Frantisek Mareks Zimmer kannte ich. Niemand kam mir entgegen. Im Schwesternzimmer brannte mattes Licht. Ich hörte die leisen Stimmen aus den Lautsprechern der Fernsehapparate, und nur einmal tauchte ich ab in eine Nische, als mir ein müde wirkender Arzt entgegenkam, der in ein Aufnahmegerät sprach.
    Er ging vorbei. Ich hatte freie Bahn und drückte wenig später behutsam die Tür zu Mareks Krankenzimmer auf.
    Die Luft zwischen den Wänden stank erbärmlich. Zehn Menschen in einem Raum, und das bei dieser Hitze, das konnte man kaum aushalten. Die Kranken schliefen. Niemand hörte, dass ich die Tür öffnete. Ich sah mich kurz um. Es war nicht ganz dunkel. An verschiedenen Stellen brannte Licht.
    Auch an Mareks Seite war die kleine Leuchte eingeschaltet worden. Der weiche Schein berührte sein Gesicht im Schlaf. Die Züge hatten sich entspannt. Der Mund stand leicht offen. Als ich sein Bett fast erreicht hatte, hörte ich sein leises Schnarchen.
    Ich tippte ihn an.
    Er schlief weiter.
    Dann rüttelte ich ihn an der gesunden Schulter. Das reichte aus. Plötzlich öffnete er die Augen, starrte mich an, brauchte eine Weile, um zu begreifen, wer da vor ihm stand, und öffnete den Mund.
    Ich hatte Angst, dass er einen Schrei ausstieß und die anderen Kranken weckte. Blitzschnell legte ich ihm meine Hand auf die Lippen und beugte mich vor.
    »Du träumst nicht, Frantisek, ich bin es tatsächlich. Ja, ich, John Sinclair.« Ich verzog die Lippen zu einem Lächeln und löste den Griff allmählich.
    Es war an Mareks Augen zu sehen, dass er sich wieder in der Wirklichkeit zurechtfand.
    »Du?«, flüsterte er, als sein Mund wieder frei war. »Verdammt, wo kommst du denn her?«
    »Draußen vom Walde«, erwiderte ich grinsend und wurde schnell wieder ernst. »Ich wollte dich mal kurz entführen.«
    »Dafür sind die Knochenflicker zuständig.«
    »Ich habe ja nicht von einer Entlassung gesprochen. Ich wollte dich nur kurz mit nach unten nehmen. Und vergiss deinen Pfahl nicht, falls du ihn greifbar hast.«
    »Klar, habe ich. Aber wieso…?«
    »Das wirst du sehen.«
    Marek fragte nicht mehr weiter. Er streckte mir seine Hand entgegen, und ich half ihm hoch.
    Nicht weit entfernt hing an einem Haken ein alter Bademantel. Ich half Marek dabei, ihn überzustreifen. Dann wies er mich darauf hin, dass unter der Matratze sein
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