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1174 - Blut für Ludmilla

1174 - Blut für Ludmilla

Titel: 1174 - Blut für Ludmilla
Autoren: Jason Dark
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gerade erst dunkel geworden, und wir befinden uns noch im Stadium der Dämmerung. Vampire haben Zeit. Ludmilla steht noch die gesamte Länge der Nacht zur Verfügung. Sie handelt außerdem nicht so wie wir es uns wünschen.« Ich räusperte mich.
    »Außerdem weiß ich nicht, ob es gut ist, wenn wir hier weiterhin bleiben.«
    »Was denkst du denn?«
    »Ein Gang durch den Ort wäre besser. Wir müssen uns offen zeigen. Wir müssen uns gewissermaßen als Opfer anbieten. Das wäre schon ein Möglichkeit.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Kann sein«, gab er dann zu. In der nächsten Minute erlebte ich, dass sich auch der Pope seine Gedanken gemacht hatte. Und die waren gar nicht mal schlecht. Der grübelnde Ausdruck verschwand aus seinem Gesicht, als er sagte: »Ich denke immer daran, wer das Grab ausgehoben hat. Es waren vier Männer. Einer von ihnen war so etwas wie ein Anführer oder Chef. Dieser Ivo Lasic. Er wohnt ebenfalls hier in Ogonin. Wie die anderen auch. Ich habe ihn auf der Straße nicht gesehen. Es ist durchaus möglich, dass er in seinem Haus steckt. Weißt du, worauf ich hinauswill?«
    »Sicher, Radu. Du glaubst, dass Ivo von der Untoten Besuch bekommt. Dass sie ihn sich als Ersten vornimmt?«
    »Daran denke ich.«
    »Nicht schlecht«, murmelte ich.
    »Sollen wir nachschauen?«
    Ich brauchte nicht lange zu überlegen. Die Gewissheit, dass alles so zutraf, hatten wir nicht. Aber es war noch immer besser, als hier stehen zu bleiben und darauf zu warten, dass etwas passierte.
    »Und?«
    Ich nickte. »Gehen wir.«
    Der Pope atmete auf. Zugleich aber entstand auf seinem Gesicht auch eine Gänsehaut…
    ***
    Ivo Lasic hatte die Versammlung vor seinem Ende verlassen und sich klammheimlich davongestohlen. Er hatte auch nicht mehr mit seinen Freunden gesprochen. Er war durch die anbrechende Dämmerung zu seinem Haus geschlichen. Er hatte es von seinen Eltern geerbt und wohnte dort zusammen mit seiner Frau Irma, die an der Versammlung nicht teilgenommen hatte. Es war ihr von Ivo verboten worden, und Irma tat, was ihr Mann sagte.
    Als er zurückkam, stand die 35-Jährige am kalten Herd. Sie war blass und sah um Jahre gealtert aus.
    Fahrig strich sie durch die schon grauen Haare, als sie ihren Mann anschaute, der die Tür zur Küche geschlossen hatte und sich umschaute.
    »Hier ist niemand.«
    »Ich weiß!«
    Als Ivo zum Fenster gegangen war und nach draußen schaute, sprach sie ihn wieder an. »Bitte, worum geht es genau, Ivo? Ich… ich… möchte es wissen. Du musst es mir sagen!«
    Er fuhr herum. »Warum denn?«
    »Was dich angeht, das betrifft auch mich. Verdammt, wir sind doch verheiratet.«
    »Ja, sind wir!«
    »Warum ziehst du mich nicht ins Vertrauen? Ich bin doch auf dem Friedhof mit dabei gewesen. Ich habe gesehen, wie ihr das Grab geöffnet hat. Die Tote war nicht verwest. Sie… sie wurde als Heilige angesehen. Wir wollten sie verehren. Ihr habt sie in die Kapelle gebracht. Und jetzt soll das alles nicht mehr gelten?«
    Ivo holte tief Luft. »So ist es!«
    Irma ließ nicht locker. »Aber warum denn? Wieso hat sich alles so rasch geändert?«
    »Wir haben uns geirrt. Sie ist keine Heilige, obwohl ihr Körper nicht verwest.«
    Diesmal sagte Irma nichts. Sie lehnte nach wie vor am kalten Herd und nickte nur. Dabei sah sie aus, als wollte sie etwas sagen, ohne sich jedoch richtig zu trauen.
    »Hast du was?«
    »Das kann man sagen!«, gab sie flüsternd zurück. »Ich habe auch Ohren, Ivo. Auch wenn ich nicht mit in dieser Versammlung war, aber ich habe hören können, was sich die Leute hier erzählen. Und das klingt gar nicht gut.«
    »Ach. Was reden sie denn?«
    »Sie sprechen von einer Untoten. Von einer Vampirin, die das Blut der Menschen trinken wird. Ich habe auch gehört, dass es einen Toten gegeben hat. Es ist der junge Popescu. Stimmt das?«
    Lasic wusste, dass es keinen Sinn hatte, seiner Frau etwas vorzumachen. Deshalb nickte er.
    »Also stimmt es?«
    »Sicher.«
    »Und wie kam er um?«
    »Durch sie.«
    Irma schwieg. Sie senkte den Kopf. Sie faltete auch die Hände, um zu beten. Sie war fromm, ganz im Gegensatz zu ihrem Mann, der die Kirche nur selten von innen sah, obwohl er Ludmilla als Heilige akzeptiert hatte. Dafür lagen andere Gründe vor. Er und seine Freunde hatten daraus ein Geschäft machen wollen. Es war schade, dass dies schon in den Ansätzen erstickt war.
    Irma hob den Kopf wieder an. »Was sollen wir denn jetzt tun? Die Nacht bricht an. Wenn Ludmilla tatsächlich eine Untote ist,
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